Das dunkle Paradies

Titel: Das dunkle Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert B. Parker

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sieht docheher aus wie ein Mord im Affekt, aus Wut oder Sadismus oder Wahnsinn oder allem zusammen. Es gibt keinerlei Hinweise auf einen berechnenden, intelligenten Täter, der so tut, als habe er etwas mit den anderen Verbrechen zu tun.«
    »Es sei denn, der Kerl ist noch schlauer als wir denken, und weiß, dass wir das denken.«
    »Wie lange sind Sie schon bei der Polizei?«, fragte Jesse.
    »Einundvierzig Jahre.«
    »Eine ganze Menge mehr als ich, aber auf wie viele geniale Verbrecher sind Sie bei Ihren Mordfällen in all den Jahren gestoßen?« Healy lächelte.
    »Auf etwa so viele wie Sie«, sagte er.
    »Also bei genauso vielen Gelegenheiten, wie wir hatten, im Baseball-Stadion bei einer Meisterschaft aufeinanderzutreffen.«
    »Das heißt, gar keine«, stellte Healy fest.
    Sie nippten beide an ihrem Whisky.
    »Verdächtigen Sie jemanden?«, fragte Healy.
    »Ich habe keine Beweise.«
    »Aber Sie denken an jemand Bestimmtes.«
    Jesse zuckte mit den Schultern. »Es gibt da einen Typen in der Stadt, der einen ziemlichen Groll gegen die Polizei hegt oder, genauer gesagt, gegen mich.«
    »Solche Typen gibt es in jeder Stadt. Das bringt die Polizeiarbeit so mit sich.«
    »Ich weiß.«
    »Aber Sie wollen mir seinen Namen trotzdem nicht nennen?«
    Jesse zuckte mit den Schultern.
    »Das wäre nicht korrekt«, sagte er. »Auch Ihnen gegenüber. Ich hab nicht die geringsten Beweise.«
    Healy nickte. »Kannten Sie den früheren Polizeichef hier?«
    »Nein.«
    »Wissen Sie, dass er in Wyoming ermordet wurde?«
    »Oh Mann, Ihnen entgeht aber auch nichts«, stell Jesse fest.
    »Ich lese gern alle Neuigkeiten, die reinkommen.«
    »Er wurde in die Luft gejagt, auf der Straße nach Gillette.«
    »In dieser Stadt hat es seit über zehn Jahren keinen Mord mehr gegeben«, sagte Healy. »Und jetzt haben Sie plötzlich zwei in einem Monat.«
    »Ich hasse solche Zufälle. Sie nicht auch?«, fragte Jesse.
    »Ja. Sehen Sie da irgendeine Verbindung?«
    »Bis jetzt nicht.«
    »Aber Sie versuchen es herauszufinden.«
    »Das werde ich tun.«
    Healy nickte wieder. »Natürlich gibt es manchmal die merkwürdigsten Zufälle«, sagte er.
    »Wir werden das berücksichtigen.«
    Healy nickte, trank seinen Whisky aus, goss noch
    etwas in Jesses Glas und verstaute die Flasche in seiner Aktentasche.
    »Wir bleiben in Verbindung«, sagte er.

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44
    Hasty Hathaway schlenderte in Jesses Büro, schloss die Tür hinter sich, trat näher und setzte sich, das eine Bein angewinkelt, auf die Ecke des Schreibtischs.
    »Was hat der Captain von der Staatspolizei gesagt?«, fragte er.
    »Ich wünsche Ihnen auch einen guten Morgen, Hasty.«
    Hathaway schüttelte den Kopf, als hätte er Wasser im Ohr.
    »Was hat er gesagt?«
    »Er heißt Healy«, erklärte Jesse. »Er ist der Chef des Morddezernats. Er wollte mit mir über den Mord an Tammy Portugal reden.«
    Hathaway schüttelte wieder den Kopf, diesmal langsamer.
    »Wir brauchen so was nicht, Jesse«, sagte er. »Wir können unsere Probleme selbst lösen.«
    »Wir haben nicht die forensischen Möglichkeiten für die Ermittlungen in einem Mordfall, Hasty. Aber er hat sie.«
    Hathaway streckte die Hand aus und gab Jesse einen Klaps auf die Schulter.
    »Wir haben vollstes Vertrauen in Sie und Ihre Männer, Jesse. Es ist wirklich nicht nötig, dass die Staatspolizei unsere schmutzige Wäsche wäscht, um es mal so auszudrücken.«
    Jesse hasste es, berührt zu werden, vor allem hasste er es, einen Klaps auf die Schulter zu bekommen. »Ich bin ein guter Polizist«, sagte er. »Aber ein Polizist istmeist das Produkt der umfassenden Unterstützung, die er genießt. Wir sind nicht für eine Morduntersuchung ausgerüstet.«
    »Wir möchten nicht, dass dieser Staatspolizist seine Nase in unsere Angelegenheiten steckt«, sagte Hathaway. Sein freundlicher Ton war schlagartig verschwunden.
    »Nun, ich glaube nicht, dass wir in dieser Hinsicht viel ausrichten können«, sagte Jesse. »Selbst wenn ich ihn hier nicht haben wollte, gäbe es keine Möglichkeit ihn rauszuhalten.«
    Hathaway schwieg. Das eine Bein noch immer auf der Kante von Jesses Schreibtisch, trommelte er mit den Fingern der rechten Hand auf der Tischplatte. Sein Gesicht wirkte jetzt sehr angespannt. Die Falten waren tiefer geworden, die blassblauen Augen schmaler. Er sah wütend aus.
    »Jesse, um eins mal klarzustellen«, sagte er schließlich. »Entweder sind