Das dunkle Universum 2 - Schwarze Welt
Übelkeit, das von seinem Freund ausging. »Zehn Sekunden höchstens«, sagte er über einen winzigen, nur an ihn gerichteten Longtalk zu Dinlay. »Dann ist alles vorbei. Halt einfach nur zehn Sekunden durch. Du schaffst das.«
Dinlay nickte, obschon er alles andere als überzeugt zu sein schien.
Edeard widerstand dem Drang, sich zu dem großen Block hinter ihnen umzusehen, wo die Familien und Freunde der Konstabler-Kandidaten saßen und darauf warteten, dass sie ihre Bronze-Epauletten in Empfang nahmen. Es schien, als gehöre mindestens die Hälfte von ihnen zu Dinlays Familie. Sie waren ausnahmslos in Uniform hier erschienen.
»Ich wette, die Verbrechensstatistik in sämtlichen Distrikten schnellt heute in ungeahnte Höhen«, hatte Macsen gebrummelt, als sie zuvor ihre Plätze eingenommen hatten. »Ist ja niemand mehr in der Stadt, der Streife gehen könnte.«
Owein erreichte das Podium, das am Fuß der Treppe aufgebaut worden war. Lächelnd ließ er den Blick über die andächtige Zuhörerschaft schweifen. »Es ist stets eine Ehre und ein Privileg, diesen Festakt zu vollziehen«, begann er. »Ich höre in meiner Position so viele Menschen nicht nur über den Zustand, in dem sich unsere Stadt befindet, klagen, sondern auch über das Chaos, das angeblich in den Landstrichen außerhalb unserer kristallenen Stadtmauern regiert. Ich wünschte, sie stünden jetzt hier, um die vielen jungen Menschen zu sehen, die angetreten sind, um ihrer Stadt zu dienen. Das Pflichtbewusstsein, das ihr durch euer Gelöbnis beweist, macht mir Mut. Ihr gebt mir Zuversicht für die Zukunft.«
Na, so kann auch nur ein Politiker reden , dachte Edeard bitter. Dem Bürgermeister und allen anderen musste klar sein, wie unzureichend die Zahl der Konstabler war. Er musste doch wissen, dass die achtzig mehr, die sich hier heute eingefunden hatten, bei weitem nicht reichten; dass mindestens die gleiche Zahl an Konstablern in den letzten Monaten ihren Dienst quittiert hatte, um private Leibwächter zu werden oder in irgendeinem Provinznest einen besser bezahlten und angeseheneren Posten als Sheriff anzunehmen. Warum unternimmt er nichts dagegen?
Der Bürgermeister beendete seine begeisternde Rede. Wie ein Mann erhoben sich die Anwärter von ihren Plätzen, und die erste Reihe begab sich geschlossen aufs Podium, um vom Bürgermeister empfangen zu werden. Laut verlas der Hauptkonstabler den Namen des Kandidaten, während ein Assistent dem Bürgermeister ein Paar Epauletten aushändigte, die dieser mit einem Händedruck und einem Lächeln dem frischgebackenen Konstabler überreichte.
Edeards Reihe setzte sich in Bewegung. Er hatte gedacht, dass diese Zeremonie eher langweilig werden würde, dass das Ganze albern war, eine lästige Pflicht, auf die er gut und gerne hätte verzichten können. Insbesondere da die einzige Person unter den Zuschauern, die für ihn klatschen würde, Salrana sein würde, die heute eigens zu diesem Anlass von ihren Pflichten befreit worden war. Doch jetzt, wo er hier stand, nun, da er zum Bürgermeister der Stadt emporschritt, da keimte tatsächlich so etwas wie ein Gefühl für das große Ereignis in ihm auf, während das Publikum im Saal von Stolz erfüllt war. Die Menschen glaubten an sie.
Vorne war der Oberste Rat dabei, ihre Zulassungen zu registrieren. Keines der Ratsmitglieder hätte hier erscheinen müssen, es war eine Zeremonie, die sich dreimal jährlich wiederholte, Jahr für Jahr. Dutzenden dieser Veranstaltungen hatten sie bereits beigewohnt, und das würden sie auch in Zukunft tun. Hätten sie absagen wollen, so hätten sie das gekonnt. Doch nein, das Ereignis war ihnen wichtig genug, ein jedes Mal aufs Neue daran teilzunehmen – so wie heute.
Und hier war er selbst, um vor den Bürgern Makkathrans öffentlich und feierlich zu geloben, sie nach bestem Vermögen zu schützen und Recht und Gesetz in die Tat umzusetzen. Und das war auch der Grund, warum Rah und jene, die ihm in sein Amt gefolgt waren, Zeremonien wie diese geschaffen hatten: um den Einsatz der Konstabler für die Stadt und ihre Bewohner zu würdigen und zu ehren. Das war weder albern noch Zeitverschwendung, es war eine Demonstration von Respekt.
Schließlich stand Edeard vor dem Bürgermeister, der ihn freundlich anlächelte und ihm die Hand schüttelte, während der Hauptkonstabler seinen Namen verlas. Dann wurden ihm ein Paar bronzene Epauletten in die Hand gedrückt. »Vielen Dank, Sir«, sagte Edeard. Plötzlich hatte er einen Kloß im
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