Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
Besatzung und des paramilitärischen Trupps sonderten ein dumpfes Gedankenglimmen ins Gaiafield ab. Alle waren müde, seelisch wie physisch; sie hassten Golwyn Gity und seine erzürnten Bewohner.
Araminta rührte sich nicht von der Stelle, bis die Kapsel davongeglitten war. Sie war jetzt dicht vor dem Kraftfeld, vielleicht noch wenige Hundert Meter weit entfernt, aber die Bäume mussten sie vor den Kapselsensoren abgeschirmt haben. Ihre Beine waren durchnässt von den feuchten Leuchtpeitschenfarnen, Hände und Wangen zerkratzt von toten Zweigen. Und sie begann sich irgendwie dumm vorzukommen, hier in der Nacht herumzuirren und nach einem Pfad zu suchen, der eigentlich eine Art von Alien-Wurmloch war, das sie allerdings wahrnehmen konnte, weil ihre Vorfahrin ein Freund der Elfen gewesen war und die ›Magie‹ sich über die weibliche Blutlinie fortgesetzt hatte.
»Logische Sache«, murmelte sie in sich hinein. Ich frag mich nur, was mein Ich von letzter Woche aus dem Ganzen gemacht hätte.
Glücklicherweise stolperte sie auf einen schmalen Tierpfad hinaus, auf dem sie weitergehen konnte. Die Farnwedel behelligten sie nicht mehr so sehr, obwohl sie immer noch den Zweigen ausweichen musste.
Grundgütiger Ozzie, ist es wirklich erst eine Woche her, dass ich ein völlig normales Leben geführt habe? Und ich hab mich seit Tagen nicht mehr bei Bovey gemeldet. Er muss sich furchtbare Sorgen machen. Und Cressida ist bestimmt auch ganz krank vor Sorge; und stinksauer, weil ich mein Raumflugticket nicht bestätigt hab.
Die Lücken zwischen den Bäumen wurden größer, der Pfad war allmählich besser zu erkennen. Sie vermochte nicht zu sagen, ob es am schwachen Morgenlicht lag, das sich langsam erhob, oder ob ihr Bewusstsein die plattgedrückte Fährte aus lehmiger Erde erhellte, die so viele Füße vor ihr getragen hatte. Aber sie wusste, dass es der richtige Weg war; ein Wissen, das in Form einer friedlichen Erleichterung kam. Doch der neugefundene Frohmut erhielt einen empfindlichen Dämpfer, als sie nach nur wenigen Metern instinktiv akzeptierte, dass der Pfad sie wirklich fort von ihrer Heimatwelt führte.
Ich wurde vertrieben , dachte sie bitter. Ich hab mich nicht mal von allen Menschen, die ich liebe, verabschieden können. Nicht, dass es viele wären, aber wenigstens das hätten sie mir zugestehen müssen. Auch wenn sie mittlerweile um einiges souveräner im Umgang mit dem Gaiafield war, traute sie sich noch immer nicht, auf die Unisphäre zuzugreifen. Das war das Erste, worum sie sich zu kümmern haben würde, wenn sie die Welt, zu welcher auch immer sie unterwegs war, erreichte. Sie musste wissen, wer, zum Teufel, Oscar Monroe war, und warum er ihr hatte helfen wollen. Wenn er die Wahrheit gesagt hatte und wirklich für ANA arbeitete, und ANA tatsächlich an ihrer Freiheit interessiert war, gab es vielleicht noch ein kleines Fünkchen Hoffnung.
Es wurde definitiv heller, obwohl Araminta wusste, dass es noch einige Stunden bis zum Morgengrauen waren. Die meisten Bäume, durch die sie jetzt ging, kannte sie nicht, und auch die altvertrauten Dapolbäume wurden immer seltener. Die Neulinge waren höher und dünner, mit schlanken Zweigen und silbergrünen Blättern. Seltsame lavendelfarbene Sternblüten lugten durch das feste, gelb getönte Gras, während sich der Boden zu neigen begann. Nirgendwo zwischen den oberen Ästen dieser fremden Bäume war etwas von dem Kraftfeld zu sehen. Und das Gaiafield verblasste, erlaubte ihren Gedanken, sich auszudehnen, die tiefe Sorge besänftigend, die ihren Körper verseuchte. Irgendwo lächelte der Silfen-Mutterholm voll des Mitgefühls für sie.
Die Bäume dünnten aus, und Araminta fröstelte in der kalten Luft, die an den weiß und grün gestreiften Stämmen vorüberstrich. Sie rieb sich die Arme und schloss ihre Vliesjacke. Dann überschritt sie die Baumgrenze und blieb jäh stehen.
»Grundgütiger Ozzie«, flüsterte sie in einer Mischung aus Verzückung und Erstaunen. Sie stand auf halber Höhe einer steilen Talwand. Der grasbedeckte Berghang zu ihren Füßen erstreckte sich bis zu einem breiten, mäandernden Fluss. Auf der anderen Seite, vielleicht dreißig oder vierzig Kilometer entfernt, ragte die gegenüberliegende Talflanke empor, deren Kuppen von dichten Schneefeldern bedeckt waren. Und darüber … Araminta schirmte ihre Augen vor der orangefarbenen Sonne ab, die über die zerklüfteten Gipfel spähte. Ein Quartett von winzigen Monden jagte am Himmel dahin,
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