Das dunkle Paradies
wirklich.«
»Ja«, sagte Hasty. »Wer übernimmt also den Mord?«
»Ich dachte mir, du könntest vielleicht Jo Jo damit beauftragen. Er ist doch sowieso stocksauer auf Stone.«
»Tja, ich weiß nicht, Lou. Ich kann dir erst mal nicht versprechen, dass ich es ernsthaft in Erwägung ziehen werde.«
»Was zum Teufel soll das denn heißen?«
»Ich werde darüber nachdenken, Lou. Währenddessenbleibst du ruhig und hältst den Mund. Bis du wieder von mir hörst.«
»Aber wir müssen schnell reagieren.«
»Ich bin mir dessen bewusst, Lou. Und genau das werden wir auch tun, aber wir werden nichts überstürzen. Ich bin ganz deiner Meinung, dass wir Stone unterschätzt haben. Und deshalb wollen wir ihn in Zukunft nicht noch mal unterschätzen.«
»Ja, klar, Hasty. Wir sollten ihn nur ausschalten, bevor er uns ausschalten kann.«
»Er wird uns nicht ausschalten, Lou. Du bist ein wenig überspannt. Geh nach Hause, mach’s dir bequem, bleib da und halt den Mund.«
»Ich zähle auf dich, Hasty.«
»Natürlich.«
Dieses eBook wurde von der Plattform libreka! für Till Leffler mit der Transaktion-ID 2949863 erstellt.
61
Jesse begann Tammys Tagebuch von hinten nach vorn zu lesen. Er brauchte einen ganzen Tag, um zu den Eintragungen vorzudringen, die interessant erschienen, und einen weiteren Tag, um sie auszuschneiden und so untereinander zu kleben, dass eine Art fortlaufende Geschichte entstand, die Sinn ergab:
11. Mai – Sprach mit Hasty Hathaway in der Post. Er ist der wichtigste Mann in Paradise, ziemlich alt.
Volkstrauertag – Hasty Hathaway hat heute mit mir während der Parade gesprochen. Scheint interessiert zu sein. Ziemlich schwierig herauszufinden bei so einem unbeholfenen Typen, aber ich hab ja Geduld.
28. Juni – War abends im 86. Sah super aus, wenn ich das mal so sagen darf. Neuer weißer Pulli, schwarze Jeans, in denen mein Hintern super aussieht. Hasty Hathaway gab mir einen aus, brachte mich nach Hause. Wir hielten auf dem Indian Hill und ich dachte schon, dass er sich jetzt an mich ranmacht, aber wir haben bloß geredet. Er ist wirklich nett, ein bisschen traurig. Wer hätte das gedacht, bei all dem Geld und so. Aber er sagt, er und seine Frau würden nicht mehr miteinander schlafen, sagt, er sei sehr einsam. Sagte, er braucht jemanden wie mich, um zu reden. Ich schlug ihm vor, er könne mich ja mal zum Abendessen ausführen, wenn er Lust hat. Er sagte, er müsse vorsichtig sein in der Stadt, weil er ein verheirateter Mann ist und so weiter, aber wir könnten ja nach Boston fahren. Ich sagte, gern. Er fragte, ob es mir was ausmachen würde, dass er verheiratet ist, und ich sagte nein. Seine Frau ist verheiratet, nicht er. Das gefiel ihm. Dann hat er mich nach Hause gebracht und nicht ein einziges Mal angefasst. Komischer Typ. Lustig, vielleicht.
9. Juli – Im Ritz gegessen. Wahnsinn!!! Supertoll, jede Menge Essen, von dem ich nicht wusste, was es ist. Wir haben Kaviar gegessen. Mochte ich nicht besonders. Hasty hat mich eine Menge Sachen gefragt über Bobby und mich und wie es kommt, dass wir geschieden sind, und ob ich einen Freund habe. Vor allem wollte er wohl was über unser Sexleben rauskriegen, ziemlich seltsam, aber er kann auch ganz nett sein.
13. Juli – Wir haben zu Mittag gegessen in einem Lokal in der Stadt namens Loc Ober’s. Ziemlich toll. Hab sogar französischen Champagner getrunken. Für später,sagte er, hätte er ein Zimmer im Parker House bestellt und ob ich Lust hätte, mit ihm dorthin zu gehen. Das sagte er einfach so. Als würde er mich zum Angeln oder so was einladen. Ich hab zuerst gar nichts gesagt, weil ich mir überlegte, dass er nackt wahrscheinlich ziemlich komisch aussieht, aber ich hab schon schlimmere Typen abgeschleppt als Hasty und es tat mir nicht gerade weh. Außerdem muss man an die Zukunft denken. Also sagte ich, klar, fände ich super, und dann sind wir hin. Ich dachte, bei so einem alten Knacker würde es eine ganze Weile dauern, bis ich ihn in Fahrt hätte, aber Hasty war so aufgeregt, dass ich dachte, ihm würde gleich einer auf der Bettdecke abgehen. Kein bisschen Arbeit. Tatsächlich war es so schnell vorbei, dass ich selbst nicht mal in Stimmung kam. Danach gab er mir einen hübschen Ring. Pures Gold mit einem kleinen Diamanten drauf. Ein echter.
29. Juli – Hasty ist jetzt besser drauf. Er hält lange genug durch, dass ich wenigstens ein bisschen was davon habe. Ich meine, es ist natürlich nicht so wie mit Bobby, aber er hat kapiert, dass
Weitere Kostenlose Bücher