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Das dunkle Paradies

Das dunkle Paradies

Titel: Das dunkle Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert B. Parker
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Jesse.«
    Jesse antwortete nicht.
    »Rufst du mich bald wieder an?«, fragte Jenn.
    »Ja.«
    »Ich meine morgen, jeden Tag, damit ich weiß, dass alles in Ordnung ist.«
    »Ja.«
    »Ich liebe dich immer noch, Jesse.«
    »Vielleicht.«
    »Wirklich, Jesse. Liebst du mich auch noch?«
    »Vielleicht.«
    Nachdem sie beide aufgelegt hatten, stand er da und starrte auf sein halbvolles Whiskyglas mit den schmelzenden Eiswürfeln. Er griff danach, nahm einen Schluck und spürte, wie die heiße und gleichzeitig kühle Flüssigkeit seine Kehle hinunterlief. Er merkte, dass er kurz davor war, in Tränen auszubrechen. Er wollte es nicht und drängte das Gefühl zurück. Jenn, dachte er. Mein Gott!

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52
    Michelle saß zusammen mit Jesse auf der Mauer. Sie unterhielten sich. Ein paar andere Kids saßen weiter unten auf der Mauer und taten so, als würden sie nicht zuhören und seien überhaupt viel zu cool, um den Polizeichef zu beachten, der sich zu ihnen gesellt hatte.
    »Haben Sie eine Zigarette?«, fragte Michelle.
    »Nein.«
    »Rauchen Sie nicht?«
    »Nein.«
    »Haben Sie mal?«
    »Nein.«
    »Wie kommt’s?«
    »Ich war früher Sportler«, sagte Jesse. »Dachte, mir geht dann die Puste aus.«
    »Wahnsinn.«
    Jesse starrte auf die Blätter, die überall auf dem Rathausplatz herumlagen, manche waren karmesinrot, andere kastanienbraun und gelb, an den Rändern manchmal noch etwas grün. So etwas hatte er bisher noch niegesehen, außer auf Kalenderbildern, denn er war in Arizona und Kalifornien aufgewachsen.
    »Ich wohne direkt neben Ihrer Freundin«, sagte Michelle. »Abby Taylor.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Manchmal hab ich gesehen, wie Sie mit ihr zusammen nach Hause gekommen sind.«
    »Hmhm.«
    »Schlafen Sie mit ihr?«
    »Warum willst du das wissen?«
    »Will ich gar nicht, ist mir völlig egal. Ich denke nur, dass Sie, wenn Sie den Leuten klarmachen wollen, wo es langgeht, nicht mit ihnen schlafen sollten.«
    »Wieso nicht?«, sagte Jesse.
    »Wieso nicht?«
    »Ja, wieso soll ich als Polizeichef nicht mit jemandem schlafen?«
    »Ist mir völlig egal, was Sie machen, aber es ist doch bescheuert, es selbst zu tun und anderen Leuten zu verbieten.«
    »Hab ich dir jemals gesagt, du sollst es nicht tun?«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Es gibt kein ›du sollst nicht‹.«
    »Das ist aber nicht gerade das, was die meisten Erwachsenen sagen.«
    »Ich gehe jede Wette ein, dass du gar nicht weißt, was die meisten Erwachsenen sagen. Du weißt, was einige von ihnen sagen, und du glaubst, dass alle so sind.«
    »Also denken Sie, dass es in Ordnung ist?«
    »Sex? Na klar.«
    »Für mich?«
    »Für jeden, der weiß, was er tut und warum er es tut, und für jede, die schlau genug ist, nicht schwanger zu werden, wenn sie nicht will, und kein Aids oder einen schlechten Ruf zu bekommen.«
    »Ich hab schon mal mit jemandem geschlafen«, sagte Michelle.
    Jesse nickte.
    »Hab ich mir schon gedacht«, sagte er.
    »Ich finde es nicht so toll.«
    »Manchmal ist es das schon. Kommt wahrscheinlich darauf an, mit wem man schläft und wann und wie man sich insgesamt fühlt.«
    Jesse machte eine Pause und lächelte.
    »Obwohl«, fuhr er fort, »ich hab es ehrlich gesagt immer gemocht.«
    Michelle sah hinüber zu den beiden rattenartigen Jungs am Ende der Mauer und senkte die Stimme.
    »Wenn ein Typ, Sie wissen schon, wenn er kommt und einen vollspritzt, kann man davon schwanger werden?«
    »Er muss schon in dir drin kommen.«
    »In … da unten drin?«
    »In deiner Vagina«, sagte Jesse. »Vielleicht ist mal eine schwanger geworden, weil’s ihr auf die Schenkel gespritzt ist, aber darüber würde ich mir keine Gedanken machen.«
    Michelle schwieg, baumelte mit den Beinen und starrte zwischen ihnen hindurch auf den Boden.
    Jesse sah wieder hinüber zum Rathausplatz, wo die Blätter von den Bäumen fielen. Was die Blätter so strahlen ließ, bemerkte er jetzt, war der Hintergrund aus Immergrün,vor dem die Bäume standen. Die welkenden Bäume sahen bunter aus wegen der Bäume, deren Blätter sich nicht verfärbten. Darin könnte man sicherlich einen tieferen Sinn sehen, dachte Jesse. Aber ihm fiel keiner ein.
    »Tun Sie’s also?«, fragte Michelle.
    Sie blickte immer noch zu Boden, und während sie sprach, drehte sie die Zehen nach innen und wieder nach außen.
    »Das geht dich nichts an.«
    »Ist es Ihnen peinlich, darüber zu reden?«
    »Nein«,

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