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Das dunkle Paradies

Das dunkle Paradies

Titel: Das dunkle Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert B. Parker
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aus, als würde er mit einem Jugendlichen sprechen, bemüht, einen eisigen Befehlston zustande zu bekommen.
    »Wir haben dich gut für deine Dienste bezahlt, die du gern geleistet hast. Und nun sprichst du plötzlich wie jemand, der das alles gegen uns verwenden will.«
    »Hey, Sie sind doch derjenige, der hier droht«, sagte Jo Jo.
    »Und du hast keinen Grund, es zu tun. Du hast keine Informationen, die du benutzen könntest, ohne dich selbst mit reinzuziehen.«
    »Möchten Sie den Leuten erzählen, wie das mit Tammy Portugal war? Oder wie Sie mich dazu überredet haben, Lou Burke von der Klippe zu schmeißen? Meinen Sie, das bringt Sie nicht genauso in Schwierigkeiten?«
    Hasty schüttelte traurig den Kopf. Er bog von der Beacon Street nach links ab und fuhr hinter dem Hampshire House entlang, wo sich eine Touristenschlange vor der Cheers Bar gebildet hatte.
    »Jo Jo, du hast nicht den Mut dazu. Wenn du was über mich ausplauderst, landest du auf dem elektrischen Stuhl. Genau so sieht’s aus und das weißt du auch. Du bist stark und mies, aber du bist feige wie sonst was. Du hast nichts gegen mich in der Hand, das dich nicht genauso in Schwierigkeiten bringen würde.«
    Jo Jo starrte Hasty aus seinen stumpfen Augen an, die viel zu klein für sein derbes Gesicht waren. Während Hasty, der zwischendurch immer wieder einen Blick auf die Fahrbahn warf, ihn ansah, verdunkelte sich Jo Jos Gesichtsfarbe immer mehr und ein kleiner Muskel unter seinem Backenknochen begann zu zucken.
    »Ich sollte Sie einfach in den nächsten Straßengraben schmeißen«, sagte Jo Jo.
    »Meine Männer würden dich in Stücke reißen«, erwiderte Hasty. »Droh mir nicht, Jo Jo. Ich habe keine Angst vor dir.«
    »Glauben Sie, ich bluffe nur?«
    »Ich glaube, du solltest dir mal ein paar Gedankendarüber machen, wie wir das Geld zurückbekommen, das du dir hast abnehmen lassen.«
    An der Berkeley Street lenkte er den Wagen auf den Storrow Drive und dann fuhren sie schweigend nach Paradise zurück.

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    Jesse stand allein in Lou Burkes kleiner Wohnung mit Garten. Was ihn am meisten verblüffte, war die Anonymität, die alles ausstrahlte. Keine Familienbilder. Keine Bücher. Keine alten Baseball-Handschuhe mit dem Staub des Spielfelds zwischen den Nähten. Jesse durchquerte langsam die drei kleinen Zimmer. Keine aufgestapelten Zeitungen. Keine Zeitschriften. Ein Fernseher mit einem 66-Zentimeter-Bildschirm hockte finster in der Essecke des Wohnzimmers neben dem Durchgang zur Küche. Ein kleiner Schreibtisch neben dem Eingang. Ein paar Rechnungen, die Ende des Monats fällig waren. Zwei Blechdosen mit Kaffee auf dem Küchentresen und eine Mr.-Coffee-Maschine. Ein bisschen Milch und Orangensaft im Kühlschrank. Ein paar Hosen im Wandschrank, ein blauer Anzug, eine frisch gebügelte Ausgehuniform mit den Abzeichen der Freedom’s Horsemen. Saubere Polizeiuniformhemden in der Kommode. Ein Wecker auf dem Nachtschränkchen. Keine Anglerkleidung. Keine Jagdausrüstung. Keine Fotoapparate. Keine Brille. Kein Teppich auf dem Boden. Kein Vorhang vor den Fenstern. Die Rollos waren alle genau bis in die Mitte der Fenster herabgezogen. Das Bett war ordentlichgemacht. Kein bisschen Staub. Keine Pflanzen. Keine Bowling-Trophäen. Blankgeputzter Fußboden. Im Korridor ein Schrank mit dem Staubsauger.
    Nicht gerade ein aufregendes Leben, Lou.
    Jesse stand in der Mitte des Wohnzimmers und horchte. Nichts war zu hören. Er drehte sich langsam um. Es gab nichts, was er vergessen haben könnte. Nichts, was er übersehen hatte. Er fragte sich, ob seine Wohnung einem Fremden ebenso leer, leblos und provisorisch vorkommen würde. Er war froh, dass er Jenns Foto auf die Kommode gestellt hatte. Noch einmal blickte er sich um. Es gab nichts Neues zu entdecken. Also verließ er die Wohnung und schloss die Tür hinter sich ab.
    Er fuhr zur Polizeistation und sprach mit Molly.
    »Gibt’s hier irgendwo eine Schreibmaschine?«, fragte er.
    »Nee. Wir haben sie vor fünf Jahren rausgeschmissen, als wir die Computer bekamen.«
    »Ist nicht vielleicht doch eine übriggeblieben, im Keller oder in einer Rumpelkammer, im Bereitschaftszimmer oder sonst wo?«
    »Nein. Tom hat sie an einen Laden für gebrauche Schreibmaschinen in Lynn verkauft. Als wir auf Computer umgestellt haben, kam der Typ hier rein und hat alle drei Schreibmaschinen mitgenommen. Soll ich versuchen, Ihnen eine

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