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Das dunkle Universum 2 - Schwarze Welt

Das dunkle Universum 2 - Schwarze Welt

Titel: Das dunkle Universum 2 - Schwarze Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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gewusst, worum die anderen Mädchen diese Frau gebeten hatten. Eine Sache, die Helenna mit Sicherheit wusste, war, dass Likan seine Frauen elegant mochte. »Also müssen wir dafür sorgen, dass du ordentlich was hermachst und gerüstet bist, um dich gegenüber den anderen zu behaupten.«
    Und das dauerte. In den folgenden Stunden sprang Aramintas Schlafzimmer im Ovoidhaus von hierhin nach dorthin, um sich an diverse Spezialräume anzukoppeln. Zunächst an die Sauna, um die Poren zu reinigen. Dann folgte eine Massage von einem Mann namens Nifran, der ebenso brutal wie geschickt zu Werke ging. Nach der Behandlung floss Araminta förmlich von der Liege herunter. Es folgte der Anprobenraum – ein Haus mit einem eigenen Anprobenraum? –, wo Maß genommen wurde für ihre Abendgarderobe.
    Alsdann ging es über spiralförmige Windungen hinunter in den Salon, wo Helenna sich als wahre Zauberin entpuppte. Schichten von Kosmetikmembranen wurden aufgetragen, doch als Araminta in den Spiegel schaute, war nichts davon zu sehen. Stattdessen erblickte sie das Gesicht ihres neunzehnjährigen Selbst. Eine Neunzehnjährige, die sie nie gekannt hatte, aber immer hatte sein wollen – ein Gesicht mit hohen Wangenknochen, ohne ein überflüssiges Gramm Fett, mit zarten, langen Wimpern, absolut reiner Haut und funkelnden Augen. Eine weitere Stunde nahm es in Anspruch, ihr Haar zu reparieren , wie Helenna diese erste Prozedur nicht ohne Missbilligung nannte. Danach wurde verlängert, aufgefüllt, geschmeidig gemacht, onduliert und frisiert.
    Während all dies geschah, saß Clemance auf dem Stuhl neben ihr. Ein weiteres Mitglied des Harems, Alsena, hatte auf der anderen Seite Platz genommen. Ihr ungezwungenes Geplauder vermittelte ihr einen guten Eindruck vom fast schwesterlichen Zusammengehörigkeitsgefühl, das unter den Frauen herrschte. So erhielt Araminta eine komplette Zusammenfassung von Likans Stammbaum unter besonderer Berücksichtigung seiner ungeratenen Sprösslinge – eine Saga, für die sie, um nicht den Überblick zu verlieren, in einer Speicherlakune ein neues File anlegen musste.
    Doch bei all ihrer Freundlichkeit schienen diese Mädchen am wahren Leben so gut wie keinen Anteil zu haben. Eine ziemlich boshafte Feststellung, doch nichtsdestotrotz eine, die Araminta zu denken gab. Wenn Likan sich ehrgeizige Frauen wie sie wünschte, was wollte er dann mit diesen hier? Deren Streben und Trachten mochte allem Möglichen gelten, ganz gewiss aber nicht der Leitung von Abteilungen in seinem Firmenimperium.
    »Er liebt die Abwechslung«, ließ Helenna sie wissen, während der Salon sich wieder an den Anprobenraum ankoppelte.
    Das klassische kleine Schwarze war niemals ganz aus der Mode gekommen. Und als Araminta das Kleid betrachtete, das der Hexenmeisterlehrling im Anprobenraum für sie herbeigezaubert hatte, wusste sie auch, warum. Allein das Hineinschlüpfen machte sie schon scharf – Ozzie allein wusste, welche Wirkung es auf jeden Mann, der ihren Weg kreuzte, haben würde. Es war sündhaft eng, und dabei doch elastisch genug, um ihren Brüsten vollste Bewegungsfreiheit zu gewähren. Als sie die ersten Schritte darin tat, stieg ihr die Schamesröte ins Gesicht. Auf irgendeine Weise ließen der kurze Saum und die Seidenglanz-Mikrofaser, die auf ihre Beine aufgesprüht war, Waden und Schenkel schlanker erscheinen, sodass nun auch ihre Beine dem Ideal einer Neunzehnjährigen entsprachen, mit dem Helennas Zauberei schon ihr Antlitz für den Abend gesegnet hatte.
    Die Aperitifs für die Hausangehörigen und Likans Gäste wurden im Musikzimmer gereicht, das an die Stelle seines Büros gerückt war und damit eine grandiose Aussicht auf den See bot. Hocherhobenen Hauptes trat Araminta ein, wohl wissend, wie phantastisch sie aussah. Likans Blicke, der zweimal hinschauen musste, die lächelnden Gesichter des Harems und Clemances kleiner Freudenhüpfer, während sie aufgeregt in die Hände klatschte, waren ausnahmslos Zeichen einer Anerkennung, die ihr, wie Araminta fand, auch zustand. Eine Anerkennung, die ihrem Selbstvertrauen einen Auftrieb gab, der fast an Arroganz grenzte. Und so kam es, dass, als Likan sie der Premierministerin und ihrem Gatten vorstellte, sie sich mit ausgesuchter Höflichkeit gebärdete und den anderen fast schon auf Augenhöhe entgegentrat.
    Alldieweil sie Smalltalk betrieb und eigenartig schmeckende Canapés probierte, fragte sie sich mehr als einmal, wie Bovey sich wohl verhalten würde, wenn er hier wäre.

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