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Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Titel: Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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sichtbar und im Dienst der Bürger; so, wie es sein sollte.
    Die Schreiber in der Bürgerhalle trafen ihre letzten Vorbereitungen. Kaum war Edeard eingetreten, da winkte ihm auch schon Urarl vom ersten Tisch her zu.
    »Kästen fertig zur Inspektion, Sir.«
    »Danke«, sagte Edeard. Der neben Urarl stehende Meister der Schreiber nickte. Mit seiner Fernsicht untersuchte Edeard das Wachssiegel auf jedem Kasten, um zu prüfen, ob sich jemand an ihnen zu schaffen gemacht hatte. Er konnte keinerlei Makel entdecken.
    »Sie sind unberührt«, vermeldete er.
    »Dem schließe ich mich an«, pflichtete der Schreibermeister bei. Er überreichte Edeard ein Klemmbrett, auf dem er in dreifacher Ausfertigung die Freigabe eines jeden Kastens unterschreiben musste. Anschließend setzte der Meister seinen eigenen Namenszug darunter.
    Unter Urarls Aufsicht öffneten Marcol und zwei weitere Konstableranwärter die Kästen und verteilten die Stimmzettel auf die Tische. Edeard musste sich schwer zusammenreißen, um angesichts Marcols Eifer nicht zu schmunzeln. Der Junge gab sich wirklich größte Mühe und schien es tatsächlich zu schaffen, seine Sampalok-Erziehung abzuschütteln und sich zu einem passablen Konstabler zu entwickeln.
    »Es ist gleich so weit«, sagte der Schreibermeister.
    Edeard benutzte seine Fernsicht, um zum Orchard-Palast hinüberzuschauen.
    Der Großmeister der Schreibergilde stand auf dem Balkon, der Golden Park zugewandt war. Stoisch wartete er, eine große Messingtaschenuhr in der Hand. Alle in der Halle hatten ihre jeweiligen Tätigkeiten inzwischen beendet und warteten ihrerseits. Eine Szene, die sich in diesem Moment in jedem einzelnen Distrikt Makkathrans wiederholte.
    »Ich erkläre die Wahl für eröffnet«, verkündete der Großmeister über Longtalk.
    Dinlay gab Felax ein Zeichen, und die Auditoriumstüren wurden geöffnet. Als Erstes traten die akkreditierten Beobachter beider Bürgermeisterkandidaten ein, die dem Schreibermeister und Edeard ihre schriftlichen Legitimierungen vorlegten. Balogg, der derzeitige Abgeordnete des Jeavons-Distrikt, war, wie es die Tradition gebot, der Erste, der seine Stimme abgeben durfte. Ihm folgten seine beiden Rivalen. Sie alle waren mit Finitan verbündet und unterstützten die Verbannung.
    Aus dem Hintergrund sah Edeard zu, wie die Wahl ihren Gang nahm. Menschen strömten herein und gingen zu den Schreibern hinüber, die anhand der Bücher ihren Wohnsitz überprüften. Danach wurden ihnen zwei Stimmzettel ausgehändigt; einer für das Amt des Bürgermeisters, der andere für den Distriktabgeordneten. Sodann begaben sie sich in die kleine Kabine, um zu wählen. Die meisten legten der Privatsphäre wegen einen Zurückgezogenheitsschleier um sich herum, während andere das Kreuzchen für ihre Kandidaten stolz in aller Öffentlichkeit machten. Schließlich wurden die Stimmzettel durch einen Schlitz im Deckel einer Metallkiste geschoben, die verschlossen und versiegelt war. Den Schlüssel hütete der Großmeister der Schreibergilde. Edeard vermochte keine Möglichkeit zu erkennen, wie man das System austricksen konnte; vorausgesetzt, alles lief unter den Augen der Öffentlichkeit ab und wurde von zuverlässigen Amtspersonen überwacht. Was, wie er traurigerweise zugeben musste, die Schwachstelle des Ganzen war.
    Dinlay hatte großen Spaß daran gefunden, ihm von einem versteckten Kasten zu erzählen, der voller manipulierter Wahlzettel für einen ganz bestimmten Kandidaten war. Dieser sollte zusammen mit den richtigen in der Malfit-Halle, wo die Auszählung stattfinden würde, »auftauchen«. Und von den »Gespenstern« in der Registratur. Und von Bestechungen. Und von Wählern, die behaupteten, jemand anders zu sein.
    »Wenn Wahlen so wenig bewirken«, hatte Edeard gefragt, »warum sich überhaupt die ganze Mühe machen?«
    »Um sicherzustellen, dass sie nichts bewirken«, hatte Dinlay erklärt. »Und vergiss nicht, ein Abgeordneter wird dafür, dass er seinen Ratspflichten nachkommt, nicht schlecht bezahlt, von den anderen Vergünstigungen ganz zu schweigen. In einer noblen Stadtresidenz leben zu können, das allein ist schon Anreiz genug, sich wiederwählen zu lassen.«
    Vierzig Minuten nachdem die Türen geöffnet worden waren, wurde es wieder ruhiger. Die frühen Vögel waren alle durchgeschleust, und der nächste Bürgerschub stand noch aus. Edeard ging zu den Schreibern hinüber und holte sich seine eigenen Stimmzettel ab.
    »Denkt daran, wer Euch unterstützt hat«,

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