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Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Titel: Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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hinter ihr war.
    Die Sonne hing am höchsten Punkt des saphirblauen Himmels der Welt, bleichte alle Farbe aus der Wüste. So war es immer.
    Kurz vor dem Iglu stieg er von dem riesigen Charlemagne, von seiner schlichten weißen Robe umwallt. Die tief herabgezogene Kapuze schützte sein Gesicht vor den stechenden Strahlen der Sonne. Irgendwie brauchte er eine Ewigkeit für diese letzten, wenigen Schritte bis zu der Tür. Seine Glieder kämpften gegen eine unbekannte Macht, die sich jeder seiner Bewegungen widersetzte. Wieder und wieder fragte er sich, ob er dies wirklich tun wollte, denn er erkannte schließlich, dass die Macht, die gegen ihn ankämpfte, Angst war. Angst vor dem, was auf der anderen Seite der Tür auf ihn wartete. Und doch ging er weiter, da er, wie jedes Mal, keine Wahl hatte, keinen Willen, keine Freiheit. Er zitterte vor Anstrengung, doch endlich befand sich die Tür direkt vor ihm. Er hob seine Hand, legte sie auf das warme Holz, fühlte die vertraute, sandgeglättete Körnung. Drückte.
    Die Tür öffnete sich, und Dunkelheit schwappte heraus, besudelte das Sonnenlicht. Sie umgab ihn wie Nebel, und sein Grauen wuchs. Doch die Tür war offen. Nun war nichts mehr zwischen ihm und der Person, die in dem Haus lebte. Etwas bewegte sich in den Schatten, eine Präsenz, die ihre Hände ausstreckte.
    »Du und dein Vater, ihr hattet beide den Mut, am Ende die richtige Entscheidung zu treffen«, sagte eine Stimme zu ihm. »Nicht, dass meine Meinung irgendetwas zählt. Aber ich bin froh. Ich glaube, ich schulde dir diese zweite Chance.«
    »Mein Vater?« Er taumelte vorwärts –
     
    Der Ground Crawler schwankte erneut, als die Vorderketten eine weitere Eiskante nahmen und der keilförmige Bug scharf nach unten kippte. Aaron schüttelte sich, als die reale Welt nach ihrem Recht verlangte und ihn aus seinem Zustand der Verwirrtheit riss. Er umfasste die Armlehnen und blickte hinaus aus dem Frontscheibenschlitz. Es war stockdunkel draußen, Mitternacht unter Wolken, die sich fünf Kilometer hoch in den brüllenden Orkanhimmel türmten. Scheinwerferkegel waren von dahinjagendem Schneegestöber verklumpt. Die flüchtigen Blicke auf den Boden, die sie gewährten, ließen Eisbrocken von der halben Größe des Ground Crawlers erkennen. Beständig herabzuckende Blitze zeigten das tückische, scharfkantige Felsgeröll, das über das gefrorene Land endlos in alle Richtungen verstreut war. Die schmalen Klüfte zwischen dem Gestein wurden immer weniger, wie schon seit Stunden. Das Ganze war ein geographischer Albtraum. Ihr Vorankommen war jämmerlich, und es wurde schlimmer und schlimmer.
    Er checkte die Trägheitsnavigationssysteme des Fahrzeugs. In den letzten zwei Stunden hatten sie insgesamt siebeneinviertel Kilometer zurückgelegt, davon nur eine lächerlich kurze Strecke auf hübsch gerader Linie. Es war jetzt über einen Tag her, dass das unbekannte Raumschiff einen Hawking m-Sink auf Hanko abgefeuert hatte, und inzwischen wünschte er sich, er besäße die mathematischen Kenntnisse, präzise auszurechnen, wie lange die Waffe brauchen würde, um den Planeten von innen her zu verdauen. Andererseits würde das Wissen um den exakten Moment, in dem die Kontinente implodieren würden, den Ground Crawler kein bisschen schneller fahren lassen. Seine anfängliche grobe Schätzung von drei Tagen war realistisch genug.
    Das Crawlernetz verlangsamte das Kettengetriebe, was Aaron zunächst nur als eine leichte Veränderung der Vibrationen, die der Kabine zusetzten, wahrnahm. Als er das Netz nach dem Grund fragte, wurde ihm das Bild einer Radarabtastung gezeigt. Im Boden vor ihnen klaffte ein Graben mit einer Fallhöhe von mehr als zehn Metern.
    »Herrin!«, rief Inigo aus, während er das Radarbild studierte. Sanft wurde sein Gesicht von dem matten violetten Licht beschattet, das von den beiden Polyphotostreifen an der Kabinendecke ausging. »Es wird uns mindestens ’ne halbe Stunde kosten, uns einen Weg dahinunter zu schneiden!«
    »Sie sind der Experte«, bemerkte Aaron säuerlich.
    Inigo bedachte ihn mit einem knappen Lächeln. »Ja, das ist wohl wahr.« Er umfasste den Stick für die manuelle Kontrolle, lehnte sich zurück und aktivierte die vorderen Energieklingen. Sie fuhren aus dem Bug aus und begannen zu rotieren. Erneut setzte sich der Ground Crawler in Bewegung, und die wirbelnden Klingen fraßen sich ins Eis. Eine breite Fontäne aus schmutzigem Eisgranulat schoss hinauf in den Schneesturm. Das Kreischen der

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