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Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Titel: Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Funkeln schlummernder Bewusstseine. Makkathrans allumfassende Gedanken waren leicht zu unterscheiden; sie erfüllten ein jedes Gefüge, doch am stärksten waren sie unter den Straßen und Kanälen, tief drunten, wo Rohre und Tunnel und seltsame Energiestränge sich in- und umeinander verwoben. Sie waren schwach, schwer fassbar sogar, wenngleich immer noch deutlich spürbar. Von den Seelen, von denen er wusste, dass sie vorhanden sein mussten, konnte er keine Spur finden. »Nichts«, sagte Edeard resignierend.
    »Es ist ja kein Wettbewerb. Du hast nichts verloren.«
    »Aber ich hab sie zweimal wahrnehmen können.« Edeard hielt inne, um nachzudenken. »Doch jedes Mal befand ich mich in der Nähe der Körper, sehr nah.«
    »Was willst du damit sagen? Hast du jetzt vor, in ein Hospiz zu gehen?«
    »Nein«, log er.
    Argwöhnisch sah Kristabel ihn an. »Hm.«
    »Ich frage mich, ob ich noch mal mit der Pythia sprechen sollte.« Er mochte die Vorstellung nicht. Ihre letzte Begegnung war ihm nicht gerade in besonders angenehmer Erinnerung geblieben. Während der behutsamen Befragung, die Stunden gedauert zu haben schien, hatte er sich extrem unwohl und mit dem Rücken an der Wand gefühlt. Angesichts ihrer Autorität war er sich vorgekommen wie ein kleines Kind, das etwas ausgefressen hatte und nun vor seine liebenden, doch gestrengen Eltern geschleppt worden war.
    »Was sollte sie dir beibringen können?«, fragte Kristabel mit mehr als nur einem Hauch von Spott.
    »Nichts, nehme ich an.« Im Anschluss an das unbefriedigende Treffen mit der Pythia hatte er noch einmal sorgfältig die Schriften der Herrin gelesen. Es war das erste Mal gewesen, dass er sich seit jenen Sonntagslektionen mit Mutter Lorellan in der Kirche zu Ashwell eingehender mit ihnen befasst hatte. Tatsächlich hatte er damals bloß irgendwelche Textpassagen auswendig gelernt, ohne ihre Bedeutung auch nur ansatzweise zu begreifen.
    Das erneute Lesen der Schriften war für ihn fast so etwas wie eine Offenbarung gewesen. Sie stellten weniger einen religiösen Text als vielmehr ein in blumiger Prosa verfasstes Tagebuch dar, gefolgt von den abschließenden Gedanken darüber, wie man ein besseres, ein erfüllteres Leben zu führen vermochte.
    Allein die Skylords hielten die beiden Abschnitte als verbindendes Glied zusammen. Riesige Fluggeschöpfe, die majestätisch zwischen Querencia und den Sternennebeln dahinsegelten; eine Wanderung, deren Zweck niemand kannte, außer dem, die menschlichen Seelen ins Herz zu führen. Doch der Herrin zufolge wurden nur Seelen genommen, die das erlangt hatten, was sie »Erfüllung« nannte.
    Als Edeard ihre Homilien gelesen hatte, hatte er unwillkürlich an eine ältliche, ledig gebliebene Tante denken müssen, die ihrer Verwandtschaft erklärte, wie man eine gute Familie wurde. Sei höflich, sei fürsorglich, sei gütig, sei nett. Möglicherweise war das Leben damals ein völlig anderes gewesen – obwohl er das nicht glaubte, dem Tagebuch-Teil nach zu schließen. Zumindest der war recht interessant, wenngleich er erst mit Rahs erstem Blick auf Makkathran von den Bergen herab begann.
    Das Einzige, was die Herrin über das Schiff sagte, das sie zu diesem Universum gebracht hatte, war, dass Rah die Menschen von dem Tumult, welcher der Landung gefolgt war, fortgeführt hatte. Darüber hinaus wurde die Vergangenheit an keiner Stelle erwähnt. Voll Bewunderung sprach sie von Rahs Beharrlichkeit, mit der er die Kristallmauer durchbrach und die drei Stadttore schuf. Sprach von dem Wunder, das sie alle erfuhren, als sie das erste Mal in den Hafen hineinsegelten und eine komplett errichtete, doch verlassene Stadt vorfanden, in der sie sich niederlassen konnten. Berichtete davon, wie an jenem Tag, als sie auf dem Great Major Canal entlangfuhren, ein Skylord über den Türmen von Eyrie herangeschwebt war. Und davon, wie er sich bereitgefunden hatte, die Seele eines sterbenden Freundes zu dem Herz zu geleiten, das jenseits von Odins See lag.
    Die Herrin fuhr damit fort, die Gründung eines Stadtrats zu schildern und das Entstehen der Gilden, und wie weitere Flüchtlinge von dem abgestürzten Schiff zu ihnen gestoßen waren, während andere außerhalb der Mauern blieben und den Neid in ihren Seelen nährten. Sie erzählte von den kleinlichen, jedoch erbitterten Auseinandersetzungen zwischen der Stadt und dem Land darüber, wessen Gesetz herrschen sollte.
    Sie hatte das Ende dieser Zwistigkeiten niemals erlebt, das schlussendliche

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