Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Titel: Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
gehörst du heute Nacht mir. Und ich verspreche dir, dass du nicht schnell sterben wirst.«
    Entsetzt keuchte Edeard auf und brachte sich mit einem Sprung weg von dem Fenster. Trotzdem konnte er immer noch die schwache Berührung des Fernblicks, den der andere auf ihn gerichtet hielt, spüren. Er legte alle Kraft, die er aufzubringen vermochte, in seinen Longtalk und rief: »Akeem! Akeem, wacht auf! Die Banditen sind da! Sie sind im Dorf!«
    Sein mentaler Schrei war wie ein Signal. Das gedämpfte Glimmen von Bewusstseinen nahm Gestalt an in den Durchgängen und Gassen, die sich durch die Häuser und Gildenanwesen wanden. Edeard kreischte auf. Sie waren überall!
    So viele! Jeder Bandit der Wildnis muss heute Nacht hier sein.
    »Was, im Namen der Herrin, ist da los?«, erreichten ihn jetzt Akeems benommene Gedanken.
    »Banditen«, rief Edeard abermals, mit Stimme und Geist. »Hunderte von ihnen. Sie sind schon hier.« Er verpasste jedem Ge-Wolf, der sich auf dem Grundstück befand, einen mentalen Stich und versetzte sie in Angriffsbereitschaft. Lautes, gefährliches Knurren stieg vom Innenhof auf.
    In der Straße vor der Gilde tauchten fünf Banditen auf, stark und dreist. Sie versuchten nicht einmal, sich irgendwie zu tarnen. Weder besaßen sie die schmutzverkrustete Haut noch die wilden Haare derjenigen im Wald. Diese hier trugen schlichte dunkle Waffenröcke und ihre Füße steckten in handfesten Stiefeln. Auch Pfeil und Bogen waren nirgends zu sehen. Seltsamerweise trug jeder von ihnen zwei Gürtel, die um ihre Schultern geschlungen waren und sich vor der Brust überkreuzten. An den Riemen waren kleine Metallbehälter befestigt, zusammen mit einer Vielzahl von Messern. Ein Raunen und Flüstern brandete aus dem Äther, als sie mit Longtalk ihre Absprachen trafen. Dann nahm Edeard die Rennfüchse wahr, die neben ihnen herliefen; jeder hatte zwei der gezähmten und abgerichteten Bestien dabei.
    »O gütige Herrin, nein«, keuchte er. Sein Geist bekam mit, wie Akeem über Longtalk die anderen Ältesten rief, Alarm schlug mit blitzschnellen und präzisen Gedanken.
    Doch es war zu spät. Flammen züngelten zwischen Ashwells Hausdächern empor. Fackeln, rußend von brennendem Öl, wirbelten durch die Luft, von telekinetischen Kräften gelenkt, um mit absoluter Präzision auf den Strohdächern zu landen. Das Feuer breitete sich rasch aus, begünstigt durch die trockenen Monate eines guten Sommers. Schon bald legte sich ein grässlicher orangefarbener Schein über das Dorf.
    Aufgeregt rannten die Ge-Wölfe im Hof hin und her. Mit wilder Entschlossenheit streckte Edeard seine dritte Hand aus und riss das Tor für sie auf. Das war der Moment, in dem er das Geräusch zum ersten Mal hörte. Ein höllisch donnerndes Dröhnen, als würden hundert Pistolen gleichzeitig feuern. Grelles Licht zuckte durch sein geöffnetes Fenster, und sein Geist konnte die dreckige Schadenfreude in den Gedanken der Banditen spüren, die von der Straße zu ihm heraufdrangen. Die Ge-Wölfe brachen gepeinigt zusammen, ihre Bewusstseine entsandte Leuchtfeuer aus entsetzlichen Schmerzen, während ihr Fleisch zerfetzt wurde. Ein paar schafften es, der seltsamen Waffe zu entgehen, nur um im nächsten Moment auf die Rennfüchse zu prallen. Das metallische Dröhnen ebbte ab, während die Tiere kämpften, sich ineinander verbissen, aneinander zerrten und sich dabei herumwarfen und und wanden.
    Plötzlich hörte Edeard eine Frau schreien. Es tobte viel zu viel Aufruhr, viel zu viel Schmerz in allen Winkeln von Ashwell, um sie mit seinem Fernblick ausmachen zu können, aber er wusste genau, was dieser Laut zu bedeuten hatte. Was er für jede Bewohnerin des Dorfes, die lebend aufgegriffen wurde, zu bedeuten hatte. Für jede Frau, und für jedes Mädchen.
    Er sendete einen einzelnen, durchdringenden Gedanken zur Kirche. »Salrana!«
    »Edeard!«, gellte ihre panikerfüllte Longtalkstimme zurück. »Sie sind hier, sie sind in der Kirche!«
    Sein Geist fand sie sofort, sein Fernblick fokussierte sich auf sie, als würde er sie mit einem gewaltigen Lichtbündel anstrahlen. Sie kauerte in ihrem Zimmer im Haus der Mutter, das die Hinterseite der Kirche bildete. In der Kuppel selbst rückten drei Banditen durch den Mittelgang an, zu gleichen Teilen Triumph und Verachtung verströmend. Neben ihnen rannten pirschend ihre Rennfüchse umher. Mutter Lorellan war bereits aus dem Bett und steuerte auf den Ort der Andacht zu, um sich den Kirchenschändern entgegenzustellen.

Weitere Kostenlose Bücher