Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
Truppe zu vervollständigen. Bereits gegen Ende des ersten Tages begann Edeard, selbst wundgeritten, sich zu fragen, ob es nicht vielleicht besser gewesen wäre, die beiden zu Hause zu lassen. Macsen hatte sich als besonders schwer zu überreden erwiesen, er war natürlich besorgt wegen Kanseen, die in nur wenigen Wochen niederkommen sollte. Wie auch immer, sie hatten recht gut durchgehalten und rasch von den anderen gelernt. Doch dass sie sich nicht anpassen würden, war nie Edeards Sorge gewesen. Sein Hauptbedenken galt der Tatsache, dass sie alle drei zur gleichen Zeit nicht in Makkathran waren. Einem argwöhnischen Geist würde so etwas sicherlich nicht entgehen. Wenn es in Regierungskreisen jemanden gab, der mit den Banditen zusammenarbeitete, könnte dieser Jemand sie warnen. Auch wenn er natürlich nicht wusste, wovor genau. Zudem würde es schwierig werden, eine entsprechende Nachricht Topars Leuten vorauseilen zu lassen.
Während sich ihre Gruppe vorwärtsbewegte, bestand ihre Hauptinformationsquelle aus Mitreisenden. Sie mussten nicht einmal viel fragen; die Menschen, die tagaus, tagein über die langen Handelsstraßen zogen, waren unvergleichliche Klatschbasen. Gerüchte über einen Banditenangriff machten die Runde. Nach Northford hatte es einen weiteren Überfall gegeben, auf ein kleines Dorf namens Regentfleet. Fünf Familien tot und die Häuser niedergebrannt. Der örtliche Gouverneur forderte Unterstützung durch Makkathrans Milizregimenter, um die Marodeure zu fassen. Regentfleet befand sich beunruhigend nah an Sandmarket, der Hauptstadt der Provinz.
»Also halten sie sich in südlicher Richtung«, sagte Topar, als sie zum ersten Mal die Nachricht von Regentfleet hörten. Daher verließen sie schließlich die Hauptroute, um sich auf eigene Faust durchs hohe Gebirgsgelände zu schlagen. Es war ein schwieriges Vorankommen, selbst für die stoischen Ge-Pferde. Das war eine Unterart, welche die Eigenschaften großer Ausdauer und Geschwindigkeit miteinander verband; nicht ganz so schnell wie natürliche Pferde, besaßen sie indes die Kondition, selbst auf den felsigen Hängen abseits der Straße ein annehmbares Tempo zu halten.
Topar führte sie an den Rand der Wälder, die die mittleren Berghänge dominierten; dichte Forste aus hohen, spindeldürren Kalkandbäumen, deren fedrige Wedel sich in den Wintermonaten zu straffen Spindeln einrollten.
An jenem dritten Tag schlugen sie ihr Lager unter ausladenden Ästen auf, von deren frisch ausgeschlagenen roten Sporenzapfen ein unangenehm wachsartiger Saft tröpfelte. An einer Seite plätscherte ein kleiner Gebirgsbach dahin, an dem die Pferde und Ge-Wölfe ihren Durst stillen konnten. In dieser Nacht sandten sie die Ge-Adler aus und wiesen sie an, um die Gipfel zu streifen und auf die Täler herabzustoßen. Die großen Vögel besaßen eine Eigenschaft, von der Edeard vorher nichts gewusst hatte, nämlich eine annähernd perfekte Nachtsicht. Es gab keine Farben in der Sicht, die er von ihnen empfing, die Welt, über die sie flogen, war in Grautönen gemalt, aber die Merkmale waren immer noch scharf und getreu. Edeard konnte kleine Kreaturen erkennen, die umherhuschten, ohne die lautlos über sie hinweggleitenden Vögeln zu bemerken.
»Du bist noch jung, du kannst immer noch als Lehrling im Blauen Turm anfangen«, zog Topar ihn auf, als Edeard ihn auf die Vögel ansprach. Wie die Waffengilde so hatten auch die Meister des Blauen Turms ihre Geheimnisse, die ihnen vielleicht einmal zum Vorteil gereichten.
Die Ge-Adler konnten in dieser Nacht nichts ausfindig machen. In den frühen Morgenstunden riefen Edeard und Topar sie zurück, damit sie sich ausruhen konnten, bevor sie am nächsten Tag das Lager abbrachen.
Edeard erwachte von Dinlays heftigem Gefluche. Der Herr Korporal hüpfte auf einem Bein herum und hielt dabei seinen anderen Stiefel in die Höhe. Da seine Brille immer noch auf dem Bündel lag, das er als Kissen benutzte, war sein Ausdruck einigermaßen verkniffen, als er zu seinem Stiefel hinaufspähte. »Herrin! Verdammt!«
Alle anderen hoben die Köpfe, suchten mit ihren Fernblicken die Umgebung ab, voller Sorge, dass sie entdeckt worden waren. Alle außer Macsen, der Wache gehalten hatte. Schweigend saß er einfach nur da auf einem umgestürzten Baumstamm und beobachtete Dinlay mit teilnahmslosem Amüsement.
»Verfluchter Honious!« Dinlay machte einen unglücklichen Hopser nach hinten und stolperte über einen kleinen Stein. Er landete hart auf
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