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Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Titel: Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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dicht, das jedes Vorankommen in dem Distrikt zum Problem wurde. Einige Familien weigerten sich strikt weiterzuziehen und schlugen, mit genügend Proviant eingedeckt, ihre Lager da auf, wo gerade Platz war. Die Konstabler hatten alle Hände voll damit zu tun, wenigstens die Wege offenzuhalten. Die Mütter der Herrin und ihre Novizinnen mussten einiges an Schmähungen und Beschimpfungen erdulden, weil sie die ungeduldigsten Kandidaten nicht auf die Türme hinaufließen. Der Appell des Bürgermeisters, Ruhe zu bewahren und aufeinander Rücksicht zu nehmen, verhallte ungehört. Schließlich hatte keiner der Besucher für oder gar gegen ihn gestimmt. Er war für sie einfach keine Autoritätsperson.
    Edeard saß unter einer Leinenmarkise und wob einen Zurückgezogenheitsschleier um sich, während sein Gondoliere die Barke an dem Distrikt vorbeisteuerte. Es war früher Abend, und der Geruch von Essen, das über offenen Feuern garte, wehte über den Kanal. Natürlich waren offene Feuer in Makkathran verboten. Er biss die Zähne zusammen und ignorierte die Gesetzesverstöße. Irgendetwas musste gegen die ganzen Begleitpersonen unternommen werden, bevor die nächsten Skylords eintrafen. Doch im Augenblick hatte er etwas zu erledigen, das weit wichtiger war, und sehr persönlich.
    Die Gondel glitt weiter den Great Major Canal bis zum First Pool hinab. Dort stieg Edeard an einem Anlegesteg aus. Von hier konnte er gerade noch die an den Docks vor Anker liegenden Schiffe erkennen oder vielmehr ihre aufgerollten Segel inmitten eines Waldes aus Masten. Natran hatte ihm anvertraut, dass die Zahl der Passagiere, die seine Schiffe zum Geleit in die Stadt brachten, in den letzten achtzehn Monaten um das Siebenfache angestiegen war. Einige Flottenkapitäne dachten bereits laut darüber nach, eine völlig neue Schiffsklasse ohne Frachträume in Auftrag zu geben, um die Menschen von den entferntesten Küstenstädten nach Makkathran zu befördern.
    Es gab Augenblicke, da hatte Edeard das Gefühl, halb Querencia wäre in die Hauptstadt unterwegs, um von den Türmen ins Herz aufzufahren. Einen Moment lang ließ er seinen Blick auf den Schiffen ruhen, bevor er sich eingestand, dass er nur nach Ausflüchten suchte. Also kehrte er den Docks den Rücken und betrat Myco.
    Das House of Blue Petals war geöffnet, doch gab es zu so früher Abendstunde kaum Gäste. Wie gehabt waren vor der großen Eingangstür zwei bullige Kerle postiert. Sie sahen ihn mehr als verwundert an, als er einfach an ihnen vorbeiging, sagten jedoch nichts. Allerdings konnte er ihren eiligen direkten Longtalk zum Geschäftszimmer oben spüren.
    Mit seiner dritten Hand stieß er die Tür auf. Unwillkürlich fragte er sich, wie viele Male er im Verlaufe der Jahre schon hierhergekommen war. Wie viele leidige Auseinandersetzungen waren es inzwischen gewesen? Überdruss und Groll mischten sich in ihm zu einem boshaften Gedanken: Ich sollte den Laden einfach plattmachen und der Stadt empfehlen, an seiner Stelle einen Park anzulegen. Aber das Nest würde eine solche Maßnahme wahrscheinlich rasch wieder rückgängig machen.
    Ranalee erwartete ihn bereits, das Haar perfekt zu akkuraten Wellen frisiert und in ein langes, blassgraues feinmaschiges Wollkleid gehüllt. Der weiche Stoff schmiegte sich eng um ihren Körper und ließ den schwellenden Bauch einer Frau im fünften Schwangerschaftsmonat erkennen.
    Ein Anblick, der Edeard zunächst einmal die Luft aus den Segeln nahm. All die Worte, die er sich zurechtgelegt hatte und die er ihr hatte an den Kopf werfen wollen, waren wie aus seinem Gedächtnis gewischt.
    Sie sah seine Überraschung und lächelte süffisant. »Liebster Edeard, ist irgendwas?«
    »Ich ... ich wusste ja nicht.« Er wedelte mit der Hand in ihre Richtung, beschämt, vor allem über sich selbst.
    »Und wie solltest du auch? Schließlich musst du eine Stadt auf Vordermann halten.« Sie schenkte etwas Wein in ein Glas und reichte es ihm. »Hier, ein herrlicher Sousax, den musst du probieren. Ich selbst darf ja keinen trinken, nicht in diesen anderen Umständen.«
    »Nein danke.«
    »Angst, dass ich dich vergiften könnte?«
    Er seufzte. »Nein.«
    Ihr Lächeln wurde spöttisch. Mit einem theatralischen Ächzen ließ sie sich auf ein langes Sofa niedersinken. »Also, was führt dich zu mir? Hat Kristabel kein Interesse mehr an dir? Ich hab' im Moment ein paar wirklich reizende Mädchen, eins wie das andere äußerst diskret.«
    »Leg's nicht drauf an, Ranalee.«
    »Ich

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