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Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Titel: Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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aufzurichten. Fahl sickerte das schwache Pastelllicht des Nachthimmels durch die geschlossenen Fensterläden in sein Zimmer. Nichts war so, wie es nicht sein sollte, außer ihm selbst. Er wimmerte, allein durch die pure Intensität der Angst, die ihn durchströmte, beinahe gelähmt. Er rechnete fest damit, dass ihn jeden Moment etwas Grauenhaftes einhüllte. In seinem Schädel tobte ein qualvolles Hämmern. Es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren, aber allmählich gelang es ihm, ein wenig Fernblick zusammenzukratzen und die nähere Umgebung zu prüfen.
    Die drei Lehrlinge lagen fest schlummernd in ihrem Schlafsaal. Unter Aufbietung all seiner Kräfte trieb er seine Fähigkeit weiter voran, hätte fast laut aufgeschrien wegen des Schmerzes, der hinter seinen Augen aufflammte. Auch Akeem befand sich schlafend auf seinem Bett. Draußen im Hof verdösten die jungen Genistars die Nacht, schlurfend und wankend, wie es ihre Art war. Ein Katzenpärchen schritt grazil die Dächer entlang, auf der Jagd nach winzigen Nagern. Am Tor, in seiner althergebrachten steinernen Hütte, lag zusammengerollt der Ge-Wolf. Er schwenkte bedächtig den großen Kopf hin und her und bewachte gehorsam die Straße.
    Edeard ächzte ob der Anstrengung, die es ihn kostete, so weit hinauszuforschen, bis sich sein Fernblick im Nichts verlor. Er zitterte und fror noch immer. Die Vorderseite seines Hemds war ekelhaft verklebt und der Gestank wurde schlimmer. Der Brechreiz kündigte sich wieder an. Er befreite sich aus dem Hemd und torkelte hinüber zum Nachttisch, auf dem ein Glas Wasser stand. Gierig trank er mehrere große Schlucke. In der unteren Schublade des kleinen Schränkchens befand sich ein Beutel getrockneter und mit einem Öl, das Fahin hergestellt hatte, durchtränkter Jewn-Blütenblätter. Er öffnete ihn, schloss die Augen und schob sich eines der Blätter in den Mund. Es schmeckte widerlich, aber mit einem letzten Schluck aus dem Glas würgte er es herunter.
    In all seinen sechzehn Jahren hatte er sich noch niemals so elend gefühlt. Und immer noch wollte die Angst sich nicht legen. Tränen drohten seine Augen zu füllen, er zitterte wieder, schlang die Arme um sich.
    Was ist mit mir?
    Er wankte zum Fenster und stieß die Holzläden auf. Kalte Luft strömte herein. Odins See war beinahe hinter dem Horizont versunken, was bedeutete, dass es nicht später als wenige Stunden nach Mitternacht sein konnte. Matt schimmernd im flimmernden Licht der Nebel lagen die niedrigen, strohgedeckten Dächer des Dorfes. Nichts rührte sich. Aber aus irgendeinem Grund machte ihm der Anblick dieser friedlichen Ruhe nur noch mehr Angst. Für einen kurzen Moment hörte er Schreie, sah Flammen. Dann rebellierte abermals sein Magen, und er beugte sich rasch über den Fenstersims.
    Herrin, warum tust du mir das an?
    Als er sich wieder aufrichtete, blickte er instinktiv zum Dorftor mit seinen zwei Wachtürmen hinüber. Von den Wachen war nichts zu sehen. Aber andererseits waren sie bald eine halbe Meile entfernt, und es war finstere Nacht. Edeard kam wieder zu Atem und hielt sich grimmig entschlossen an der Fensterkante fest. Erneut flog sein Fernblick hinaus. Wenn alles mit ihnen in Ordnung ist, geh ich schnurstracks wieder ins Bett.
    Die Türme waren aus glattem Stein; in den letzten Jahrzehnten hatte man sie von innen mit dicken Holzverstrebungen verstärkt, obgleich es nicht ein Loch in den Wandungen gab, allerdings einige besorgniserregend lange Risse, die zickzackförmig von oben nach unten verliefen. Die Brustwehren waren geräumig genug, um zehn Wachen zu fassen, die mit einer Anzahl schwerer Waffen auf jeden Feind das Feuer eröffnen konnten, der dumm genug war, die Tore zu stürmen. Der östliche Turm war heute Nacht nicht besetzt. Auf der westlichen Brustwehr stand unter der Alarmglocke ein einzelner Mann. Er hatte das Gesicht ortseinwärts gerichtet, blickte über das Dorf. Zu seinen Füßen auf den Steinplatten lagen drei Leichen.
    Edeard taumelte vor Schreck zurück, versuchte, seinen Fernblick neu zu fokussieren. Er jagte hin und her, bevor er sich wieder auf die Brustwehr zentrierte. In den Gedanken des einzelnen Mannes blitzte ein Anflug von Befriedigung auf. »Grüße«, sagte der Mann über Longtalk.
    Edeards Kehle schnürte sich zusammen, verschlug ihm den Atem. »Wer bist du?«
    Geistiges Gelächter verspottete ihn. »Wir wissen, wer du bist. Wir wissen alles über dich, du Held. Wir wissen, was du unseren Kameraden angetan hast. Deswegen

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