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Das dunkle Paradies

Das dunkle Paradies

Titel: Das dunkle Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert B. Parker
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ganzes Leben lang auf der Mauer zu sitzen und Dope zu rauchen.«
    »Woher zum Teufel wollen Sie denn wissen, was richtig für mich ist?«
    »Du hast mich gefragt«, sagte Jesse. »Dich hier von der Mauer zu jagen, ist ganz offensichtlich nicht der richtige Weg, dir zu helfen, das Richtige zu tun.«
    »Warum zum Teufel sitzen Sie dann hier und labern rum?«
    Jesse lächelte sie an.
    »Ich versuche das Richtige zu tun.«
    Michelle starrte ihn lange an.
    »Mein Gott, Sie sind echt verrückt.«
    Jesse holte eine Visitenkarte aus der Brusttasche seines weißen Uniformhemds und reichte sie Michelle.
    »Falls du mal Hilfe brauchst, ruf mich an.«
    Michelle nahm die Karte, als wüsste sie nicht, was das ist.
    »Ich brauch keine Hilfe.«
    »Das weiß man nie«, sagte Jesse und stand auf. »Dasist auch so etwas, um das wir uns kümmern.« Er drehte sich um und ging zu seinem Wagen. Sie starrte ihm hinterher, als er fortging, und beobachtete, wie das Auto wegfuhr. Sie blickte ihm nach, wie es über die Main Street fuhr, bevor es auf die Forest Hill Avenue abbog und verschwand. Dann sah sie einen Moment lang die Karte an und steckte sie in die Tasche ihrer Jeans.

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    Der DJ im Club 86 trug ein zerknittertes Hemd und eine Smokingjacke, die mit silbernen Noten bestickt war. Er legte Platten auf und machte Ansagen, aber es war so laut im Lokal, dass niemand ihn verstehen konnte. Einige Leute tanzten, aber die meisten saßen an kleinen Tischen gegenüber dem langen Tresen und tranken.
    Tammy Portugal saß allein auf einem Barhocker, trank einen Long Island Iced Tea und rauchte Camel Lights. Sie trug enge Karottenjeans, Pfennigabsätze, keine Strümpfe und ein kurzärmeliges Oberteil, das ihren Bauch freiließ. Sie hatte außerdem ihre beste schwarze Unterwäsche angezogen, falls sich irgendwas ergeben sollte. Sie hatte ihren Scheck mit den Alimenten eingelöst. Also befand sich genügend Geld im Portemonnaie. Die Kinder waren bis morgen Nachmittag bei ihrer Mutter untergebracht. Sie hatte eine Nacht und einen halben Tag für sich und konnte tun und lassen, was sie wollte.
    Sie hatte bemerkt, dass er ihr von gegenüber Blickezuwarf, und sich endlich dazu durchgerungen, ihn anzusehen. Er sah aus wie Arnold Schwarzenegger, aber hübscher. Muskulös, lange Haare. Seine blassen Augen sehen gefährlich aus, dachte sie, und das machte sie an. Sie hatte ihn schon vorher gesehen und beobachtet, wie er durch die Bar gegangen war. Hatte bemerkt, wie vorsichtig die Männer in seiner Nähe sich benahmen. Hatte bemerkt, wie viele Frauen ihm nachsahen, als er an ihnen vorbeiging. An ihn hatte sie gedacht, das wusste sie jetzt, als sie sich ihre schwarze Unterwäsche angezogen hatte. Sie fragte sich, ob er wohl sanft im Bett sein würde oder brutal. Und plötzlich spürte sie diesen Schock in der Rippengegend, als ihr klar wurde, dass er auf sie zukam.
    »Hallo«, sagte er. »Was trinkst du?«
    Sie mochte es, wie er auf sie zuging. Er fragte nicht, ob sie allein war. Ein Mann wie er musste sich keine Sorgen darum machen, ob sie allein gekommen war oder nicht. Wenn er sie haben wollte, nahm er sie einfach.
    Sie sagte ihm, was sie trank, und versuchte ihre Stimme im Zaum zu halten. Sie hätte gern so eine kehlige Stimme gehabt wie diese Schauspielerin in einer der Soapoperas und sie übte manchmal mit dem Tonbandgerät, wenn sie allein war.
    Er zwängte sich durch die Menge vor der Bar hindurch und verschaffte sich Platz neben ihr, wo vorher keiner gewesen war. »Seven-up und Ginger-Ale«, sagte er zum Barkeeper, »und einen Long Island Iced Tea.«
    Er legte einen Ellbogen auf den Tresen und sah ihr direkt in die Augen. Sie schob sich auf ihrem Barhocker herum, als wolle sie sich so setzen, dass sie besser mitihm reden konnte, und presste ihr Knie gegen seinen Oberschenkel.
    »Ich hab dich schon mal gesehen«, sagte er.
    Sie mussten sich sehr nahe zueinander beugen, um einander in dem Lärm verstehen zu können.
    »Ich bin seit einer Woche unterwegs und suche meinen Traummann«, sagte sie.
    »Vielleicht hast du ja heute Glück.«
    »Vielleicht.«
    Sie legte den Kopf ein wenig zurück, senkte die Augenlider und musterte ihn abschätzend.
    »Du bist ’n Single, stimmt’s?«, sagte er. »Wenn ich so was wie dich zu Hause hätte, würde ich dich nicht rauslassen.«
    »Geschieden«, sagte sie.
    »Warum?«
    »Weil mein Mann ein Schlappschwanz

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