Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
hier in ANA als auch andere Greater-Commonwealth-Gruppierungen repräsentieren.«
»Oh großer Ozzie«, jammerte Araminta. Nun strömten die Tränen wirklich ungehindert.
»Alle Welt hat eine Unmenge an Erwartungen an Sie«, sagte Gore. »Ich nehme an, dass Sie verängstigt und verunsichert sind. Und ebenso nehme ich an, Sie möchten vorerst untergetaucht bleiben; jedenfalls deutet alles, was Sie bisher getan haben, darauf hin. Ich kann das verstehen. Sie wollen mit dem, was Sie sind, ins Reine kommen, und dabei kann Ihnen niemand helfen. Sie haben viele Entscheidungen zu treffen, und ich beneide Sie um keine davon. Wenn Sie mit mir Verbindung aufnehmen möchten, werde ich Ihnen jede mir mögliche Hilfe zukommen lassen, das versteht sich von selbst. Doch das ist nicht der Grund für diesen Appell. Es gibt etwas, das keiner Entscheidung mehr bedarf: Die Expansionsphase der Leere muss gestoppt werden. Und soweit wir wissen, sind Sie der Einzige, der dazu augenblicklich imstande ist. Ich sage das, weil noch jemand anders versucht, uns zu helfen.«
Gore holte tief Luft und straffte sich, als versuchte er, tapfer zu sein. »Meine Tochter Justine war auf Centurion Station, als die Expansionsphase einsetzte. Doch im Gegensatz zu allen anderen ist sie nicht nach Hause zurückgekehrt. Gegen all mein Drängen, mein Betteln und Hoffen hat sie mit ihrem Schiff direkten Kurs auf die Leere genommen. Es ist eines dieser geheimen Ultra-Antriebsschiffe, von denen Sie gerüchteweise vielleicht schon gehört haben werden. Äußerst schnell. Was bedeutet, dass sie in etwa einem Tag die Grenzlinie erreichen wird. Justine ist nicht wie ich. Sie ist lieb und nett, eine unverbesserliche Optimistin; all die Dinge, auf die unsere Spezies mit Recht stolz ist.
Seit Jahrhunderten ist sie mit diplomatischen Tätigkeiten befasst. Und nun will sie ganz allein in die Leere hineinfliegen, weil sie hofft, mit dem Skylord reden zu können; sie glaubt felsenfest, dass die Vernunft siegen wird. Aber zuerst muss sie überhaupt hereinkommen. Menschen haben das schon einmal geschafft. Inigo und der Waterwalker haben es uns gezeigt. Und daher appelliere ich an Sie, Zweiter Träumer, noch ein letztes Mal mit dem Skylord Kontakt aufzunehmen und ihn zu bitten, Justine hineinzulassen. Das ist alles, bitten Sie ihn nur um dies eine, sonst nichts. Sie müssen mit ihm nicht über die Expansionsphase oder über die Pilgerfahrt reden. Geben Sie meiner Tochter nur die Chance, mit dem, was auch immer darin als Autoritätsgewalt gilt, zu verhandeln. Justine wird in die Grenzschicht fliegen, komme, was da wolle, und ungeachtet allem, was ich gesagt habe, um sie aufzuhalten. Sie glaubt an Humanität, daran, dass unsere Natur auf diesem Alien-Altar dargebracht werden und eine Chance bekommen sollte. Sie glaubt an uns. Ich hoffe, nein, ich bete, dass Sie alles in Ihrer Macht Stehende tun werden, um ihr diese Chance zu geben. Lassen Sie mein Mädchen nicht für nichts und wieder nichts sterben, ich flehe Sie an. Falls es etwas gibt, das Sie benötigen, setzen Sie sich mittels eines absolut sicheren Kanals über den Code auf diesem File mit mir in Verbindung. Bitte. Ein letztes Mal: Helfen Sie, dem, was dort draußen geschieht, Einhalt zu gebieten! Es bleibt nicht mehr viel Zeit. Helfen Sie Justine. Nur Sie können es.«
Araminta schlug die Arme um ihren Kopf, als die Nachricht endete, wünschte sich nichts mehr, als sich zu einem kleinen Ball zusammenzurollen und das Universum ganz und gar zu verlassen. »Danke für scheißnichts«, sagte sie der quälenden Erinnerung an Gore. Gleichzeitig erhob sich in ihr ein winziger, zaghafter Zweifel. Vielleicht kann diese Justine ja wirklich was ausrichten. Vielleicht liegt am Ende doch nicht alles bei mir.
Blieb nur noch das Problem, wie sie es schaffen sollte, Kontakt mit dem Skylord aufzunehmen, ohne dass Living Dream oder irgendjemand anders sie ausfindig machte. Ja, genau, das sollte doch ein Kinderspiel sein für jemanden, der nicht mal ’ne Kücheneinheit dazu bringen kann, ein Sandwich zu machen …
Inmitten der Wüste aus trockenem Schlamm stand ein Haus, ein Iglu aus gebackenem Sand. Es hatte eine Holztür, die vor Jahren einmal dunkelgrün gestrichen worden war. Unbarmherziges Sonnenlicht und staubige Winde hatten die Farbe bis auf das Holz heruntergeschliffen, obwohl in den Spalten zwischen den Eichenbrettern noch der eine oder andere Tupfer Grün zu sehen war.
Er kannte diese Tür. Kannte sie gut. Wusste, was
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