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Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Titel: Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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aufgehen zu sehen, speiste den Schockimpuls ein, den Araminta ins Gaiafield entlassen hatte. Gefühle tobten um sie herum, knüpften sich an Erinnerungen mit sprunghaften Assoziationen, die völlig vernunftwidrige Reaktionen auslösten.
    Ilanthe zog sich wieder zurück. »Laril«, sagte sie. »Sie wird sich an ihren Ex-Mann um Hilfe wenden.« Jene peinliche, auf Fleischlichem basierende Erinnerung flatterte durch ihre Gedanken, unlogisch und brüchig. »Er repräsentiert eine Beständigkeit, die sie seitdem nicht mehr erfahren hat. Er stellt keine angenehme Zuflucht für sie dar, aber eine verlässliche. Das vermisst sie mehr als alles andere.«
    »Er ist dabei, geistig zu migrieren«, sagte Colabai. »Das macht ihn anfällig. Und sein Ruf ist begründet. Wir könnten es einrichten, dass sich Kooperation für ihn lohnt. Außerdem ist er schwach. Bei Bedrohung wird er sofort kapitulieren.«
    »Übernehmen Sie das«, sagte Ilanthe. Sie öffnete einen sicheren Link zu Neskia. »Marius hat einen großen Fehler gemacht, Chatfield so früh ins Spiel zu bringen«, sagte sie zu der Stationsleiterin. »Und Cat gegen Paula einzusetzen war ein weiterer Schnitzer, er hätte sich hüten sollen, persönlichen Hass auszunutzen. Seine Dummheit hat uns einem inakzeptabel hohen Risiko ausgesetzt. Infolgedessen wird es in unserer Ereignissequenz ein paar Änderungen geben. Übernehmen Sie bitte umgehend das Kommando über den Schwarm, und bringen Sie ihn ins Sol-System.«
    »Ich fliege gerade hin«, sagte Neskia. »Wünschen Sie, dass ich Marius eliminiere?«
    »Noch nicht. Ich werde seine Initiativbefugnisse einschränken. Das sollte als Warnung genügen. Denen, die am höchsten fliegen, die Flügel zu stutzen, hat sich von jeher als Disziplinarmaßnahme bewährt.«
    »Ich fand schon immer, dass er unzuverlässig ist.«
    »Ich weiß. Für die meisten Aufgaben, die ihm zugewiesen wurden, war sein Naturell gerade richtig. Aber vielleicht findet er inzwischen so viel Gefallen an dem Spiel, dass er das Ziel aus dem Auge verloren hat. So was kommt vor.«
    »Naja, bei mir mit Sicherheit nicht.«
    »Ich treffe Sie am vereinbarten Punkt. Falls alles glattläuft. Und das sollte es. Kazimir genehmigt den Einsatz der Abschreckungsflotte.«
    »Endlich! Ich frag mich, was genau sie ist.«
    »Das werden wir früh genug erfahren.« Ilanthe beendete die Verbindung zu der Agentin. Über ihr glitt eine schwarze Kugel aus den trägen, purpurgespiegelten Wellen, gerade mal von doppelter Größe wie sie. Sie stieg auf, um sie zu begrüßen, schlüpfte durch die konturenlose Oberfläche hindurch.
    Ilanthe tauchte in einer Kammer auf, die einen scheinbaren Durchmesser von einer halben Million Kilometer besaß.
    Die Zitadelle des Accelerator-Ethos.
    Wie ein antiker Abkömmling der Götter schwang sie sich in die Lüfte, jagte durch die Ketten von transluzenten, planetengroßen Globen, die untätig durch den riesigen formatierten Interstitialraum trudelten.
    Scharen von Mit-Acceleratoren rauschten an ihr vorbei, ihrer Anführerin ihr Willkommen zurufend. Wie Schweife zogen sie lange Potenziale hinter sich her, Fragmente aus Nichtrealität, die um ihre Existenz rangen und dann zu wenig mehr als Träumen zerrannen.
    Sie alle – alle ihrer Art – strebten danach, der modifizierten Raumzeit ihrer artifiziellen Umgebung ihren Stempel aufzudrücken, die Wirklichkeit ihren Wünschen zu beugen. Genau wie es die Leere so mühelos tat. Jede Sekunde der Existenz war dem Extrapolieren des Gefüges gewidmet, das die ultimative postphysische Manifestation ermöglichen würde.
    Über ihr glomm der Inversionskern mit zurückgehaltener Macht. Bereit für sie. Bereit, sich loszureißen und die menschliche Evolution zu Höhen emporzutragen, die nicht einmal ANA sich vorstellen konnte.
    Bereit, die Beschaffenheit des Universums auf immer zu ändern.
     
    Irgendwann in den frühen Morgenstunden kam das Wurung-Transport-Taxi am Ende der Metrolinie an.
    Araminta schreckte aus ihrem Dämmerzustand auf, als es mitten im Francola District mit sanftem Ruck zum Stehen kam. Sie war noch nie hier gewesen, hatte nicht einmal an die Immobilien, die hier zum Verkauf anstanden, einen Gedanken verschwendet. In wirtschaftlicher Hinsicht war dieser Bezirk ebenso heruntergekommen wie der Salisbury District. Aber der Niedergang hier war subtil, mit einem Hauch von schaler Vornehmheit, als ob das Viertel in einen wohligen Schlummer gefallen wäre. Ein Seniorenstädtchen, das vollkommen zufrieden

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