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Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)

Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)

Titel: Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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hinüber.
    »Und – was ist mit dem?«, sagte sie und wies mit dem Daumen auf Dengler.
    Sternberg drehte sich und sah Dengler. Er erschrak, dann überlegte er kurz und kam zu ihm an den Tisch.
    »Herr Dengler«, sagte er, »Ihr Auftrag ist zu Ende. Ich kündige den Auftrag.«
    Dengler rührte sich nicht.
    »Vorbei. Haben Sie mich verstanden?«, sagte Sternberg.
    »Wir sind um 16 Uhr verabredet«, sagte Dengler, »im Büro Ihrer Schwester. Wir wollen Ihren schweigenden Vater besuchen.«
    Dann stand er auf und verließ das Schlosshotel.

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    38. Die Frau in dem gläsernen Empfangsbüro
    Die Frau in dem gläsernen Empfangsbüro winkte ihm zu. Mit großen Schritten stieg er die Treppe hinauf. Auch Frau Howling, Ilona Sternbergs Sekretärin, hatte ihn schon erwartet. Wortlos führte sie ihn in das Büro von Ilona Sternberg.
    Die beiden Geschwister saßen am Besprechungstisch. Sie wirkten erschöpft, als hätten sie sich gestritten. Auf der Tischplatte standen einige schiefe Gebilde, zusammengesteckt aus den von Robert Sternberg erfundenen Stäbchen.
    »Sieht ein bisschen müde aus«, sagte Dengler und wies auf die Stäbchen-Konstruktionen.
    Ilona Sternberg stand auf und gab ihm die Hand. Auf ihre graue Strähne fiel etwas Sonnenlicht, sodass ihr Haar zu glitzern schien.
    Robert Sternberg blieb sitzen und ignorierte ihn.
    Dengler setzte sich.
    »Was haben Sie herausgefunden?«, fragte Ilona Sternberg.
    Dengler berichtete von der Unterhaltung mit Albert Roth.
    »Roth sagte, es käme Dreck zutage, wenn ich die Umstände des Vertrages ans Tageslicht befördern würde. Und zwar Dreck, der Ihre Familie beträfe, wahrscheinlich Ihren Großvater. Ich weiß noch nicht, was er konkret gemeint hat. Aber Sie sollten sich darauf gefasst machen, dass es unangenehm sein kann.«
    »Angenehm wäre mir, wenn der Vertrag nichtig wäre«, sagte Ilona Sternberg und sah ihn an. Dengler bemerkte, dass ihre Kiefern wie unter großer Anspannung mahlten.
    »Ilona, ich will das nicht. Warum sollen wir den Leuten das Haus wegnehmen? Wir haben doch genug. Wir haben die Firma und ...«, er machte eine Geste mit der rechten Hand.
    Ilona Sternberg maß ihren Bruder mit einem verächtlichen Blick.
    »Halte du dich da raus«, sagte sie in einem eisigen Ton.
    Robert Sternberg sprang auf: »Ich halte mich da nicht raus. Ich will das nicht.«
    Er wandte sich Dengler zu.
    »Ich widerrufe meine Unterschrift unter dem Ermittlungsvertrag.«
    »Ich unterschreibe einen neuen«, sagte Ilona Sternberg.
    »Das wirst du nicht«, schrie Sternberg.
    »Sorge du dafür, dass deine Scheißstäbchen funktionieren«, schrie sie ihn an.
    Robert Sternberg betrachtete traurig die krummen Gebilde auf dem Tisch.
    »Wir müssen sie um zehn Prozent verstärken«, sagte er, »nur um zehn Prozent.«
    »Und weiß du, was das kostet?«
    Sie warf sich in den Sessel zurück.
    »Haben Sie den Vertrag Ihren Anwälten gezeigt?«, fragte Dengler, um die beiden Geschwister von ihrem Streit abzubringen.
    Ilona Sternberg sagte: »Nein, wir wollten zunächst einmal prüfen, was 1947 wirklich geschehen ist. Wenn man das Ganze rückabwickeln kann, wäre das gut.«
    »Ich mach da nicht mit, Ilona«, sagt Robert Sternberg.
    Seine Schwester fauchte ihn an: »Dann sorg du doch dafür, dass ...«
    Sie hielt inne, als besänne sie sich darauf, dass Dengler im Raum war.
    »Sie wollten mit meinem Vater sprechen«, sagte sie.
    Dengler nickte. »Außerdem brauche ich endlich diese Liste, über die wir am Telefon gesprochen haben: Nachbarn, Mitarbeiter, Leute aus dem Umfeld Ihres Großvaters.«
    Ilona Sternberg sagte: »Es gibt niemanden mehr. Es gibt nur noch die Witwe eines Buchhalters.«
    Sie blätterte in dem Papierstoß, der vor ihr auf dem Tisch lag, und zog ein Blatt hervor. Sie reichte es Dengler, der sich bedankte, das Blatt zusammenfaltete und in sein Jackett steckte.
    »Gehen wir«, sagte Ilona Sternberg.
    »Du bist genau wie Großvater«, stieß Robert Sternberg hervor.
    Dann rannte er aus dem Raum, wobei er vergeblich versuchte, die dick gepolsterte Tür zuzuschlagen.
    * * *
    Der Vater von Ilona und Robert Sternberg wohnte am Rande von Gündlingen in einer großen Wohnung. Er hieß Fritz Sternberg, war 1933 geboren und würde im Sommer 72 Jahre alt werden. Dies erklärte sie Dengler während der Fahrt zur Wohnung ihres Vaters.
    Sie hatten Ilona Sternbergs Wagen genommen, einen Porsche Boxter. Der Motor war laut, und eine Unterhaltung wollte nicht recht in Gang kommen.
    Georg Dengler

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