Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das dunkle Paradies

Das dunkle Paradies

Titel: Das dunkle Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert B. Parker
Vom Netzwerk:
ein und wachte in der tiefen Dunkelheit der späten Nacht wieder auf. Er fühlte sich benommen und kam sich dumm vor. Er ging ins Bett, schlief nicht besonders gut und stand im Morgengrauen mit einem gehörigen Kater auf.

    Dieses eBook wurde von der Plattform libreka! für Till Leffler mit der Transaktion-ID 2949863 erstellt.
30
    Es war eine Woche nach dem Labour Day und immer noch sommerlich, wenn man mal davon absah, dass die Kids schon wieder in die Schule gingen. Jesse war froh, kein Schüler mehr zu sein, als er hinter der Paradise Junior High School zu dem Haus von Carole Genest ging. Hier und da waren ein oder zwei gelbe Blätter an den sonst noch grünen Bäumen entlang der Main Street zu sehen. Vor dem Einkaufszentrum waren viele Erwachsene unterwegs, meist weibliche, und überall herrschte jene Betriebsamkeit, die das Leben in der Stadt prägte, wenn die Schule wieder begonnen hatte. Jesse hatte die Schuleimmer gehasst. Das lag daran, dass er es nicht mochte, wenn ihm jemand sagte, was er tun sollte, glaubte er. Andererseits hatte er gern Baseball gespielt, war gern bei den Marines gewesen und Cop in L.A., alles Tätigkeiten, bei denen einem gesagt wurde, was man tun sollte. Vielleicht gefiel es ihm nur nicht, sich in geschlossenen Räumen bevormunden zu lassen. Oder vielleicht mochte er es auch gar nicht, bevormundet zu werden. Er ließ sich gerne einsetzen … Er kam zu keinem Ergebnis, aber es war ohnehin kein Problem, das er jetzt lösen musste, also schob er es beiseite. Der riesige Ahornbaum, der Carole Genests Auffahrt überschattete, war noch vollständig grün. Jesse hielt unter dem Baum an und ließ seinen Blick über den leuchtendgrünen Rasen schweifen, der sich zwischen der Main Street und dem großen weißen Haus erstreckte. Zehn Zimmer möglicherweise und ein großer Garten mitten in der Stadt.
    Nur das jüngste Kind der Genests war zu Hause, als Carole ihn hereinließ. Der Junge saß im kleinen Zimmer mit ein paar Malbüchern und Buntstiften und kleinen Holzfiguren um sich herum und sah sich eine Werbesendung an, als wäre es eine Aufführung von »King Lear«.
    »Möchten Sie einen Kaffee?«, fragte Carole.
    »Gern.«
    Jesse folgte ihr durch das langgestreckte Esszimmer in die große, mit Kiefernholz getäfelte Küche, in der glänzende Kupfertöpfe von einem Regal über dem Herd herunterhingen. Das große Fenster ging nach hinten hinaus, auf den Garten, in dem Blumen blühten und Kiefernbäume ihre Schatten warfen.
    »Ein hübsches Anwesen«, sagte Jesse. »Wie viel Land haben Sie insgesamt?«
    »Ein drittel Hektar«, sagte Carole. Sie löffelte etwas Kaffee in den goldglänzenden Filter einer strahlend blauen Kaffeemaschine, goss Wasser hinein und schaltete sie ein. Dann setzte sie sich gegenüber von Jesse an den Küchentisch. Sie war hübsch, hatte ein leeres Gesicht und große Augen, die immer ein wenig erschrocken wirkten.
    »Wohnen Sie schon lange hier?«
    »Seit zehn Jahren.«
    Der Junge kam aus dem kleinen Zimmer herüber, mit einem rattenartigen Stofftier, das er am Ohr festhielt. Es war so ramponiert, dass Jesse nicht mehr erkennen konnte, was es darstellen sollte. Der Junge legte sich mit dem Oberkörper auf die Beine seiner Mutter und begann, während er gleichzeitig das Stofftier festhielt, am Daumen zu lutschen. Carole strich ihm abwesend über den Kopf.
    »Haben Sie es bei der Scheidung zugesprochen bekommen?«
    »Ja. Und er soll mir monatliche Alimente zahlen, aber das tut er nicht.«
    »Ist bei all Ihren Ausgaben wohl nicht einfach zurechtzukommen.«
    »Ich muss vierteljährlich Steuern zahlen, aber wenigstens fällt die Miete weg.«
    »Keine Hypothek?«
    »Nein. Jo Jo hat alles bar bezahlt, als wir geheiratet haben.«
    »In bar? Wirklich? Wann war das denn?«
    »1986. Das Haus hat 155 000 Dollar gekostet. Wahrscheinlich ist es jetzt das Fünffache wert.«
    »Würde ich auch sagen. Wo hatte Jo Jo das Geld her?«
    Carole schüttelte den Kopf. Die Kaffeemaschine hatte zu glucksen aufgehört. Sie hob den Jungen von ihrem Schoß und schenkte den Kaffee ein.
    »Was nehmen Sie?«
    »Milch und Zucker, bitte. Zwei Stück.«
    »Ist fettarme Milch in Ordnung?«
    »Klar.«
    Sie stellte den Kaffee auf den Tisch und lehnte sich wieder zurück. Der Junge warf sich wieder auf ihren Schoß und nuckelte weiter an seinem Daumen.
    »Was haben Sie mich gerade gefragt?«, fragte Carole.
    »Wo Jo Jo das Geld her hatte. 155 000 ist eine Menge Geld. 1986 war es sogar noch mehr wert.«
    »Keine

Weitere Kostenlose Bücher