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Das dunkle Paradies

Das dunkle Paradies

Titel: Das dunkle Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert B. Parker
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Bier. Bier mochte er viel lieber. Zum Teufel, sagte er zu sich selbst, er mochte sogar Pepsi lieber. Aber wenn man in einem Hotelzimmer saß, zusammen mit einer verheirateten Frau, die man jeden Moment bumsen würde, dann war das nicht der richtige Moment für Pepsi. Cissy trug ein kleines Schwarzes mit dünnen Trägern und Schuhe mit hohen Absätzen. Sie war vor ihm im Hotel angekommen und er wusste, dass sie sich dort umgezogen hatte. Er sah das braune Kleid im Schrank hängen. Der Spiegel im Badezimmer war beschlagen, was bedeutete, dass sie gerade geduscht und neues Make-up aufgetragen hatte, kurz bevor er eingetroffen war. Sie hatte den Sekt besorgt und würde für das Zimmer bezahlen. Dass er nicht zahlte, war ihm ein bisschen unangenehm. Aber er hatte ja nicht genug Geld, sie dagegen jede Menge. Ich schätze, ich muss hier vor allem Energie ins Spiel bringen, dachte er.
    »Liebst du deinen Mann?«, fragte er.
    Cissy sah ihn groß an. »Ob ich Hasty liebe?«
    »Ich meine nur, weil du dich einmal pro Woche heimlich mit mir triffst. Vielleicht auch mit anderen.«
    Cissy senkte die Augen und lächelte, um anzudeuten, dass er recht haben könnte.
    »Aber du willst dich nicht scheiden lassen, richtig?«
    »Scheidung? Nein, ich will mich nicht von Hasty scheiden lassen. Wir sind seit siebenundzwanzig Jahrenzusammen. Er hat Geld. Wir haben ein schönes Haus. Er beansprucht nicht zu viel von meiner Zeit. Wir sind zufrieden, so wie es läuft.«
    »Warum betrügst du ihn dann?«, fragte Simpson.
    Er wünschte, kaum dass er es gesagt hatte, er hätte nicht »betrügen« gesagt. Aber Cissy schien es nichts auszumachen.
    »Hasty ist nicht sehr leidenschaftlich«, sagte sie. »Ich schon.«
    »Das ist wahr«, stellte Simpson fest.
    Cissy lächelte und sah ihn von der Seite her an wie Lauren Bacall.
    »Diese Woche«, sagte sie, »sollten wir mal ein bisschen mit Stellungen experimentieren.«
    Er war eigentlich der Meinung, dass sie das schon getan hatten, aber er protestierte nicht.
    »Prima«, sagte er.

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39
    Sie fuhren nördlich von Boston über die Mystic River Bridge. Hasty steuerte den Mercedes, Jo Jo brütete neben ihm auf dem Beifahrersitz. Die Brücke war sehr hoch und in der Mitte hatte man einen guten Blick nach unten auf den großen Hafen im Westen, wo es so aussah, als würde die Stadt direkt aus dem Meer wachsen, oder nach Westen den Fluss entlang, wo weiße Dampfschwaden vom Kraftwerk in den blauen Himmel stiegen. Weder Hasty noch Jo Jo achtete auf die schöne Aussicht.
    Jo Jo machte sich Sorgen darüber, wie das Treffen mit Gino abgelaufen war. Er ärgerte sich über den Witz, er könne das Wort »Katze« nicht buchstabieren. Es war ein Fehler gewesen, dass Hasty den Typen im Vorraum Schwuchtel genannt hatte. Wahrscheinlich war er eine. Wahrscheinlich hatte Gino was mit ihm. Aber es war nicht clever, mit einem Kerl wie Gino so zu reden. Außerdem hatte es ihm nicht behagt, wie Vinnie Morris ihn angesehen hatte. Immer nur ihn, sonst niemanden. Hasty hatte keine Ahnung, was das für Typen waren. Gino hätte nur kurz mit dem Kopf nicken müssen und Vinnie hätte sie beide abgeknallt. Es hieß, dass es bei Vinnie immer ganz schnell ging. Kein Zögern. Keine Schmerzen. Genau zwischen die Augen und schon war’s vorbei. Hasty hatte das nicht kapiert. Gino hatte sich über sie beide lustig gemacht. Das war Jo Jo nicht verborgen geblieben. Aber Hasty dachte wohl, er sei unantastbar, weil er einmal pro Woche seine Kriegsspiele hinter der High School veranstaltete. Er würde sich nicht mehr so toll vorkommen, wenn Vinnie ihm eine Kugel zwischen die Augen verpassen würde. Jo Jo wusste nicht, was Gino nun unternehmen wollte, aber er würde diese Bemerkung mit der Schwuchtel bestimmt nicht auf sich beruhen lassen. Darauf konnte man glatt seinen Arsch verwetten. Jo Jo spannte seine Rückenmuskeln an und spürte, wie sie sich unter seinem Hemd wölbten. Das tat er oft, wenn er Angst hatte. Dann fühlte er sich stark. Als ob diese ganze Masse von Muskeln, die er sich antrainiert hatte, eine Art Schutzwall war.
    Hasty fand es toll, wie er sich Gino Fish gegenüber behauptet hatte. Man darf sich nicht unterkriegen lassen.Und er war sich ziemlich sicher, dass sie gemerkt hatten, was für ein harter Bursche er war. Er war nicht bloß irgendein anmaßender Banker aus der Vorstadt. Er hatte ein ganzes Regiment unter sich. Als

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