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Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Titel: Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Klingen hallte durch die Kabine, und das ganze Gefährt fing an zu beben, als sie sich eine Fahrspur gruben. Behutsam lenkte Inigo sie voran, kurvte herum, um parallel zur Erdspalte zu bleiben, und arbeitete sich dabei stetig hinab. Die aufstiebende Eisfontäne reduzierte die Sicht auf null. Also verließ er sich ganz auf die Crawlersensoren und auf seinen eigenen Feldeffekt-Scan.
    Der verlorene Messias musste über ein paar technisch ziemlich ausgereifte Filterprogramme verfügen, befand Aaron; sein eigener Scan verriet ihm nur wenig darüber, was sich jenseits des Crawlers befand. Das Eis, durch das sie sich frästen, erschien ihm wie eine gleichförmige, von Fels und Erde durchsetzte Substanz, wie ein Nebel aus Interferenz; dennoch war Inigo in der Lage, die genaue Struktur zu erkennen, wusste, wann er zurückweichen und wann er Druck einsetzen musste.
    Das Geräusch der Energieklingen zerrte an Aarons Nerven. Ständig veränderte sich der Ton, während sie sich im einen Moment in Erde hineingruben und dann wieder in Eis. Dann stießen sie auf Gestein, und das Raspeln wurde so enervierend, dass er am liebsten auf irgendetwas eingeschlagen hätte. Als er sich zu Corrie-Lyn umdrehte, sah er, wie sie sich die Hände gegen die Ohren presste, die Zähne zu einer wilden Grimasse des Entsetzens gefletscht. Inigo veränderte geringfügig die Stickposition und steuerte sie um die feste Schicht herum. Stein- und Eisgrieß spritzte zur Seite, stürzte in hohem Bogen die Grabenflanke herab. Dann lenkte Inigo das Gefährt wieder ins Eis und fraß eine breitere Passage hinein.
    So sanken sie unter heulendem Ruckeln und Stoßen Meter um Meter hinab, sich ihre eigene Rampe schaffend. Am Ende brauchten sie mehr als fünfundvierzig Minuten, um den Grund des Grabens zu erreichen. Die Energieklingen wurden wieder eingefahren. Bestürzt blickte Aaron hinaus auf das Feld von Eisbrocken, das die zuckenden Blitze offenbarten. Diese Blöcke waren um einiges größer als jene oberhalb des Grabens, und sie standen auch viel dichter zusammen.
    »Mist«, ächzte er. »Da kommen wir nie durch. Wie weit erstreckt sich diese Scheiße?« Wenn sie das Eisblockfeld nicht binnen der nächsten Stunden hinter sich brachten, würden sie es niemals zum Schiff schaffen, bevor der Planet implodierte.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Inigo gelassen. »So was wie Übersichtskarten haben wir ja nicht.« Er lenkte den Crawler den Boden des Grabens entlang, um nach einer Öffnung zu suchen.
    »Sie müssen es schaffen!«
    »Jedenfalls keine aktuellen«, fuhr Inigo fort. »Die sind alle mindestens um tausend Jahre veraltet, und das Oberflächeneis verändert sich stetig. Langsam, zugegeben, aber die Bewegung beschert uns etwa jedes Jahrhundert eine völlig neue Topographie.«
    »Scheiße!« Schließlich fand Aaron doch noch etwas, worauf er einschlagen konnte; seine Faust krachte gegen die Kabinenwand. »Wir müssen schneller vorankommen.«
    »Ich weiß.«
    Corrie-Lyn kam von ihrem Sitz her zu ihnen herüber und schlang ihre Arme um Inigos Hals. Das schwache Kabinenlicht verlieh ihren schönen Zügen etwas überaus Sinnliches. »Du tust, was du kannst, kümmer dich nicht um ihn.«
    Aaron knurrte frustriert und schlug abermals gegen die Wand.
    Im Olhava-Camp, dort, wo sie ihn gefunden hatten, hatte Inigo schließlich zugegeben, dass er ein privates Raumschiff versteckt hatte, für Notfälle. Doch Aarons Freude über den Fluchtweg hatte auf der Fahrt im Ground Crawler einen ziemlichen Dämpfer erhalten. Inigos Angaben zufolge befand sich sein Schiff sicher in einer gegrabenen Höhle etwa siebenhundert Kilometer südöstlich des Camps. Aaron hatte angenommen, dass sie es locker dorthin schaffen würden, ja, am Ende sogar einen Zeitpuffer von einigen Tagen zur Verfügung hätten. Das war, bevor sie geradewegs in das Eisblockfeld gefahren waren.
    »Pistensuchaktionen wie die hier sind für uns an der Tagesordnung«, sagte Inigo, während Corrie-Lyn anbetungsvoll ihre Wange an seiner rieb. »Deshalb hab ich auch die Energieklingen so gut im Griff.«
    »Kriegen Sie sie besser in den Griff, oder das war’s für uns«, entgegnete Aaron barsch.
    Inigo grinste ihn an und bog dann mit dem Crawler in eine schmale Spalte ein. Rasiermesserscharfe Eisscherben krachten knirschend gegen die Karosserie, als sie sich ihren Weg durch sie hindurchscharrten. Aaron hielt den Atem an, jeden Moment damit rechnend, dass sie sich wieder verkeilen würden. Vor ein paar Stunden war ihnen das

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