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Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Titel: Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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dass die Befestigungsanlagen um die Siedlungen mit jeder Meile, die sie zurücklegten, immer schwächer und baufälliger geworden waren. Bis sie schließlich in der Oxfolk-Provinz auf der anderen Seite der Ulfsen-Berge ganz aufgegeben worden waren und die Städte und Dörfer völlig schutzlos dalagen. Nur dass ihnen jenseits ihrer Ortschaften nichts Gefährliches mehr auflauerte. Nicht mehr. Schon seit Hunderten von Jahren nicht mehr.
    Während die Ge-Adler hinter ihnen den Pass überwachten, lotste Topar sie an der Baumgrenze entlang zu einem kleinen, abschüssigen Tal, das von dem Berg wegführte. An dem Fluss, der durch seine Sohle verlief, stiegen sie wieder auf. Die Ge-Pferde platschten durch das felsige Bett und brachten sie auf die Hochebene hinaus. Kleine Martoz- und Blaubuchenbäume wuchsen auf den steilen Abhängen, ihre Wurzeln um das Hochwassergeröll schlingend, das das Tal übersäte. Lange, peitschenartige Äste wiegten sich über ihnen am Himmel und boten ihnen zusätzliche Deckung. Ihre Ge-Adler flogen jetzt tief, berührten beinahe die obersten Zweige und hielten Ausschau nach irgendwelchen anderen ihrer eigenen Art; währenddessen die Ge-Wölfe schnüffelnd über das sumpfige Wiesenland zu beiden Seiten von ihnen ausschwärmten.
    Als die Sonne hinter dem hohen, zerklüfteten Horizont versank, erreichten sie einen der zahlreichen, sich über die gesamte Hochebene ausbreitenden Wälder. Hier standen die Bäume nicht mehr so dicht, und der Untergrund war ein weicher Teppich aus totem Laub und matschigem Lehm. Hohe Unkräuter und Gräser hatten den Ge-Pferden nicht viel entgegenzusetzen. Mühelos drangen sie bis zur Waldmitte vor, wo die Gruppe alsdann ihr Lager aufschlug.
    Als hoch über ihnen der erste Schimmer der Sternennebel zu schillern begann, sandte Topar ihre fünf Nachtsicht-Ge-Adler aus, um zu sehen, ob sie die Beobachter vom Pass ausfindig machen konnten.
    »Sie müssen hier sein«, sagte Macsen bestimmt. »Sonst würden sie wohl kaum den Pass unter Bewachung halten.«
    »Es sei denn, sie sind in dem Tal auf der anderen Seite«, gab Dinlay zu bedenken. »Gut möglich, dass wir unbemerkt aneinander vorbeigezogen sind, als wir und sie durch die Bäume gekrochen sind.«
    »Immer ganz der Optimist«, grunzte Macsen.
    »Praktikalist.«
    »Das Wort gibt’s nicht.«
    »Realist«, half Larby aus.
    »Danke«, sagte Dinlay.
    »Sie sind hier auf der Hochebene«, sagte Topar.
    Edeard gehörte zu denen, die die Ge-Adler lenkten, seine Fernsicht versetzte ihn in die Lage, seinen über weite Landstriche zu schicken. Hoch stieg er in die Lüfte auf und gab Edeard einen ausgedehnten Überblick auf das hügelige Plateau. Topar hatte ihn gebeten, den südöstlichen Teil abzudecken, wo sich am Gebirgsrand ganze Wälder, enge Schluchten und Geröllrutschen befanden.
    Der Ge-Adler flog still und geschwind, zeigte ihm das schweigende Land, als würde er auf eine von dichten Sturmwolken verschleierte Welt hinabspähen. Er sah ein Drakkenrudel, das wie eine ölige Flut eine schmale Klamm hinunter jagte und schließlich über einen Chamalan-Kadaver herfiel. Kleine Rusals hüpften flink auf Büschen und Bäumen umher, auf der Suche nach Zapfen und Schoten für den Wintervorrat. Trilans woben ihre flachen Dämme über die Flüsse, große Sümpfe schaffend, die sich für andere Tiere als verhängnisvoll erwiesen. Mehrere Chamalan-Herden drängten sich eng aneinander, die äußeren sichtlich nervös ob der Gefahren, die durch die Nacht schleichen mochten.
    Nach einer Stunde Beobachtung der relativ harmlosen nächtlichen Aktivitäten der Hochebenenfauna nahm der Ge-Adler nahe einer Ansammlung von Geißelhutbäumen, die sich am sumpfigen Ufer eines kleinen Sees entlangzog, eine ungewöhnliche Bewegung wahr. Irgendetwas war dort, das größer und schneller war als alles andere, was er in dieser Nacht gesehen hatte. Der Ge-Adler senkte seine Flügel und flog eine Kurve, bis er etwa zehn Meter über den Spitzen der Geißelhutbäume dahinglitt. Ihre Stämme waren aufgedunsen vom Wasser des Sees und standen dicht an dicht in einem Kampf um genug Raum; das Drücken und Schieben hatte zur Folge, dass die Bäume sich in steilen Winkeln neigten und ein heillos ineinander verwobenes Dickicht schufen. Die perfekte Deckung. Der Ge-Adler vollführte abermals eine Wende, suchte die sich wiegenden Baumwipfel nach irgendwelchen unstimmigen Bewegungen ab.
    Beim dritten Überflug erhaschte er etwas und ließ sich in einer engen Spirale

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