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Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Titel: Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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im ganzen Dorf. Was er im Innern der Schale sah, war ein kleines Default-Genistar-Exemplar bestehend aus einer grauen, schattenartigen Substanz. Sodann griffen seine telekinetischen Kräfte hinaus und begannen es in die Gestalt zu formen, die er wollte – doch langsam, so entmutigend langsam. Aber es gab auch Grenzen. Er konnte einem Genistar nichts Zusätzliches verleihen: sieben Arme etwa, oder zwei Köpfe …
    Was der Vorgang bewirkte, war eine Beeinflussung derjenigen im Werden begriffenen Strukturen, die in der Default-Physiologie bereits angelegt waren. Er konnte außerdem Einfluss auf die Größe nehmen, wenngleich das zum Teil auch durch den Gattungstyp selbst bestimmt wurde, den er formte. Und dann gab es noch Unterfamilien innerhalb jeder Standardgattung: Schimpansen ebenso wie kleinere Primaten, eine Vielzahl von Pferdearten – große, kleine, kräftige, langsame, schnelle. Es war eine lange Liste, die es gut im Kopf zu behalten galt. Formen war ungeheuer schwierig und erforderte eine immense Konzentration. Ein Former musste viel, viel mehr mitbringen als nur eine unheimliche Sehkraft und Beeinflussungsgabe. Former mussten ein Gefühl dafür haben, was sie im jeweiligen Augenblick taten, mussten instinktiv wissen, ob es das Richtige war, mussten das Potenzial erkennen können, das ein embryonaler Genistar barg. In den kleineren Geschöpfen würde es keinen Platz für Fortpflanzungsorgane geben, also mussten sie davon befreit werden, und auch andere Organe mussten selektiert werden, dort, wo es zweckmäßig erschien. Bloß welche? Wen wunderte es da noch, dass selbst Großmeister einen hohen Prozentsatz an untauglichen Eiern produzierten.
    Edeard ging an den Default-Ställen vorbei, durchleuchtete mit seinem Fernblick das Gebäude und kontrollierte, ob die Ge-Affen mit dem Ausmisten und Füttern vorankamen. Ein paar von ihnen waren ein wenig nachlässig und undiszipliniert geworden, also frischte er ihre Instruktionen mit einer kurzen Longtalk-Botschaft auf. Ein etwas tiefer gehendes Abtasten mit seinem Fernblick informierte ihn über den Zustand der trächtigen Defaults. Von den elf, die geformt worden waren, wiesen drei Anzeichen dafür auf, dass mit Problemen zu rechnen war. Er seufzte resigniert. Zwei davon waren seine.
    Nach den Defaults kamen die Pferdeställe. Sie beherbergten zurzeit neun Fohlen, von denen sieben zu jenen stattlichen, robusten Tieren heranwachsen würden, die auf den umliegenden Höfen Pflug und Karren zogen. Die meisten Aufträge, die bei der Eiformergilde zu Ashwell eingingen, betrafen Genistars, die im Ackerbau einsetzbar waren. Die Nachfrage nach domestizierten Ge-Affen und Schimpansen war zurückgegangen. Das lag, wie Edeard wusste, einzig und allein daran, dass die Leute sich einfach nicht die Zeit dafür nahmen, zu lernen, wie man diese Tiere korrekt instruierte. Nicht, dass sie jemals hierherkommen und sich von einem vierzehnjährigen Jungen irgendwas erzählen lassen würden. Das ärgerte ihn maßlos; er war sich sicher, dass sich die Produktivität des Dorfes mindestens auf das Vierfache steigern ließe, wenn sie nur auf ihn hörten.
    »Geduld«, riet Akeem ihm immer, wenn er mal wieder gegen die kurzsichtigen Dummköpfe, die ihre Nachbarschaft ausmachten, wetterte. »Oft muss man, um das Richtige zu tun, zuerst das Falsche getan haben. Die Zeit wird kommen, da man deinen Worten Beachtung schenken wird.«
    Edeard hatte keine Ahnung, wann das sein würde. Selbst wenn der heutige Tag von Erfolg gekrönt sein sollte, rechnete er nicht damit, dass die Leute in Scharen angerannt kamen, um ihm zu gratulieren und fortan seinen Rat einzuholen. Höchstwahrscheinlich war es seine Bestimmung, für immer der komische Junge zu bleiben, der allein bei dem verrückten alten Akeem wohnte. Das perfekte Paar, sagten sie, wenn sie davon überzeugt waren, er könne sie nicht mit seinem Fernblick erfassen.
    An der anderen Seite der Pferdeställe lag das Primaten- und Schimpansengehege. Es befanden sich nur ein paar in ihrem Nest zusammengerollte, schlafende Affenbabys darin. Die anderen waren draußen und führten überall auf dem Gildenanwesen ihre Aufgaben aus. Die Auftragsbücher wiesen nicht eine Bestellung von Ge-Affen auf; selbst der Grobschmied, der sich vor Arbeit kaum retten konnte, wollte sie nicht. Vielleicht sollte ich mal ein paar von den Leuten hierher bringen , dachte Edeard, um ihnen zu zeigen, was die Ge-Affen alles drauf haben, wenn man ihnen ordentliche Anweisungen gibt.

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