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Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Titel: Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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allzu weit von hier wieder schließen. Ich hab noch nie eine Eisspalte gesehen, die mehr als fünfhundert Meter lang war. Sie checken das Ganze in dieser Richtung. Und gehen Sie nicht zu nah am Rand.«
    »Alles klar.« Aaron setzte sich parallel zur Kante in Bewegung, immer drei bis vier Meter Abstand zwischen sich und dem Abgrund haltend. Es dauerte nicht lange, und er erreichte einen flachen, dreieckigen Vorsprung, der aus dem Rand hervorragte. Mit einem flauen Gefühl im Magen schob er sich vorsichtig darauf entlang. Wenn sich ihm irgendwo die Möglichkeit bot, einen aufschlussreichen Blick in die Tiefen der Kluft zu werfen, dann hier.
    Er dehnte seinen Feldscan auf dessen Maximum aus und tastete sich mit ihm durch die heftigen Schneewirbel hindurch.
    Selbst mit voller Auflösung konnte er die andere Seite der rauen Spalte nicht ausmachen, noch war unter ihm irgendein Anzeichen für Boden. Er stand am Rand eines gewaltigen Schlunds. Instinkt setzte ein, schürte sein ungutes Gefühl. Etwas, das Nerina unten im Camp gesagt hatte, kam ihm in den Sinn. »Hey, sind wir –«
    Sein Scan zeigte ihm, dass Inigos Feldfunktionen umschalteten, Energieströme sich neu formatierten. Seine eigenen Biononics reagierten sofort, verstärkten sein integrales Kraftfeld, schirmten ihn ab vor jeglichem Schaden, den Inigos überholte Systeme vielleicht anrichten konnten. Beschleuniger jagten durch seine Nervenbahnen, bereit, seine Reizantworten in die Tat umzusetzen. Taktische Routinen erwachten in makrozellularen Clustern, verschmolzen mühelos mit seinen Gedanken und analysierten seine Situation.
    Das war der Moment, in dem ihm klar wurde, was für ein kolossaler Fehler es gewesen war, Inigo zu vertrauen. » Scheiiiiße! «
    Und dann feuerte Inigo den stärksten Disruptorimpuls ab, den seine Biononics hergaben. Ein paar Meter vor Aarons Füßen schlug er krachend ins Eis. Einen Augenblick lang schillerte der ganze Vorsprung in apartem Jadegrün. Als das Licht verblasste, entstand zu Aarons Füßen mit unglaublicher Geschwindigkeit ein gigantischer Riss, der den Vorsprung von der Kante des Asiatischen Gletschers abspaltete.
    Fassungslos starrte Aaron auf das aufbrechende Eis. Seine Taktikprogramme überschlugen sich förmlich, um eine geeignete Gegenmaßnahme zu finden – »Tut mir leid«, sagte Inigo nur. Die Gedanken, die aus seinen Gaiamotes entwichen, bewiesen, dass er es tatsächlich so meinte. »Aber manchmal muss man, um das Richtige zu tun …«
    Der ganze Vorsprung brach säuberlich ab. Für Aarons beschleunigtes Nervensystem schien er eine entsetzliche Ewigkeit lang in der Luft zu schweben. Dann zog die Schwerkraft den riesigen Eisbrocken und den darauf stehenden Aaron in die Tiefe. Das Bruchstück begann sich zu drehen, als seine Kanten an der Spalte entlangschrammten. Aarons Kraftfeld rekonfigurierte sich, weitete sich aus wie zwei sanft geschwungene Blütenblätter – Schwingen, die ihn davontragen konnten. Nicht optimal inmitten eines Schneesturms, aber besser als nichts … In diesem Moment stürzte der gewaltige Katarakt aus Schnee, den Inigos Schuss ausgelöst hatte, lawinenartig über Aaron herein und verschlang den trudelnden Vorsprung samt ihm.
    Die gesamte Masse stürzte weiter die Meilen hohe Eisklippe hinab, tiefer und tiefer auf ihrem langen Weg hinab zum Grund.
     
    Wie ein Pfeil schoss die Silverbird durch die Kluft, jene gewaltige Weite aus verwüsteten Sternen und zerfetzten Ionenstürmen, die sich zwischen dem dichten Halo uralter kugelförmiger Cluster ausdehnte, der die Wall-Sterne umfasste und die Grenze der Leere selbst.
    Justine empfing die Hysradar- und Quantenscanbilder direkt, umfing sich mit der Massestruktur des realen Universums in einer in scharlachrote und türkisfarbene Nebel verwandelten Form. Winzige Punkte aus smaragdgrünem Licht blitzten in dem veränderlichen kosmischen Ozean auf, zeigten ihr die supermassiven Sterne, die bisher ihre Integrität bewahrt hatten auf ihrer langen Spirale in die Vergessenheit hinab. Weniger als hundert Lichtjahre vor ihr war das kalte Glühen des Loops zu sehen, eines sich auf einer Umlaufbahn bewegenden, zehn Lichtjahre durchmessenden Bands aus hochaufgeladener Materie, das ein galaxisumspannendes Röntgenfeuer ausstrahlte.
    Jenseits davon lag die ehrfurchtgebietende schwarze Oberfläche der Leerengrenze.
    Sie beobachtete deren topologische Fluktuationen, staunend darüber, wie ozeanähnlich die Wellen mit ihren Kämmen und Tälern waren. Wellen, die

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