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Das dunkle Paradies

Das dunkle Paradies

Titel: Das dunkle Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Ness
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genau das ist der Grund, David.«
    Davy lächelt, sein Lärm flackert ein bisschen heller auf.
    »Wir haben das blaue A an der Wand des Farmhauses gesehen«, sagt Mr Hammar, der hinter der Frau auf und ab geht. »Die Bombe war von der gleichen Bauart wie die anderen, die eure Organisation gelegt hat.«
    »Es ist nicht meine Organisation!«, keucht die Frau, aber Mr Hammar redet einfach weiter, als hätte sie nie etwas gesagt.
    »Und wir wissen, dass du im vergangenen Monat auf diesen Feldern gearbeitet hast.«
    »Auch andere Frauen haben dort gearbeitet!«, schreit sie, und ihre Verzweiflung wächst und wächst. »Milla Price, Cassia MacRae, Martha Sutpen.«
    »Die waren also auch beteiligt?«
    »Nein! Ich wollte damit nur sagen …«
    »Mrs Price und Mrs Sutpen sind schon angehört worden.«
    Die Frau spricht nicht weiter, sie sieht jetzt noch ängstlicher aus.
    Neben mir kichert Davy. »Jetzt hat er dich«, flüstert er befriedigt.
    Aber ich höre auch eine gewisse Erleichterung heraus.
    Ich frage mich, ob es der Bürgermeister auch gehört hat.
    »Was haben …«, fragt die Frau, unterbricht sich, aber dann kann sie nicht anders, sie muss weiterreden. »Was haben sie gesagt?«
    »Sie haben gesagt, dass du sie gebeten hättest, dir zu helfen«, antwortet Mr Hammar gelassen. »Sie sagten, du hättest sie als Terroristinnen anwerben wollen, und als sie sich geweigert haben, hättest du gesagt, dass du es alleine machen wolltest.«
    Die Frau wird blass, ungläubig reißt sie Mund und Augen auf.
    »Das stimmt nicht, oder?«, frage ich mit tonloser Stimme. ICH BIN DER KREIS UND DER KREIS IST DAS ICH . »Er will ein Geständnis aus ihr herauspressen, indem er so tut, als wüsste er schon alles.«
    »Ausgezeichnet Todd«, lobt mich der Bürgermeister. »Am Ende findest du womöglich sogar noch Geschmack an solchen Anhörungen.«
    Davy sieht mich an, dann seinen Vater, dann wieder mich, er verkneift sich die Frage, die ihm auf der Zunge liegt.
    »Wir wissen schon, dass du für den Anschlag verantwortlich bist«, fährt Mr Hammar fort. »Wir haben schon genügend Beweise, um dich für den Rest deines Lebens hinter Gitter zu bringen.« Er baut sich vor ihr auf. »Ich stehe als dein Freund vor dir«, sagt er zu ihr. »Ich stehe vor dir als jemand, der dich vor einem Schicksal bewahren kann, das schlimmer ist als das Gefängnis.«
    Die Frau schluckt, sie sieht so aus, als würde sie sich gleich wieder erbrechen.
    »Aber ich weiß wirklich nichts«, beteuert sie matt. »Ich weiß gar nichts.«
    Mr Hammar seufzt. »Das enttäuscht mich sehr, ich kann es nicht anders sagen.«
    Er tritt wieder hinter sie, greift nach dem Metallrahmen und drückt sie unter Wasser.
    Und hält sie dort …
    Und hält sie dort …
    Er blickt zum Spiegel, er weiß, dass wir ihm zusehen.
    Er lächelt uns zu.
    Und hält sie dort …
    Das Wasser schäumt auf von den wenigen Bewegungen, derer sie noch fähig ist.
    ICH BIN DER KREIS UND DER KREIS IST DAS ICH, denke ich und schließe die Augen.
    »Mach die Augen auf, Todd«, befiehlt der Bürgermeister.
    Ich gehorche.
    Und noch immer hält Mr Hammar sie dort fest.
    Jetzt zerrt sie noch verzweifelter an ihren Fesseln.
    So sehr, dass die Schlaufen, an denen sie festgebunden ist, ihre Handgelenke blutig scheuern …
    »Oh Mann«, sagt Davy mit angehaltenem Atem.
    »Er wird sie umbringen«, sage ich leise.
    Es ist ja nur ein Film.
    Es ist ja nur ein Film.
    (Nur, dass es die Wirklichkeit ist.)
    (Ich empfinde nichts.)
    (Ich bin ja tot.)
    (Ich bin tot.)
    Der Bürgermeister neben mir beugt sich vor und drückt einen Knopf, der an der Wand angebracht ist. »Ich glaube, das reicht, Käpten«, sagt er und seine Stimme wird in die Anhörungsarena übertragen.
    Mr Hammar lässt das Gestell wieder aus dem Wasser auftauchen. Aber er nimmt sich Zeit.
    Die Frau hängt an dem Metallrahmen, das Kinn auf der Brust, Wasser läuft ihr aus Mund und Nase.
    »Er hat sie umgebracht«, sagt Davy.
    »Nein«, sagt der Bürgermeister.
    »Heraus mit der Sprache«, wendet sich Mr Hammar an die Frau. »Und das hier hat sofort ein Ende.«
    Es ist still. Es ist sehr, sehr lange still.
    Dann hört man ein Ächzen.
    »Wie bitte?«, fragt Mr Hammar.
    »Ich war es«, ächzt die Frau.
    »Unmöglich!«, stößt Davy hervor.
    »Was hast du getan?«, fragt Mr Hammar nach.
    »Ich habe die Bombe gelegt«, sagt die Frau, ihr Kopf baumelt hin und her.
    »Und du hast versucht deine Kolleginnen für eine terroristische Vereinigung

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