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Das dunkle Paradies

Das dunkle Paradies

Titel: Das dunkle Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert B. Parker
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manövrierte Cissy, deren Augen halb geschlossen waren, in Hastys Arme.
    Die Band stimmte einen alten Beatles-Song an. Er fand Abby neben der Bar, in der Hand einen Martini. Die Theke war etwas verwaist, weil die Leute zu tanzen begonnen hatten.
    »Der letzte Tango in Paris?«, fragte Abby.
    »Hilfe«, sagte Jesse.
    Er bestellte einen neuen Scotch.
    »Wie küsst sie denn so?«, fragte Abby.
    »Es gibt bessere.«
    »Schön zu hören.«
    Abbys Augen glänzten und Jesse merkte, dass siewahrscheinlich auch ein bisschen betrunken war. Er wusste, dass ihre Beziehung nichts an ihrem Alkoholproblem geändert hatte. Er griff nach seinem Scotch. Vorsichtig. Er nahm einen kleinen Schluck und stellte das Glas wieder auf die Theke zurück. Morris Comden, einer der Stadträte, durchquerte den Raum und fragte Jesse, ob er den nächsten Tanz mit Abby haben könnte. Das war das Kühnste, was Comden sich geleistet hatte, seit Jesse nach Paradise gekommen war. Bei den Stadtratsversammlungen saß er schweigend da und achtet auf Hasty, damit er wusste, wie er abstimmen sollte.
    »Fragen Sie sie selbst«, sagte Jesse.
    Abby lächelte und sagte: »Aber gern« und ging mit ihm auf die Tanzfläche. Über Comdens Schulter hinweg streckte sie Jesse die Zunge raus. Jesse lächelte ihr zu und nippte an seinem Scotch. Hasty Hathaway kam an die Bar.
    »Einen Wild Turkey«, sagte er zum Barkeeper. »Pur, einen Eiswürfel.«
    Er bekam seinen Drink, drehte sich um und legte einen Arm um Jesses Schultern.
    »Meine Frau dreht immer durch, wenn sie was getrunken hat.«
    »Kein Problem«, sagte Jesse.
    Hasty nahm einen Schluck.
    »Ein echtes Labsal«, sagte er.
    Jesse nickte. Die Tänzer schoben sich über die Tanzfläche. Die meisten tanzten ziemlich schlecht, stellte Jesse fest. Er fragte sich, ob Comden abkommandiert worden war, mit Abby zu tanzen, damit Hasty ein Gesprächvon Mann zu Mann mit ihm führen konnte. Cissy war nirgendwo zu sehen.
    »Frauen sind ziemlich eigenartige Wesen, was, Jesse?«
    »Ja«, sagte Jesse, »das stimmt wohl.«
    »Ich schätze, Sie haben eine Menge Zeit darauf verwandt, einiges über sie rauszufinden.«
    »Hmhm.«
    »Wo Sie doch geschieden sind und so.«
    »Versuch immer noch, es rauszufinden«, sagte Jesse.
    »Tja«, sagte Hasty, »so sind die Frauen nun mal, schätze ich. Wenn du es schneller haben willst, wollen sie es langsamer haben. Und wenn du es langsamer haben willst, wollen sie es schneller.« Hasty schüttelte den Kopf.
    »Sie und Cissy machen doch einen ganz glücklichen Eindruck.«
    »Ciss? Oh ja, klar, sind wir auch. Aber selbst eine glückliche Ehe ist kein Zuckerschlecken. Man muss sich arrangieren.«
    Hasty trank den Rest seines Wild Turkey aus und bestellte einen neuen.
    »Sexuelle Probleme?«, fragte er dann.
    »Wer?«
    »In Ihrer ersten Ehe. Normalerweise sind es sexuelle Probleme, die eine Ehe zu Bruch gehen lassen.«
    »Nein«, sagte Jesse. »Wir hatten keine sexuellen Probleme.«
    »Woran lag’s bei Ihnen?«, fragte Hasty.
    Jesse zuckte mit den Schultern.
    »Ich weiß es auch nicht genau«, sagte er. »Anscheinend hatten wir nicht die gleichen Interessen.«
    »Lassen Sie uns mal ein bisschen frische Luft schnappen«, schlug Hasty vor.
    Den Arm noch immer um Jesses Schultern gelegt, schob er ihn zu den Schiebetüren und auf die Veranda über dem Wasser. Der starke Salzgeruch erinnerte Jesse ein weiteres Mal daran, wie weit er von zu Hause entfernt war. Der Pazifik roch niemals so, erinnerte er sich. Vielleicht ließ das kühle Klima das Meer anders riechen. Das Licht aus dem Tanzsaal schimmerte auf dem schwarzen Wasser. Eine leichte Brise wehte. Auf der anderen Seite der Bucht zogen sich die Lichter der Stadt an der Küste entlang und hinauf zum Indian Hill, wo der Park war.
    Sie lehnten sich auf das Geländer. Jesse konnte hören wie das Wasser unter ihnen gegen die Felsen schwappte.
    »Von Mann zu Mann«, sagte Hasty.
    Jesse nickte vor sich hin. Comden war also vorgeschickt worden. Er war keine gute Wahl. Er war viel zu dumm, um ein vernünftiges Gespräch in Gang zu bringen. Arme Abby.
    »Ist Ihre Ex jemals fremdgegangen?«, fragte Hasty.
    Er sah Jesse nicht an. Seine Arme lagen auf dem Geländer, er starrte hinaus aufs Wasser.
    »Ja.«
    »Wie haben Sie sich dabei gefühlt?«
    »Schlecht.«
    Hasty nickte. »Sind Sie fremdgegangen?«
    »Nicht, bevor wir uns getrennt hatten.«
    »Haben Sie sich jemals gefragt, warum Sie ihr nicht genügt haben?«
    »Ja.«
    Hasty nickte wieder. Er schwieg eine

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