Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
albern und beruhigend zugleich. Faktisch hatte sie die ganze Zeit versucht, jeden Gedanken an die realen Ereignisse, die sich draußen abspielten, krampfhaft zu vermeiden. Und schon gar nicht hatte sie in irgendeiner Weise an den Apartments weitergearbeitet.
Ihr U-Shadow hatte einen steten Fluss von Nachrichten aus der Unisphäre gezogen, und alle drehten sich irgendwie um die Ausdehnung der Leere. Es gab nur wenige harte Fakten, dafür jede Menge Schuldzuweisungen und Spekulationen. Doch ihr U-Shadow ließ einen entsprechenden Filter laufen und lieferte nur die wesentlichen Informationen.
Es hatte sich nicht viel verändert. Das Observationsteam hatte Centurion Station im Zuge der Evakuierung verlassen. Sämtliche Nachrichtenshows zeigten wieder und wieder Bilder von der Basis selbst, wie sie Sektion für Sektion in sich zusammenstürzte. Interessanter waren da schon die rätselhaften DF-Sphären, die im Begriff waren, sich in einen Orbit um die Sonne zu begeben. Die Kommentatoren in den Nachrichtenstudios übertrafen sich gegenseitig in den wildesten Vermutungen darüber, wozu diese Dinger in der Lage sein mochten. Auch hieß es, sie wären offenbar von den Anomine abgekupfert worden, die sie benutzt hatten, um das Dyson-Paar einzuschließen. Wie dem auch sei, jedermann hoffte nun, dass sie ebenfalls eher offensive Funktionen als simple Kraftfelder besaßen, ganz gleich, in welchem gigantischen Ausmaß.
Trotz des Verlusts von Centurion Station waren zahlreiche Sensorsysteme zwischen den Wall-Sternen noch immer funktionstüchtig und schickten ihre Daten über das schwache Navy-Relais ins Commonwealth zurück. Die Leerengrenze expandierte weiter, ihre Außenfläche kräuselte und dehnte sich, um die Sternencluster zu verschlingen, die bereits hineingestürzt waren. Nicht wenige vermeinten in dieser Gefräßigkeit eine planvolle Absicht zu erkennen. Was wiederum direkt zu dem Zweiten Träumer und dem Skylord zurückführte.
Nachdem die Balkontüren mit einem Klicken zugeschnappt waren, sank Araminta auf dem nackten Betonboden auf die Knie. Die Tränen, die sie den ganzen Morgen erfolgreich zurückgehalten hatte, drohten nun zu fließen. Es ist zu viel. Man kann von einem einzelnen Menschen nicht erwarten, mit all dem fertigzuwerden. Ich kann unmöglich die ganze Galaxis in Gefahr gebracht haben. Das kann einfach nicht sein.
Ihr U-Shadow vermeldete ein neues Shotgun-File, das durch die Unisphäre geisterte, sich, ohne durch die Betriebsroutinen beeinträchtigt zu werden, zwischen sämtlichen Nodi hindurchmogelte und unbeschränkten Zugang zu jedermanns Interface-Adresse erhielt. Es war ein Live-Feed zu einem Adresscode, den sie nicht kannte, hatte aber die Erde als Nodus-Host.
»Nur ANA ist zu einer Verbreitung auf diesem Level in der Lage«, teilte ihr U-Shadow ihr mit.
»Ruf es ab«, befahl sie. Wenn ANA zu allen zu sprechen wünschte, dann waren es sicher ermutigende Worte.
Gore Burnelli stand auf einem felsigen Kliff, den Rücken der klaren tropischen See dahinter zugewandt. Er trug ein schlichtes weißes Hemd, sein blondes Haar zerzaust vom Wind. Graue Augen blickten aus einem attraktiven, zwanzig Jahre alten und von der Sonne dunkelgold getönten Gesicht. Er blickte direkt auf Araminta, weshalb sie sich, aus einem Grund, den sie nicht näher zu definieren vermochte, ungeheuer schuldig fühlte.
»Vermutlich werden sich nicht alle im Greater Commonwealth noch an mich erinnern«, sagte er. »Aber ich war einmal einer jener begüterten Menschen, die geholfen haben, das Commonwealth aufzubauen. Wenn Sie meine Akte checken, werden Sie feststellen, dass ich während des Starflyer-Krieges für einen kurzen Moment sogar zu einer gewissen Berühmtheit gelangte. Ich hoffe, dass das, was ich in der Vergangenheit getan habe, mich dazu qualifiziert, Ihnen hier und jetzt einen kleinen Augenblick ihrer Zeit zu stehlen. Aber wie auch immer, es geht nicht um mich. Ich wende mich allein an eine Person: den Zweiten Träumer. Ich verstehe, dass Sie sich nicht darüber bewusst waren, dass der Skylord eine Expansionsphase lostreten würde, als Sie mit ihm sprachen. Ich gebe Ihnen nicht die Schuld daran. Ich verdamme Sie nicht.
Und im Gegensatz zu anderen mache ich ganz bestimmt keine Jagd auf Sie. Seien Sie in diesem Zusammenhang im Übrigen bitte gewarnt, dass nicht nur Living Dream hinter Ihnen her ist, eine Reihe anderer Agenten sind ebenfalls auf der Suche nach Ihnen – Agenten, die sowohl diverse politische Fraktionen
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