Das dunkle Universum 2 - Schwarze Welt
Spezialnestern und Traummeistern einkreisen und versuchen, die Quelle des Traums zu triangulieren.«
»Demnach haben wir den gleichen Zugriff auf diesen Bereich wie sie«, stellte Oscar fest. »Danach kommt’s also nur darauf an, wer schneller ist.«
»Die Fraktionen werden ihrerseits Zugriffsoperationen durchführen«, gab Tomansio zu bedenken. »Wir kriegen es also auch mit ihren Agenten zu tun, und nicht nur mit Living Dream.«
Es entging Oscar nicht, wie begeistert die Knight Guardians über diese Aussicht waren. »Die Fraktionsagenten dürften über biononische Waffenenrichments verfügen, oder?«
»Das will ich doch hoffen«, sagte Tomansio.
»Könnt ihr da mithalten?«, fragte Oscar nervös.
»Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden.«
Es war ein sanftes Tal, bedeckt von langem, dunklem Gras, das in riesigen Wellen hin und her wogte, während der Wind von den Bergen herabblies. Ein Haus stand dort, in eine kleine Senke im Boden geschmiegt; ein herrlich altmodisches Heim, mit Mauern ganz aus rauem Stein, der aus den nahen Hügeln gebrochen worden war. Mit seinem überhängenden Strohdach befand sich das Haus in perfekter Eintracht mit der Natur. Sein Inneres indessen barg eine Technologie, die im völligen Widerspruch zu seinem Äußeren stand, mit Replikatoren, die ihn mit allem Notwendigem versorgten. T-Sphären-Interstitien ermöglichten eine interessante räumliche Struktur und jeden von seiner Familie gewünschten zusätzlichen Platz.
Dem Haus zugewandt stand er da, den steil nach oben gerichteten Bambusstock in der Hand. Der Oberkörper nackt, die Beine in schlichte, baumwollene schwarze Dirukku -Hosen gehüllt. Biononische Feldfunktionen abschalten, Wahrnehmung allein auf Sicht einstellen, Geräusch und Gefühl. Umgebung erspüren. Eine nistende Kobra: die Grundfeste des Selbst. Er wurde zum scharfäugigen Adler. Wirbelte herum, der zum Sprung bereite Gepard. Ein Atemzug. Ein Feind, der sich hinter ihm rührte. Lass den Bambus sinken, die Kralle des Tigers. Ein Wirbelsprung, wie ein zusammengerollter Drache. Den Arm angewinkelt zum Spartanerschild. Angriff: der Todesengel. Stock fallen lassen und beide Krummdolche aus den Scheiden ziehen. Beuge die Knie zum auferstandenen Phönix.
Ein Vibrieren in der Luft. Schwere Füße, die zarte Grashalme zertraten. Er hob den Kopf und sah eine Linie aus schwarz gepanzerten Gestalten, die auf ihn zumarschierten. Lange Flammen züngelten aus Schlitzen in ihren Helmen, als sie ihren Schlachtruf herausdonnerten. Sein Atem wurde schneller, während sich seine Hände fester um die Dolchhefte schlossen. Der Geruch von verkohltem Fleisch wälzte sich über das Grasland. Der grässliche Gestank ließ Aaron würgen. Hustend setzte er sich in der Ground-Crawler-Kabine auf der Liege auf.
»Scheiße«, fluchte er, dann hustete er erneut und rang nach Atem. Krümmte sich. Die Gesundheitsdisplays seiner Exosicht zeigten, dass seine Lungen- und Atemwegtätigkeit von den Biononics übernommen und die verzweifelten autonomen Funktionen seines Körpers außer Kraft gesetzt wurden. Keuchend schnappte er nach Luft und schüttelte den Kopf, als die künstlichen Organellen ihn stabilisierten.
Corrie-Lyn starrte ihn von ihrer Liege an der anderen Seite der Kabine aus an. Sie hatte die Knie unters Kinn gezogen und sich eine Decke um die Schultern geschlungen. Aus irgendeinem Grunde machte ihr Anblick ihm ein schlechtes Gewissen. »Was?«, blaffte er, dem Koffeinentzug entsprechend ziemlich mies gelaunt.
»Ich weiß nicht«, sagte sie. »Diese Krieger symbolisieren ein ›in der Falle sitzen‹, denke ich. Aber sie kamen auf Sie zu, als Sie draußen vor Ihrem Haus standen. Sie konnten dem, was Sie sind, nicht entfliehen, dem, wozu Sie geworden sind.«
»Oh, bitte, verschonen Sie mich«, knurrte er und versuchte, seine Füße von der Liege zu schwingen. Die Decke verhedderte sich um seine Beine. Mit einem wütenden Ruck riss er sie weg.
Corrie-Lyn sah ihn gekränkt an. »Sie könnten aber auch für Paranoia stehen«, sagte sie mit einem letzten Rest von Würde.
»Leck mich.« Er befahl der Kücheneinheit, ihm einen Kräutertee zu brauen. Um die Seele zu reinigen. »Hören Sie«, sagte er seufzend. »Jemand hat ernsthaft an meinem Gehirn rumgeschraubt. Da muss ich ja Alpträume haben. Lassen wir’s dabei bewenden, okay?«
»Beunruhigt Sie das nicht?«
»Ich bin, was ich bin. Und es gefällt mir.«
»Aber Sie wissen doch gar nicht, wer Sie sind.«
»Ich hab Ihnen
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