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Das dunkle Paradies

Das dunkle Paradies

Titel: Das dunkle Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert B. Parker
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so sind sie halt, die Bullen, verstehen Sie? Ich will ja nichts gegen die Polizei sagen, ich ging einfach davon aus, dass Sie es haben und aus irgendeinem Grund nicht mit mir darüber reden wollten.«
    »Sie hat Tagebuch geführt?«
    »Seit ich sie kenne, jeden Abend, bevor sie einschlief.
    Sogar nachdem wir Sex hatten. Wenn wir fertig waren, hat sie in ihr verrücktes Tagebuch geschrieben.«
    »Haben Sie mal drin gelesen?«
    »Nein. Es war eins von diesen Lederdingern mit einem Schloss dran. Sie trug den Schlüssel an einem Bund um den Hals. Ein kleiner, goldener Schlüssel. Sie hatte ziemlich große Ziele. Ich glaube, sie dachte, wenn sie alles aufschreibt, was sie tut, würde sie eines Tages jemanden finden, der ihr helfen würde, ein Buch über ihr aufregendes Leben zu veröffentlichen.«
    Portugal schüttelte den Kopf und lächelte grimmig. »Zum Beispiel, wie ich ihr ein Kind gemacht habe.«
    Jesse schwieg.
    »Wenn Sie also das Tagebuch hätten, dachte ich mir, würde Ihnen das einiges sagen. Zum Beispiel, wen sie traf, mit wem sie ausging. Irgendwas. Sie blieb nicht gern zu Hause vor dem Fernseher.«
    Jesse schüttelte langsam den Kopf.
    »Sie haben es nicht, stimmt’s?«, stellte Portugal leicht überrascht fest.
    »Nein. Haben Sie in der Schublade nachgesehen, wo sie es aufbewahrte?«
    »Ja, klar. Deshalb bin ich ja drauf gekommen. Es war nicht drin. Haben Sie den Schlüssel gefunden, als Sie sie … gefunden haben?«
    Jesse schüttelte den Kopf.
    »Vielleicht haben Sie ihn übersehen.«
    »Nein.«
    »Sie hatte ihn immer bei sich.«
    »Sie war splitternackt«, sagte Jesse so sanft, wie er konnte. »Wir hätten ihn bemerkt.«
    Portugal saß eine Weile da und starrte ins Nichts.
    »Ja, klar«, sagte er dann, »Sie hätten ihn bemerkt. Haben Sie ihre Kleider gefunden?«
    »Nein.«
    Portugal nickte, als sei das sehr bedeutsam.
    »Wenn man sehr lange ein Tagebuch führt«, sagte Jesse, »schreibt man viele Bände voll. Hat sie die alten Bücher aufgehoben?«
    »Ja. Ich glaube schon. Als wir heirateten, hat sie ein neues gekauft und das war das Einzige, das ich kannte. Wahrscheinlich hat sie die anderen zu Hause bei ihrer Mutter gelassen.«
    »Glauben Sie, dass ihre Mutter es an sich genommen hat?«
    Portugal dachte kurz nach.
    »Könnte sein. Sie waren dort und haben alles mitgenommen. Das Haus soll am Montag verkauft werden. Ich bekomme nichts davon. Sie bekommen alles. IhreMutter wollte nicht mal, dass ich meine eigenen Sachen abhole. Sie hat es nie verkraftet, dass ich ihre kleine Tochter geschwängert habe. Aber ihr Vater ist ganz in Ordnung. Er rief mich an und hat mich gefragt, ob ich meine Sachen holen will. Die Mutter hätte sie wohl lieber in den Müll geschmissen.«
    Jesse klopfte mit den Fingern auf die Schreibtischplatte. Schließlich sagte er: »Ich hab ja Ihre Telefonnummer. Falls ich etwas erfahre, ruf ich Sie an.«
    »Das wäre wirklich nett.«
    »Ich versprech’s Ihnen. Und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie das Tagebuch niemandem gegenüber erwähnen würden.«
    »Klar«, sagte Portugal. »Kein Problem.«
    »Danke.«
    »Ich hab allerdings schon meiner Freundin von Tammys Tagebuch erzählt.«
    »Sagen Sie ihr halt, sie soll mit keinem drüber reden.«
    »Na ja, da ihr Mann nichts von mir weiß, gehe ich mal davon aus, dass sie den Mund halten kann.«
    »Wollen wir’s hoffen«, sagte Jesse.
    Und sie lachten beide, während Portugal aufstand.

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58
    Lou Burke stieg in seinen Wagen, als Jesse die Beifahrertür aufzog und sich neben ihn setzte.
    »Fährst du auf Streife?«, fragte Jesse.
    »Ja.«
    »Macht’s dir was aus, wenn ich mitkomme? Ich bin viel zu oft im Büro.«
    »Komm ruhig mit.«
    Burke parkte rückwärts aus und bog auf die Main Street. Zwischen ihnen lag eine Schrotflinte.
    »Schau doch mal nach, ob der Gummipfropfen im Lauf steckt«, sagte Burke. »Peter Perkins hat den Wagen vor mir gehabt.«
    Jesse sah sich den Gewehrlauf an. Er blies den Staub weg.
    »Kein Gummipfropfen«, stellte er fest.
    »Die Jungs haben einfach keinen Respekt vor den Waffen«, sagte Burke. »Hab ich recht?«
    »Bei der Armee würden sie damit nicht durchkommen.«
    »Warst du bei den Marines?«
    »Semper Fi. Und du?«
    »Navy.«
    »Was hast du da gemacht?«
    Burke lächelte. »Alles Mögliche. Hatte mich auf Lebenszeit verpflichtet.«
    »Zwanzig Jahre?«
    »Ja. Jetzt bin ich im Ruhestand.«
    Jesse

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