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Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Titel: Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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versuche nur, behilflich zu sein.«
    »Dann erzähl mir was über Tathal.«
    Ihr Blick glitt herab auf ihren prallen Bauch. »Was ist mit ihm?«
    »Hast du jemals ...« Dann begriff er, wieso sie auf ihr Ungeborenes sah, und er seufzte. »Oh Herrin, das ist nicht wahr, oder?«
    »Aber ja doch, natürlich ist es seins.« Zärtlich legte sie sich eine Hand auf den Bauch. »Er ist viel stärker als du, in so vielerlei Hinsicht. Meine eigenen kleinen Täuschungen waren ein Kinderspiel für ihn, er hat mich mühelos durchschaut, schneller noch als du in deinen allerbesten Zeiten. Aber er hat mir verziehen, hat mir erlaubt, mich dem Nest anzuschließen. Und im Gegenzug hab' ich ihn meine Künste gelehrt.«
    Edeard versuchte, ihre hinter einem starken Schild schimmernden Gedanken zu erfassen. Die Lücken waren wie Abgründe, die sich in eine diffuse Finsternis auftaten. Es war, als wäre ihr Kopf mit schwarzen Schatten gefüllt. Das war nicht Ranalee. »Er hat Dominierung auf dich angewendet.«
    Sie lächelte, ein Lächeln sinnlicher Erinnerung. Die Schatten begannen Gestalt anzunehmen, offenbarten sich als die Mitglieder des Nests. Sie hüllten sie ein, löschten jede Sicht und jedes Geräusch. Sie konnte sich nicht bewegen, konnte nicht schreien. Dann war sie plötzlich in der Dunkelheit nicht mehr allein, er war bei ihr, und Angst versiegte unter unfassbarer Freude. Sie hieß sie willkommen, richtete, Tränen der Dankbarkeit weinend, ihr Sein aus auf die Quelle. »Es war so unglaublich, alles, was ich mir erhofft hatte, endlich in Erfüllung gehen zu sehen. Seine Stärke ist berauschend, Edeard. Er ist roh, ungeschliffen, genau wie du früher einmal warst. Aber ohne den verkrampften Trottel, der sich selbst im Weg steht. Er ist furchtlos und frei. Und so wird auch mein Kind sein, ebenso strahlend und wunderbar wie sein Vater.«
    »Das bist nicht du, die da spricht.«
    »Falsch, Edeard, wie immer. Ich musste nicht ermuntert werden wie die anderen des Nests. Mein Denken verlief von jeher in diesen Bahnen. Er hat mich an die Hand genommen und mich exakt dahin geführt, wohin ich wollte. So nett bist du nie zu mir gewesen.«
    »Und deshalb hast du ihm Dominierung beigebracht.«
    »Die beherrschte er bereits. Ich hab ihm bloß die Feinheiten gezeigt, wo er vorher nur rohe Kraft eingesetzt hat.«
    »Herrin! Hast du irgendeine Ahnung, was du da zu schaffen geholfen hast? Was du auf uns andere losgelassen hast?«
    Ihre Hände legten sich fester auf ihren Bauch. »Ja«, fauchte sie. »Ich bin nicht verblendet, Edeard, ich bin nicht wie die anderen Mitglieder des Nests. Ich bewundere ihn. Ich gehöre zu ihm, das weiß er, warum sonst sollte er mich zur Gefährtin nehmen? Mein Kind wird Teil von Querencias Zukunft sein, ein bedeutender Teil.« Sie lachte. »Wer weiß, vielleicht wird es sogar noch stärker als sein Vater.«
    »Dein alter Traum«, erwiderte er gebrochen. »Und nun ist es seiner.«
    »Schließ dich uns an.« Sie beugte sich beschwörend vor. »Dies könnte deine Stunde sein, dein wahrer Triumph.«
    Er wandte sich ab und ging zur Tür. »Du kennst die Antwort darauf.«
    »Ja.« Sie wartete einen Moment. »Zum Glück sind nicht alle aus deiner Familie so dumm und rückständig wie du.«
    Jäh blieb er stehen, wohl wissend, dass er damit genau das tat, was sie wollte. »Was soll das heißen?«
    Sie lächelte, voller Genugtuung. »Hab' ich dir nicht prophezeit, dass wir dein Blut bekommen würden?«
    »Was hast du getan?«
    »Ich hab' gar nichts getan. Aber über kurz oder lang lassen alle Kinder ihre Eltern hinter sich. Und im Grunde deines Herzens ist dir das schon längst klar.«
    Menschen drehten sich um und machten verblüffte Gesichter, als der Waterwalker aus dem soliden Straßenpflaster der Boldar Avenue an die Oberfläche glitt. Keiner von ihnen sagte etwas, keiner rührte sich vom Fleck. Alle standen einfach nur da und sahen ihm nach, wie er zielstrebig und mit flatterndem schwarzem Umhang auf die Tür des Aprikosenhäuschens zuschritt. Erst jetzt fiel ihm ihre Gelassenheit ob seines Erscheinens auf. Die Bewohner der Boldar Avenue gehörten zum Nest.
    Edeard konnte ihre Anwesenheit im Haus spüren, sie befanden sich oben in dem großen Salon. Marilee und Analee waren bei ihnen, ihre Gedanken von Zufriedenheit erfüllt und voller gespannter Erwartung. Und er spürte, es waren nicht mehr ganz ihre Gedanken, nicht mehr so, wie sie einmal waren.
    Wütend zerschmetterte er mit seiner dritten Hand die Tür, stapfte

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