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Das dunkle Paradies

Das dunkle Paradies

Titel: Das dunkle Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert B. Parker
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der auf sein Kommando wartete.
    »Es ist mein Job, über solche Dinge Bescheid zu wissen«, sagte Elliott zu Jesse. »Und ich sage dir, deine Frau ist absolute Spitzenklasse.«
    Jesse nickte.
    »Ach, Elliott«, sagte Jennifer. »Ich wette, das sagst du zu allen Frauen.«
    »Ich schwör’s bei allem, was mir heilig ist«, sagte Elliott und hielt die rechte Hand in die Höhe. »Ich komme jeden Tag mit zwanzig Frauen zusammen. Alle sehen gut aus. Jeder hier sieht doch gut aus, oder? Aber keine wird so lebendig wie du, wenn man sie durch eine Kameralinse hindurch ansieht.«
    Jesse nippte an dem doppelten Scotch mit Soda, den er bestellt hatte.
    »An welchem Projekt arbeitest du gerade, Elliott?«, fragte Jennifer.
    »Ich bin gerade dabei, mit der Universität zu verhandeln«, erklärte Elliott. »Eine absolut großartige Geschichte über einen plastischen Chirurgen, der eine Art überdimensionalen Ödipuskomplex hat. Er operiert die Frauen, die zu ihm kommen, so, dass sie nachher alle so aussehen wie seine Mutter, und dann bringt er sie um. Ein Superstoff für Tommy Cruise.«
    »Eine tolle Idee«, sagte Jennifer. »Was meinst du, Jesse?«
    »Super«, sagte Jesse. »Tommy Cruise.«
    »Vielleicht kann ich dich mit reinnehmen, Jesse, du weißt schon, wo du doch Cop bist und alles, als professioneller Berater. Hast du jemals mit einem psychopathischen Mörder zu tun gehabt?«
    »Es ist nicht meine Aufgabe, zu entscheiden, ob sie psychopathisch sind.«
    »Ach, Jesse«, sagte Jennifer. »Du weißt doch, was er meint.«
    »Na ja, wenn jemand tötet, ist wahrscheinlich irgendwas mit ihm nicht in Ordnung«, sagte Jesse.
    »Na gut, ich werde dich kontaktieren, wenn ich mitdiesem beschränkten Autor fertig bin, der offenbar keine Ahnung vom Drehbuchschreiben hat.«
    »Hat er denn noch nie eins geschrieben?«, fragte Jennifer.
    »Nein, er ist ein gottverdammter Romanschreiber.«
    »Das sind die Schlimmsten.«
    »Du hast vollkommen recht«, sagte Elliott. »Der will sich absolut nicht reinreden lassen.«
    Er seufzte gedankenvoll, blickte sich um, klopfte sich dann auf die Brusttasche, runzelte die Stirn und zog einen Zwanzig-Dollar-Schein aus der Hosentasche und reichte ihn seiner Freundin.
    »Taffy«, sagte er, »hol mir doch ein paar Zigaretten.«
    Taffy nahm das Geld und ging nach vorne zur Bar.
    »Mir gefällt es hier hinten«, sagte Elliott. »Die meisten Leute sitzen lieber vorne, wo sie alle sehen können. Typisch Hollywood, stimmt’s? Ich mach mir nichts draus.«
    »Kann ich dir nicht verdenken«, sagte Jesse. Er wusste, dass Jennifer es liebte, wenn er über Leute aus der Filmszene sprach.
    »Ich bin ein bodenständiger Typ, Jesse. Ich erarbeite mir die Filme.«
    Jesse hatte nie von einem Film gehört, den Elliott gemacht hatte. Aber er interessierte sich auch nicht besonders für Filme. Er fand sie ziemlich langweilig, abgesehen von Western. Und die wurden kaum noch gedreht. Taffy kam mit den Zigaretten zurück. Die Kellnerin brachte ihnen noch was zu trinken.
    »Ich möchte dir noch ein bisschen über dieses Filmprojekt erzählen, Jenn«, sagte Elliott. Jesse nahm einen großen Schluck von seinem Scotch mit Soda, spürte,wie die kalte Flüssigkeit seine Kehle hinunterlief, und wartete auf das nachfolgende Wohlbehagen … In Oklahoma City bog er nach Nordosten ab, Richtung St. Louis. Er war jetzt in der Zentralzeitzone. Er erinnerte sich daran, wie Vin Scully die Übertragung der Spiele in St. Louis kommentiert hatte, abends zur Essenszeit. Ihm kam es so vor, als würde er St. Louis schon kennen, die Sportanlagen, die in der schwülen Sommernacht leuchteten, den Mississippi, der nicht weit entfernt vorbeifloss. Er hatte sein ganzes Leben lang Vin Scully zugehört. Vin Scully bedeutete Autorität, Kontrolle, Sicherheit. Vin Scully bedeutete Heimat. Am späten Nachmittag kam er in St. Louis an, mitten im Feierabendverkehr, der die Interstate verstopfte. Er überquerte den Mississippi, verließ den Highway und fand den Weg zum Busch-Stadion nahe am Ufer des Flusses. Davor stand eine Statue von Stan Musial. Jesse saß eine Weile im Auto und starrte das Denkmal an.
    »Stan Musial«, sagte er.
    Jennifer hätte das niemals verstanden. Vielleicht konnte es niemand verstehen, der nie gespielt hatte. Dieses Gefühl. Den Geruch des Spielfeldes, wie sich der Rasen unter den Spikes anfühlte. Und was man in den Händen, den Armen und im ganzen Oberkörper empfand, wenn man den Ball direkt erwischte, genau mit der dicksten Stelle des

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