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Das dunkle Paradies

Das dunkle Paradies

Titel: Das dunkle Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert B. Parker
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lächelte. Burke steuerte den Wagen die Indian Hill Road hinauf. Der farbenfrohe Blätterwald war schütter geworden, die Blätter waren größtenteils abgefallen. Viele Bäume waren bereits kahl oder so gut wie. Aber seltsamerweise hatten einige doch noch Blätter, und diese Blätter waren grün.
    »Hattest du auch mal mit Bomben zu tun?«, fragte Jesse.
    Burkes Augenlider zuckten leicht, als er unwillkürlich zu Jesse blickte und sich dann wieder der Straße zuwandte.
    »Ja, ein bisschen.«
    Jesse nickte. Oben auf dem Indian Hill lenkte Burke den Streifenwagen langsam durch den Park. Die Kinder waren in der Schule, es war kühl. Im Park war niemand zu sehen, bis auf einen weißhaarigen Mann in einer schwarzweiß karierten Wolljacke, der einen alten Labrador ausführte.
    »Schon seltsam, wie ruhig es in einer Stadt ist, wenn die Kinder in der Schule sind«, stellte Jesse fest.
    Burke sagte nichts.
    »Bist du mal in Denver gewesen?«, fragte Jesse.
    »Denver?«
    »Ja.«
    »Warum fragst du?«
    Jesse lächelte ihn an. »Warum nicht?«
    »Jesse, du führst doch was im Schilde. Es wäre besser wenn du’s klar aussprechen würdest.«
    »Ich spreche es ganz klar aus«, sagte Jesse, immer noch lächelnd. »Warst du mal in Denver?«
    »Ja.«
    Jesses Lächeln verschwand.
    »Wann warst du zum letzten Mal dort?«, fragte er. Vom Indian Hill aus konnte man den ganzen Hafen überblicken. Er lag ruhig da im Herbstlicht, wie die ganze alte Stadt mit ihren verwaschenen Schindeldächern, roten Backsteinmauern und Kirchtürmen, die sich am Rand des dunklen Wassers entlangzog. Man konnte über die Bucht hinweg bis hin zum Paradise Neck sehen,zur gläsernen Fassade des Jachtclubs, die über dem Meer thronte, und weiter über den mit Immergrün bewachsenen Berg bis zu den weißen und grauen Häusern dahinter, von denen aus man direkt auf den Atlantik blickte.
    Burke antwortete nicht. Er wendete und fuhr wieder den Berg hinunter ins Stadtzentrum.
    »Wann warst du das letzte Mal in Denver, Lou?« Burke schüttelte den Kopf.
    »Ich fahr zurück zur Wache.«
    Burke schwieg. Jesse unterbrach das Schweigen nicht. Es gab keinen Grund Burke in das einzuweihen, was er wusste. Jesse war noch nie in Schwierigkeiten gekommen, weil er zu viel ausgeplaudert hatte. Der Streifenwagen schob sich auf seinen Platz vor der Polizeistation.
    »Du wirst bis auf Weiteres vom Dienst suspendiert, Lou.«
    Burke drehte sich zu ihm um und wollte etwas sagen, hielt jedoch inne.
    »Deine Pistole und die Dienstmarke kannst du bei Molly abgeben«, sagte Jesse.
    Als sie ausgestiegen waren, warf Burke Jesse über das Wagendach hinweg einen Blick zu.
    »Mistkerl«, sagte er.
    Burkes Stimme klang belegt, als würde etwas ihm den Hals zuschnüren. Und in seinem Gesicht bemerkte Jesse etwas, das er so nicht kannte. Zwar hatte er in South Central eine Menge Hass zu spüren bekommen, aber dieser Gefühlsausbruch in Burkes Gesicht war weit mehr als bloßer Hass. Jesse fühlte einen Ekel, als hätte er gerade etwas wirklich Abartiges gesehen. Er kam sichvor, als müsste er dagegen ankämpfen wie gegen eine heftige Sturmböe.
    »Pistole und Dienstmarke bei Molly abgeben«, wiederholte er.

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    Tammy Portugals Mädchenname war Gennaro. Ihre Eltern wohnten in einem kleinen, hässlichen Haus, das mal ein Sommerhäuschen gewesen war, gegenüber einem sumpfigen Meeresarm, den die Kinder den Aalteich nannten. Die Umwandlung der Hütte in ein Wohnhaus war ganz offensichtlich nur stockend vonstatten gegangen. Die hintere Mauer der Küche war noch immer unvollendet, im Korridor klebten silbrige Isolierfolien an den Wänden. Der Küchentisch, an dem Jesse saß, war aus Metall und hatte eine Emailleplatte. An beiden Seiten konnte man ihn ausziehen. Die Tasse, aus der Mr. Gennaro seinen Instantkaffee trank, hatte die Form eines kleinen, bärtigen Gnoms. Mrs. Gennaro stand in ihrem geblümten Hauskleid und weißen Hausschuhen am Herd und setzte Wasser auf, falls jemand noch mehr Instantkaffee haben wollte. In den rechten Hausschuh hatte sie ein Loch geschnitten, um ihrem kleinen Zeh mehr Freiraum zu gönnen. Sie war ziemlich stämmig, nicht gerade fett, aber recht breit an Hüften und Schultern. Ihr Haar war weiß und hatte eine Dauerwelle, sie trug eine randlose Brille.
    »Wollen Sie wirklich keinen Kaffee?«, fragte sie.
    »Nein, vielen Dank, Ma’am.«
    Jesse hasste Instantkaffee. Ihm

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