Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
Kommando über die Jeavons-Konstablerwache übernahm. Es auf einen Konflikt mit dem Waterwalker selbst ankommen zu lassen, ohne die Stimmung in der Stadt wirklich zu kennen, war nichts, worauf sich der gerissene Bürgermeister einlassen würde. Seit den Sampalok-Unruhen pflegten sie eine vorsichtig-freundliche Beziehung zueinander. Manchmal musste Edeard sich arg zusammenreißen, um nicht loszukichern darüber, wie höflich es zwischen ihnen zuging, wann immer sie sich trafen. Begegnungen, die fast etwas von einer Farce besaßen.
Edeard schnippte neckisch gegen die Epauletten seines Freundes. »Besten Dank, Herr Korporal.«
»Das ist was anderes«, sagte Dinlay und rückte die Epauletten wieder zurecht. »Die sind hart erarbeitet und wohlverdient.«
Der Ge-Schimpanse brachte zwei große Tassen Tee an den Tisch. Edeard nahm seinen Becher in die Hand und schaute Dinlay mit leicht betroffenem Blick an. »Äh … du hättest doch nicht Meister von Sampalok werden wollen, oder?«
»Um der Herrin willen!« Dinlay war aufrichtig geschockt. »Nein, Edeard. Ich bin Konstabler. Und das bedeutet heutzutage ’ne Menge, dank dir. Ich werde für deinen Bürgermeister Hauptkonstabler sein.«
»Dann ist’s ja gut. Ich hab nämlich damals ziemlich improvisiert.«
»Ich weiß. Aber es war eine kluge Wahl. Macsen weiß bereits jetzt mehr über die Politik der Großen Familien, als ich jemals werde.«
»Der Große Rat sollte sich über Kanseen Gedanken machen, nicht über ihn«, sagte Edeard.
»Das ist wohl wahr.«
Sie grinsten wieder und beendeten dann in kameradschaftlichem Schweigen ihr leichtes Mahl. Die Ge-Schimpansen räumten den Tisch ab und machten sich sodann daran, Edeards Morgenlaufklamotten aufzusammeln und in den Wäschekorb zu stopfen. Dinlay stutzte, als er seine Jacke anzog. Mit seiner dritten Hand stibitzte er einen von Edeards eigentümlichen Laufschuhen. »Solche Dinger hab ich ja noch nie gesehen. Hattet ihr so was in deinem Dorf?«
»Nein«, sagte Edeard, seine eigene Jacke zuknöpfend. »Die sind meine Erfindung. Sind ziemlich bequem zum Laufen.«
Dinlay zuckte die Schultern und gab dem Ge-Schimpansen den Schuh zurück.
Gemeinsam verließen sie die Mietskasernen und machten sich auf den Weg zur Bürgerhalle des Distrikts. Edeards Fernsicht eilte ihnen voraus und strich über den Ort des Geschehens.
Die Halle war ein alleinstehendes Gebäude in der Mitte des Platzes, eine seltsam zwiebelförmige Konstruktion auf zwanzig dicken Säulen. Schwere, aufklappbare Holztüren waren zwischen ihnen befestigt, um das große zentrale Auditorium vor den Elementen zu schützen. Die geschwungene Innenwand, die den Saal überblickte, war von acht schmalen Galerien unterbrochen, die Zugang zu Hunderten von kleinen, unbeleuchteten Nischenräumen boten, die sich wie eine Wabe um das ganze Gebäude zogen. Ausnahmsweise fanden sich zwischen diesen Galerien nicht die ätzenden makkathranüblichen Treppen, stattdessen wartete die Halle mit Steilrampen auf. Niemand nahm die Galerien und Nischen jemals wirklich in Anspruch.
Auf dem Boden des Auditoriums waren lange Tische und Wahlkabinen aufgestellt worden. Konstabler von der Jeavons-Wache arbeiteten Seite an Seite mit einer Mannschaft von der Schreibergilde, um die Halle für die Wahl vorzubereiten. Die Schreiber hatten bereits ihre dicken, amtlichen Register ausgepackt, zusammen mit versiegelten Kästen voller Stimmzettel.
Draußen vor der Halle waren bereits die ersten Wähler eingetroffen, lange vor dem offiziellen Beginn. Sie alle hielten ihre Blicke auf das Ende der Forpal Avenue gerichtet, als Edeard und Dinlay erschienen; Fernblicke hatten jedermann vorgewarnt, dass der Waterwalker auf dem Weg war. Edeard lächelte freundlich, als er durch die Menschen schritt, sorgfältig seine Gedanken abschirmend, damit nicht jeder mitbekam, wie nervös er eigentlich war. Das hier war die erste Wahl, die er miterlebte. Daheim in Ashwell hatten die Dorfältesten den Bürgermeister bestimmt.
Felax öffnete ihnen die Tür, um sie ins Auditorium zu lassen. Er salutierte, als sie an ihm vorbeischritten. Edeard salutierte zurück; es war gut, zu sehen, dass Konstabler jetzt auch wieder außerhalb der Wache ihrem Dienst nachgingen. Die Truppe, die er zusammengestellt hatte, um ihm im Kampf gegen die Banden zu helfen, hatte auf der Wache viel zu lange ihre Zeit damit verplempert, sich wie Schreiberlehrlinge durch den ganzen Papierkram zu wühlen. Jetzt waren sie alle wieder auf Streife,
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