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Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Titel: Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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du musst etwas tun. Du kannst dich nicht von verletzten Menschen abwenden. Das kannst du einfach nicht tun. Sie brauchen dich.«
    »Er hat recht«, sagte Obron. »Ich glaube, ich hab Janene schreien gehört. Was würden ihre Eltern sagen, wenn du einfach gingest?«
    »Stimmt, ja«, erwiderte Fahin. »Du hast natürlich recht. O Herrin, wo ist meine Brille. Ich kann nicht alles mit Fernblick machen.« Er drehte sich um und machte Anstalten, wieder ins Gebüsch zurückzukriechen.
    »Hier ist sie«, sagte Edeard. Mit seiner dritten Hand schob er die Brille sanft auf ihren Platz auf Fahins Nase und wischte gleichzeitig den Beerenbrei von den Gläsern.
    »Ah, danke«, sagte Fahin.
    Dann eilten sie durch den Wald zu Melzar. Andere Gestalten bewegten sich mit ihnen in die gleiche Richtung. Vereinzelte Lehrlinge sandten ihnen über Longtalk panikerfüllte Hallos. Vor Edeards innerem Auge stieg wieder das Bild von Alcie auf, von der tiefen Wunde in seinem Schenkel. Sie hatte ziemlich schlimm ausgesehen.
    Toran und die Lehrlinge mit den Schusswaffen hatten sich mit Melzar zu einem Verteidigungstrupp versammelt. Edeard wechselte ein paar beruhigende Worte mit Genril, der völlig aufgelöst war. Aufgeregt erzählte er, er hätte nur noch eine Kugel im Revolver und sei sicher, mindestens einen Banditen getroffen zu haben. »Ich sag dir, ich hab echt Bammel gekriegt, als diese Rennfüchse auf uns los gingen. Einen hat Toran mit seiner Flinte gekillt. Grundgütige Herrin! Er ist ein verdammt guter Schütze.«
    »Du hättest erst mal sehen sollen, was Edeard gemacht hat«, entgegnete Obron trocken. »Der braucht nicht mal ’ne Flinte.«
    »Was?«, fragte Genril. »Was hast du gemacht?«
    »Nichts«, erwiderte Edeard. »Ich weiß, wie man mit Tieren umgeht, das ist alles. Aber das kennst du ja schon.«
    »Wie stark bist du eigentlich?«, fragte Obron.
    »Ja, genau«, meinte Genril. »Wir haben deinen Longtalk bis auf den Hügelkamm rauf gehört, es war, als hättest du direkt neben mir gestanden und mir in den Schädel gebrüllt. Herrin, ich hab fast den Kopf eingezogen, als dieser Pfeil auf dich zugeflogen kam.«
    »Spielt das eine Rolle?«, fragte Edeard. Er blickte sich um und fragte sich, wo die anderen waren. Von den zwölf Lehrlingen und vier Erwachsenen, die in der Treiberkette gewesen waren, hatten es bislang erst fünf hierher geschafft, einschließlich Genril, Obron und ihm. In diesem Moment tauchte Canan, der Zimmermann, auf, mit Alcie auf seinen Armen. Er war bewusstlos. Beklommen schaute Fahin seine Freunde an, als er den behelfsmäßigen Verband auf der Wunde sah, der schon völlig blutdurchtränkt war. Seine Gedanken begannen fahrig zu werden.
    »Geh«, wies Edeard ihn mit ruhiger Longtalkstimme an. »Tu, was du kannst.«
    »L-l-legt ihn auf den Boden«, sagte Fahin. Dann kniete er sich neben Alcie hin und fing an, in seinem Ranzen herumzuwühlen.
    Edeard wandte sich zum Wald um, sandte seinen Fernblick aus. Wo sind die anderen? Sein Herzschlag beschleunigte sich, als er eine Bewegung ausmachte. Ein paar Lehrlinge kamen durch die Bäume auf sie zugerannt.
    »Alles ist gut«, sagte Melzar beruhigend. »Ihr seid jetzt sicher.«
    »Wir haben Janene verloren«, weinte einer von ihnen. »Wir haben versucht, sie zu retten, aber sie hat einen Pfeil abgekriegt. Ich lief –« Er brach schluchzend zusammen.
     
    »Neun«, flüsterte Edeard, als er später seine Nachtwache hielt. »Neun von zwölf.«
    Melzars Hand legte sich auf seine Schulter. »Ohne dich hätte es keiner von uns geschafft«, sagte er leise. »Deine Warnung hat uns gerettet. Mich gerettet, vielmehr. Ich verdanke dir mein Leben, Edeard. Wir alle tun das.«
    »Nein.« Edeard schüttelte traurig den Kopf. »Ich hab euch nicht gewarnt. Ich hatte Angst. Das ist alles. Ihr habt meine Furcht gehört.«
    »Ich weiß. Es war – sehr eindrucksvoll. Was ist passiert? Was hat dich alarmiert?«
    »Ich …« Er runzelte die Stirn, dachte an das Grauen, das ihn ergriffen hatte. Es hatte keinen Grund dafür gegeben. »Ich hab etwas gehört«, sagte er lahm.
    »Wie auch immer, ich bin jedenfalls froh.«
    »Wieso haben wir sie nicht wahrnehmen können? Ich dachte immer, dass ich einen guten Fernblick hätte. Sie waren näher an mir dran als Obron und Fahin, und ich hatte keine Ahnung.«
    »Es gibt Möglichkeiten, seine Gedanken zu verdecken, sie vor Fernblicken zu verbergen. Wir in Ashwell sind mit dieser Technik nicht sehr gut vertraut. Ich hab aber noch nie erlebt, dass sie

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