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Das dunkle Paradies

Das dunkle Paradies

Titel: Das dunkle Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert B. Parker
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Weile. Hinter ihnen hörte die Band auf zu spielen und man hörte stattdessen Stimmengewirr und Gläserklirren.
    »Als wir uns kennengelernt haben«, sagte Hasty, »war sie ’ne heiße Nummer. Das war ein Grund, warum ich sie geheiratet habe, schätze ich. Ich hatte nie viele Freundinnen, und als ich sie kennenlernte …« Er schüttelte den Kopf. »Aber kaum waren wir verheiratet, war sie nicht mehr interessiert. Das Verrückte ist, dass wir, wenn wir uns verabredet hatten, alles Mögliche machten, aber nicht das, Sie wissen schon. Wir haben rumgefummelt, so würde man das wohl nennen. Aber niemals haben wir es richtig miteinander getrieben. Wir wollten unsere Beziehung nicht entwerten.«
    Hasty lachte höhnisch über sich selbst.
    »Wir haben oft darüber geredet, dass wir es uns für die Ehe aufheben wollten«, fuhr er fort. »Dann haben wir geheiratet und sie war nicht mehr interessiert. Verstehen Sie? Sie legte sich hin, schloss die Augen und dachte an sonst was. Es war eine echte Aufgabe.«
    »Eine Ehe ist wohl etwas anderes als eine Beziehung.«
    »Scheint so.«
    Auf der anderen Seite der Bucht tuckerte ein kleines Boot von einer der im tiefen Wasser verankerten Jachten Richtung Hafenkai. Seine Positionslichter sahen im Dunkeln aus wie Sternschnuppen. Hasty trank sein Glas aus. Jesse hatte seins schon geleert.
    »Ich hab schließlich entschieden, dass sie frigide sein muss und dass dieses ganze schwülstige Gerede vor der Heirat nur dazu da war, mich rumzukriegen. Aber Sie wissen ja, wie das mit einer Ehe ist. Man meint, dassman es irgendwie durchziehen muss. Nach einer Weile sieht’s dann beinahe so aus, als wäre alles in Ordnung.«
    »Ja«, sagte Jesse, »ich weiß.«
    »Kommt sie Ihnen frigide vor?«
    »Schwer zu sagen.«
    »Kommen Sie, Jesse. Sie hat uns beide vor zehn Minuten auf der Tanzfläche blamiert. Kam sie Ihnen frigide vor?«
    »Nein.«
    »Wie kommt’s dann also, dass sie zu Hause kalt wie’n Eisblock ist und bei anderen Männern dahinschmilzt?«
    »Ich bin Polizist, Hasty. Das ist eine Frage für einen Analytiker.«
    »Ach was, die sind doch alle selbst verrückt.«
    Jesse sagte gar nichts.
    »Na ja, wie dem auch sei, ich hab mich damit abgefunden. Wir leben zusammen. Bis auf den Sex mag ich sie auch. Wir kommen gut miteinander zurecht. Ich weiß, was sie macht, wenn ich nicht zu Hause bin, dass sie sich mit anderen Männern trifft. Ich bin mir sicher, dass sie bei denen ganz schön scharf rangeht. Ich … ich …« Hasty machte eine nutzlose Geste. »Wir kommen zurecht.«
    »Hauptsache, es funktioniert«, sagte Jesse. »Haben Sie jemanden sonst?«
    »Neben ihr, meinen Sie? Nein.«
    Jesse nickte.
    »Wie auch immer«, fuhr Hasty fort, als würde er eine schwierige Ansprache beenden. »Ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich Ihnen nichts übelnehme. Ich möchte mich für meine Frau entschuldigen.«
    »Natürlich, kein Problem.«
    Sie schwiegen wieder, blickten beide auf die schwarze Bucht hinaus, die Ellbogen auf das Geländer gestützt, jeder mit einem Plastikbecher in der Hand. Das Boot hatte jetzt die Kaimauer erreicht und verschwand. Seine Lichter verloschen. Die Dunkelheit zwischen den beiden Männern und der Stadt am anderen Ufer war undurchdringlich. Hasty gab Jesse einen Klaps auf den Rücken.
    »Da drin gibt’s ’ne ganze Menge zu futtern«, sagte Hasty. »Wir gehen besser mal rein und schnappen uns was, bevor die anderen es uns weggegessen haben.«
    »Ja, stimmt«, sagte Jesse. »Gehn wir lieber wieder rein.«

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57
    Jesse saß an seinem Schreibtisch, als Molly Bobby Portugal hereinführte.
    »Erinnern Sie sich noch an mich?«, fragte Portugal.
    »Klar«, sagte Jesse. »Setzen Sie sich doch.«
    »Das Haus wird gerade geräumt«, sagte Portugal.
    »Das, in dem Sie mit Tammy gelebt haben?«
    »Ja, deshalb musste ich von Springfield rüberkommen, um ein paar Sachen abzuholen, die ich dort gelassen hatte. Wahrscheinlich hab ich gehofft, dass es eine gute Gelegenheit wäre, wieder zurückzukommen. Also dachte ich mir, ich komm mal vorbei und frage, wie’s in dem Fall vorangeht.«
    »Es gibt kaum richtige Beweise.«
    »Haben Sie ihr Tagebuch?«
    Jesse schwieg eine Weile. Dann stand er auf, ging an Portugal vorbei und schloss die Tür.
    Als er wieder an seinem Schreibtisch saß, sagte er: »Tagebuch?«
    »Ja. Sie haben’s nicht erwähnt, als sie in Springfield waren, aber ich dachte mir,

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