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Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)

Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)

Titel: Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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irgendwann einmal ..«
    Sie stand auf und machte eine Bewegung, die Dengler wie die Andeutung eines Tanzschrittes vorkam.
    »Wer weiß«, sagte sie und ging.
    In diesem Augenblick stieß Robert Sternberg die Tür auf.

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    36. Drei Wochen nach der Rizinus-Affäre
    Drei Wochen nach der Rizinus-Affäre kündigte Albert Roth die Stelle bei Groß & Quenzer und nahm eine Arbeit im Geschäft seiner Schwiegereltern in Bruchsal an. Sie liehen ihm das Geld für eine Gravier- und eine Schleifmaschine. In einem Hinterzimmer richtete er sich eine kleine Werkstatt ein und schliff nun ihre Steine auf eigene Rechnung. Er gewann vier Juweliere aus Karlsruhe und drei aus Mannheim hinzu und begann den Schwiegereltern den Kredit zurückzuzahlen. In Gündlingen hatten die Schwiegereltern Edith und ihm eine kleine Wohnung besorgt.
    Dann hatten auch im katholischen Bruchsal die Nazis die Macht übernommen. Er wurde zur Wehrmacht einberufen, war der Einberufung freudlos gefolgt und zog mit der Wehrmacht bis Südfrankreich. Dann wurden sie von Amerikanern und französischen Partisanen wieder zurückgetrieben. In der Eifel traf ihn ein Querschläger in die rechte Wade. Die Wunde war verheilt, und er müsste sich bald bei seiner Truppe melden. Doch er wollte den Krieg überleben.
    Er würde sich zum Volkssturm melden und warten, bis der Irrsinn endlich vorbei war.
    Im letzten Jahr, am 25. September 1944, hatte Hitler den Führererlass über die Bildung des deutschen Volkssturms unterschrieben, am 20. Oktober wurde dieser Erlass im Reichsgesetzblatt veröffentlicht und damit Gesetz. Alle deutschen Männer im Alter von 16 bis 60 Jahre waren volkssturmpflichtig, das heißt 6 Millionen Mann der Jahrgänge 1884 bis 1928. 1944 gab es im Reichsgebiet 5 Millionen »uk-gestellte« Männer, von ihren zivilen Diensten unabkömmliche Personen. Das Feldheer umfasste 4,4 Millionen Mann, das Ersatzheer 2,5 Millionen. Angesichts der aussichtslosen militärischen Lage wollten die Nazis auch das Reservoir der UK-Leute noch im Krieg verfeuern.
    Da nicht alle Männer gleichermaßen ihre zivilen Posten verlassen konnten, gliederten sie das Gesamtreservoir in vier Aufgebote.
    Das erste Aufgebot erfasste alle Männer zwischen 20 und 60, die in ihrer zivilen Funktion entbehrlich waren. Das Durchschnittsalter dieser Gruppe betrug 52 Jahre.
    Das zweite Aufgebot bestand aus den Männern, die wichtige zivile Aufgaben erfüllten und bis zur Annäherung des Feindes auf ihren Posten bleiben sollten.
    Das dritte Aufgebot, junge Männer zwischen 16 und 19, stand meist schon an der Front.
    Das vierte Aufgebot umfasste alle Männer, die für den Waffendienst untauglich waren. Sie sollten Wach- und Sicherungsaufgaben übernehmen.
    In Bruchsal bildete sich das Volkssturmbataillon 21/43; das Bataillon 43 im Gau 21. Sein Kommandeur war Phillip Streib.
    Albert Roth rechnete damit, dass sich die Volkssturmgruppen vor Annäherung des Feindes auflösen würden. Er überlegte, ob er sich dem Bruchsaler Volkssturm anschließen sollte. Doch er verwarf diese Idee wieder. Er fürchtete sich vor der Rekrutierungsstelle der Armee, dem Erfassungsstab der Wehrmacht, im Volksmund Heldenklau genannt. Die Angehörigen dieser Dienststelle durchforsteten Krankenhäuser, Betriebe und Verwaltungen nach halbwegs kampffähigen Jungen und Männern. Vor allem verletzte Soldaten, die nicht mehr in den verlorenen Kampf zurückwollten.
    Soldaten wie er.
    Im Herbst 1944 war sein Sohn mit anderen Kindern der Bruchsaler Hitlerjugend zum Schanzeinsatz in die Burgundische Pforte gebracht worden. Zwischen Belfort und Delle mussten sie Panzergräben ausheben. Sein Schwiegervater wurde einen Monat später gezwungen, mit mehreren tausend anderen älteren Männern aus Bruchsal, Karlsruhe und Pforzheim bei Senones und St. Diè Schussschneisen in die Wälder der Westvogesen zu schlagen.
    Im Gündlinger Volkssturm würde ihm Ähnliches erspart bleiben.

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    37. Sternberg sah Dengler nicht
    Sternberg sah Dengler nicht. Er ging an ihm vorbei und setzte sich, den Rücken zu Dengler gewandt, an den Nachbartisch. Dengler, der gerade gehen wollte, blieb sitzen. Er sah, dass Maria zu Sternberg an den Tisch kam.
    Sie setzte sich.
    »Was wollen Sie noch hier?«, fragte sie.
    »Mit Ihnen reden.«
    Maria sagte etwas, aber Dengler konnte es nicht verstehen.
    »Ich weiß nicht, was zwischen unseren Familien vorgefallen ist, aber ich habe kein Interesse, den Streit fortzuführen.«
    Maria sah sofort zu Dengler

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