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Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)

Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)

Titel: Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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Roth, geborene Bender, und das Testament des alten Mannes.
    Erst in der untersten Schublade, in einer bereits brüchigen Ledermappe, entdeckte er die Seiten mit dem Vertrag zwischen Volker Sternberg und Kurt Roth, unterzeichnet von Albert Roth. Dahinter lag in einer Klarsichthülle ein weiteres bereits vergilbtes Papier.
    Dengler griff an seine Stirn und justierte den Lichtkegel der kleinen Lampe.
    »Zusatzvereinbarung« stand da, von Hand geschrieben.
    Langsam erhob sich Dengler und las den Text.
    Nun verstand er, warum auf ihn geschossen worden war.

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    76. Dengler stieß die Tür zum Schankraum auf
    Dengler stieß die Tür zum Schankraum auf. An dem runden Tisch vor der Theke saßen Maria Roth, ihr Vater und Albert Roth, ihr Großvater. Ihre Mutter stand hinter der Theke.
    Albert Roths Schiebermütze lag auf dem Tisch. Die wenigen Haare standen wirr von seinem Kopf ab. Vor ihm stand ein halb leeres Glas und der Wärmebehälter für sein Bier. Er wirkte übernächtigt und krank.
    Kurt Roth war leichenblass. Er hatte den Kopf gesenkt und schüttelte ihn fortwährend, als könne er nicht glauben, was seine Tochter und sein Vater ihm soeben erzählt hatten. Maria Roth weinte.
    Albert Roth sah Dengler mit müden Augen an.
    »Sie ...«, sagte er.
    »Wie sind Sie hier... wo kommen Sie her?«, fragte Kurt Roth und blickte auf die immer noch offen stehende Tür zu den Wohnräumen.
    »Ich habe mich etwas mit der Geschichte dieses Hotels befasst«, sagte Dengler und trat zu dem Tisch.
    »Woher haben Sie das?«, fragte Albert Roth und wies auf das Schriftstück, das Dengler immer noch in der rechten Hand hielt.
    »Na, aus Ihrem Schreibtisch«, sagte Dengler, »lag bei dem Vertrag, den Sie mit Volker Sternberg 1947 abgeschlossen haben.«
    »Dann wissen Sie ja jetzt Bescheid«, sagte der alte Mann.
    »Nicht ganz. Sie haben noch einiges zu erklären.«
    Dengler fuhr fort: »Sie haben Ihre Enkelin gebeten, mir SMS-Nachrichten zu schicken, die Sie ihr wahrscheinlich über ein Funktelefon durchgaben. Maria saß ...«
    »In einem Bruchsaler Internetcafé«, sagte Maria.
    »Und woher hatten Sie meine Handynummer?«
    »Von Ihrem Kollegen, dem kleinen Kerl.«
    Dem Wiesel.
    »Wie viel haben Sie ihm bezahlt?«
    »Hundert Euro.«
    Dengler nickte.
    »Nachdem Sie mich in den Wald hinter der Kapelle gelockt hatten, schossen Sie oder Ihr Sohn mit dem alten Wehrmachtsgewehr auf mich.«
    »Ich war's«, sagte Kurt Roth, »lassen Sie meinen Vater zufrieden.«
    »Nein, Kurt war's nicht«, sagte der alte Mann, »ich wollte Sie auch nicht verletzten. Ich zitterte. Ich wollte Sie wirklich nicht treffen. Ich wollte nur, dass Sie endlich aufhören und ...«
    »... die Suche nach dem amerikanischen Flieger aufgeben«, sagte Dengler.
    Albert Roth nickte.
    »Denn«, fuhr Dengler fort, »in diesem Zusatzvertrag steht, dass Sie das Hotel an Volker Sternberg oder seine Erben zurückgeben müssen, wenn die Sache mit dem Piloten öffentlich wird.«
    Albert Roth nickte.
    »Und als ich Sie nach dem schwarzen Piloten fragte, glaubten Sie, ich handele immer noch im Auftrag von Ilona und Robert Sternberg. Und stände kurz davor, das Rätsel zu lösen – und Sie müssten das Hotel zurückgeben.«
    Der alte Mann nickte.
    Dengler sagte: »Tatsächlich ist es so, dass ich den Sohn des Fliegers vertrete. Er will wissen, wie sein Vater gestorben ist.«
    »Erzähle es ihm, Vater«, sagte Kurt Roth, »erzähle es ihm, sonst tu ich es.«
    Der alte Mann seufzte und trank einen Schluck seines warmen Bieres.
    Dann sah er Dengler an.
    »In den letzten Tagen des Krieges hatte ich Heimaturlaub. Ich war verletzt worden. Wollte nicht mehr zurück an die Front. Deshalb ging ich zum Gündlinger Volkssturm. Es war eine lächerliche Truppe, ohne Ausbildung, keine Bewaffnung. Ein Nichts. Ich nahm Kurt mit, wollte ihn unter Kontrolle haben. Die Buben machten immer Unsinn. Sie hatten die abgestürzte Maschine des Piloten entdeckt und das Cockpit durchsucht. Dann haben sie den schwarzen Piloten gesehen, sind getürmt. Der Pilot wurde gefangen genommen und ins Spritzenhaus gesteckt. Vor dem Spritzenhaus trat der Volkssturm an – an jenem Tag.«
    Albert Roth hustete. Sein Sohn trat besorgt hinter ihn und klopfte ihm auf die Schulter. Als der Hustenfall vorbei war, fiel ihm das Atmen schwer.
    »Wir waren damals Kinder«, sagte nun Kurt Roth, »mein Freund Fritz und ich beobachteten die feindlichen Flugzeuge, die täglich über uns hinwegflogen, wir glaubten mit kindlicher Inbrunst

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