Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das dunkle Paradies

Das dunkle Paradies

Titel: Das dunkle Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert B. Parker
Vom Netzwerk:
zu besorgen?«
    Jesse schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin nur neugierig. Hatte Lou Burke irgendwo Familie?«
    »Nicht, dass ich wüsste, Jesse. Seine Eltern sind vor einiger Zeit gestorben. Soweit ich weiß, war er nie verheiratet.«
    »Brüder? Schwestern?«
    »Davon hat er nie gesprochen. Anscheinend waren seine Kollegen und die Leute in der Stadt alles, was er hatte.«
    Jesse registrierte den scharfen Unterton in ihrer Stimme. Die Arbeit bei der Polizei war alles für Lou Burke gewesen und Jesse hatte sie ihm weggenommen.
    »In seiner Wohnung gab es auch keine Schreibmaschine«, stellte er fest.
    »Kann ich mir denken«, sagte Molly. »Lou war ein guter Polizist, aber er hatte eine Abneigung gegen das Schreiben. Ich hab die Hälfte seiner Berichte geschrieben.«
    »Worauf hat er also seinen Abschiedsbrief geschrieben?«
    Molly sah Jesse an, wollte etwas sagen, hielt dann aber inne und runzelte die Stirn.
    »Es gibt keine Schreibmaschine in seiner Wohnung«, sagte sie dann.
    »Stimmt.«
    »Der Abschiedsbrief war kein Computerausdruck.«
    »Nein.«
    »Vielleicht hat er jemanden aufgesucht, der eine Schreib maschine hat.«
    Jesse hob einen Block gelbes Papier mit blauen Linien von Mollys Schreibtisch auf. Davon gab es ungefähr fünfzig weitere im Lager neben dem Bereitschaftszimmer.
    »Wäre es nicht einfacher gewesen, den Brief mit der Hand zu schreiben?«, fragte er.
    »Das wäre naheliegend«, meinte Molly. »Aber duweißt ja, Selbstmörder sind«, sie hob die Hände, »unzurechnungsfähig.«
    Jesse legte den Notizblock wieder auf Mollys Schreibtisch zurück. Er sagte nichts.
    »Es sei denn, er hat den Brief nicht selbst geschrieben«, sagte Molly, »und derjenige, der ihn geschrieben hat, ist davon ausgegangen, dass es bei der Polizei Schreibmaschinen gibt. Aber selbst wenn es so wäre, würden wir ziemlich schnell herausfinden, dass der Brief nicht auf unseren Maschinen geschrieben wurde.«
    »Was bedeutet, dass derjenige, der den Brief geschrieben hat, ziemlich dumm war«, sagte Jesse.
    »Das ist nicht alles, was es bedeutet«, sagte Molly.
    »Nein, nicht alles.«
    Er ging wieder in sein Büro. Molly sah ihm nach, als er den Korridor entlanglief.
    »Mein Gott«, sagte sie.

    Dieses eBook wurde von der Plattform libreka! für Till Leffler mit der Transaktion-ID 2949863 erstellt.
70
    Jesse parkte den Wagen auf der mit Kopfstein gepflasterten, geschwungenen Auffahrt des Pfarrhauses der Episkopal-Kirche. Es war ein großes Backsteingebäude mit einer grünen Tür in der Mitte und grünen Fensterläden. An diesem strahlenden Morgen war das Gras des Pfarrhausgartens feucht von dem Raureif, den die Sonne bereits geschmolzen hatte. Eine Frau, die über ihr blümchengemusterte Kleid eine Schürze gebunden hatte, öffnete die Tür. »Der Reverend erwartet Sie, Chief Stone.« Jesse folgte ihr ins Studierzimmer, wo der Reverendan seinem Schreibtisch saß. Die Wände bestanden aus Bücherregalen, im Kamin brannte ein Feuer. Reverend Cotter hatte graue Haare und rosige Wangen. Er trug ein braunes Tweed-Jackett über seinem schwarzen Priesterhemd. Er stand auf, gab Jesse die Hand und deutet auf einen Stuhl neben dem Schreibtisch. Er wartete, bis die Haushälterin gegangen war, bevor er zu sprechen begann.
    »Vielen Dank, dass Sie so schnell kommen konnten«, sagte er.
    Er hatte eine tiefe Stimme und sie schien ihm zu gefallen.
    »Gern geschehen«, sagte Jesse.
    Cotter schloss die mittlere Schreibtischschublade mit einem kleinen Schlüssel von seinem Schlüsselbund auf und steckte den Bund wieder in seine Hosentasche. Er zog die Schublade auf, holte einen braunen Umschlag hervor und legte ihn auf den Tisch, wobei er sich Zeit nahm, ihn genau in der Mitte der blankgeputzten leeren Tischplatte zu platzieren.
    »Es handelt sich um eine sehr unangenehme Sache«, sagte er.
    »Was immer es ist, es dürfte kaum so unangenehm sein wie viele andere Dinge, die mir schon erzählt wurden.«
    Cotter nickte.
    »Ja, das denke ich auch. Ich versuche oft, meinen Gemeindemitgliedern auf die gleiche Art Mut zu machen, wenn sie zu mir kommen und Hilfe suchen.«
    Jesse nickte und lächelte höflich. Cotter atmete tief durch. Dann übergab er Jesse den Umschlag. Er warfrankiert und mit dem Datum des Vortags in Paradise abgestempelt worden. Er war an Reverend Cotter adressiert, die Aufschrift wahrscheinlich mit einem Kugelschreiber geschrieben, ohne Absenderangabe. Darin befand sich ein Polaroid-Foto. Jesse nahm es heraus, hielt es an den Ecken

Weitere Kostenlose Bücher