Das Dunkle Netz Der Rache
gepflügt hatte, flog unter ihr dahin, Baum und Fels und Grün und Grau blitzten auf, ihr Herz pochte Daddy, Daddy, Daddy – wieder ein Hieb, der sie stürzen ließ, und der Schmerz löschte jede Erinnerung, jeden Gedanken, nahm ihr ihre Identität, und es blieb nichts von ihr, nur Arme, die sich über ihrem Kopf verschränkten, und Beine, die zum Bauch gezogen wurden, und der Schmerz …
… und ein furchtbares Krachen auf ihrem Schädel und dann nichts mehr.
11:30 Uhr
Randy rollte von der Frau weg und lag, die Hände zu Fäusten geballt, schluchzend und keuchend im Dreck. Er glaubte, sich übergeben zu müssen. Er zitterte unkontrollierbar. Seine Brust war eng und heiß, sein Herz hämmerte wie nie zuvor. Er hatte einen Herzinfarkt. Das musste es sein. Er lag im Dreck und wartete auf sein Ende.
Nach einer Weile verlangsamte sich sein Herzschlag. Er schaute hoch in den blauen Novemberhimmel, der wie ein Fluss zwischen den Bäumen schimmerte, die seine Sicht einschränkten. Sein Atem ging leichter. Das Zittern verebbte zu einem gelegentlichen Zucken. Er fühlte sich noch immer fiebrig und krank, als wäre seine Haut zu eng für den Körper, aber er musste akzeptieren, dass er nicht auf der Stelle sterben würde. Was bedeutete, dass er sich dem zerknitterten, reglosen Bündel neben sich stellen musste. Der Frau. Er drehte den Kopf, seine Kehle schmerzte. Sie war still, zu still. Und ihr weißes Gesicht war blutüberströmt. Er drehte den Kopf zurück. Sah hinauf in den Himmel. O Gott. Er würde sterben. Nicht sofort, nicht hier im Dreck inmitten der Wälder, nein. Er würde gefesselt auf einer Trage sterben, in einem sauberen Raum mit heller Beleuchtung, in Clinton. Weil er am Ende unwiderruflich die Beherrschung verloren hatte.
Er begann wieder zu weinen, heiße Tränen flossen über seine Wangen und liefen in seine Ohren. Seine Nase war verstopft, und Schleim verstopfte ihm die Kehle, bis er keine Luft mehr bekam und sich in eine sitzende Position hochstemmen und husten musste.
Erneut betrachtete er sie. Sollte er zu den Bullen gehen und sich stellen? Musste er sich als Erstes einen Anwalt besorgen? Wovon sollte er einen Anwalt bezahlen? O Gott, was wurde aus Lisa? Es würde sie umbringen. Er hatte einfach nur mit ihr zusammen sein wollen, und jetzt war er ein Mörder und würde für den Rest seines Lebens eingesperrt werden und sterben. Er wiegte sich vor und zurück, in seinem Elend gefangen.
Was sollte er tun? Was sollte er tun? Sein ganzes Leben in Trümmern, nur weil er sich nicht am Riemen reißen konnte, als diese Hexe ihn verspottet und fotografiert hatte. Er betrachtete die im Dreck liegende Kamera. Das war es. Dafür würde er in die Todeszelle kommen.
Oder auch nicht.
Der Gedanke schien ihn aus dem kalten blauen Himmel anzufliegen, durch die grauen, ächzenden Bäume auf ihn zuzukriechen. Was, wenn – er sich nicht stellte? Was, wenn er nicht gefasst wurde? Was, wenn er einfach davonging – nein, den Hügel hinunterrannte und ihren Wagen nahm und wegfuhr? Gab es etwas, das ihn mit – er wollte ihren Namen nicht nennen, aber er warf ihr einen vorsichtigen Blick zu – in Verbindung brachte? Mit ihr?
Er dachte über seinen Tag nach, über die Spur, die er hinterlassen hatte. Soweit es Lisa und seinen Schwager betraf, war er nach wie vor zu Hause. Lewis Johnson hatte ihn heute Morgen in der Fabrik gesehen, und Geraldine Bain im Postgebäude, so gegen zehn Uhr. Er hatte nichts von seinen Plänen wegen Ed Castle erzählt. In dieser Hinsicht war er sicher.
Aber das Motorrad machte alles kaputt. Der Automobilklub hatte Unterlagen. Sie hatten sein Motorrad unter ihrer Mitgliedsnummer abgeholt, und er war nicht mal dabei gewesen. Falls ein Bulle fragte, wäre es verdammt offensichtlich, dass er mit ihr zusammen gewesen war.
Als sie ihm die Mitfahrgelegenheit angeboten hatte, wollte er eigentlich, dass sie ihn bei Mike Yablonski absetzte. Dort konnte er seinen Truck abholen und Lisa nach Hause bringen.
Mike Yablonski. Was, wenn er sie gebeten hätte, ihn zuerst dort abzusetzen? Das wäre doch vernünftig gewesen. Falls jemand fragte, würde Yablonski sagen, dass Randy die ganze Zeit bei ihm gewesen war, kein Problem.
Er verschwendete keine Zeit mehr mit Grübeleien. Er schnappte sich die Kamera und wälzte sich auf die Knie. Schwankend kam er auf die Beine, wobei er es vermied, sie anzuschauen. Nach ein paar zögerlichen Schritten lief er los, dann rannte er das letzte Stück zu ihrem Auto. Seine
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