Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)
keine Chance gegen den Winter. Es muss andere Wege, andere Mittel geben, den Feind zu besiegen.« Lange sah er unverwandt Lainule an. »Geliebte, du liebäugelst mit der Gefahr. Du drohst so düster und freudlos zu werden wie die Fürstin der Verwüstung. Ich fürchte um dich.«
»Sie hat mein Königreich gestohlen. Mein Volk vernichtet. Dein Volk vernichtet. Du bist Uwilahsidhe. Du wandelst viel zu oft auf dem schmalen Grat zum Dunklen Hof, und ausgerechnet du wagst es, mich zu maßregeln? Geh, mein König. Geh mir aus den Augen. Ich kann deinen Anblick nicht mehr ertragen!« Und damit kehrte sie ihm demonstrativ den Rücken.
Wrath sah aus, als hätte sie ihn geschlagen. Er wandte sich an Lannan. »Du hattest recht. Ich hatte keine Ahnung, dass sie das geplant haben.«
Ganz langsam richtete Geoffrey seinen Blick auf Lannan, der mir einen Blick zuwarf und sich dann trotzig straffte. »Lannan. Du hast mit Wrath über unsere Pläne gesprochen? Ich dachte, wir wären uns darüber einig gewesen, dass dazu keine Notwendigkeit besteht.« Er hob eine Hand. »Du hast nicht zufällig auch mit deiner Schwester gesprochen?«
Lannan schnaubte. »Mich kümmert weder die Karmesin-Königin noch ihr Gefolge, aber meine Schwester hängt an ihrer Stellung. Ich bin sicher, dass sie nur allzu gern zuhören würde, wenn ich ihr erzählte, dass du die Königin usurpieren willst.«
»Und du solltest verdammt noch mal deinen Mund halten. Oder ich mache dich um einen Kopf kürzer. Ich habe dich bereits einmal gewarnt. Alles, was dir gehört, steht auf dem Spiel. Du weißt sehr gut, dass ich nicht zögern werde, dich zu vernichten und deine Schwester gleich mit. Schweig, und ihr übersteht es. Rede, und ihr zwei seid tot. Erneut – und diesmal ein für alle Mal.« Er drehte sich zu mir um. »Ich weiß, was du von Lannan hältst. Möchtest du, die du ihn derart verabscheust, wirklich ein Bündnis mit ihm eingehen?«
Ich wich zurück und musterte die Gestalten vor mir. »Ich suche mir meine Seite selbst aus. Und sosehr ich verabscheue, was Lannan mir angetan hat, so sagt er wenigstens aufrichtig, was er will. Und anscheinend ist er einsichtig. Ich werde mich von niemandem verwandeln lassen. Nicht für alle Sommernächte dieser Welt.«
»Dann geh und sei verflucht. Nimm deinen Liebhaber mit und Lannan am besten auch. Altos, du wirst verstoßen – von nun an bist du ein Paria in meinem Land. Ich nehme dir deine Stellung und deinen Platz in unserer Gesellschaft. Regina werde ich sagen, dass du für mich auf Reisen bist. Schweig weiterhin, und sie bleibt am Leben.«
Lannan kam zu uns und stellte sich neben Wrath, Grieve und mich. Er bedachte Grieve mit einem verächtlichen Blick. »Ich habe meine Wahl getroffen. Myst kann nur durch eine Zusammenführung verschiedener Kräfte besiegt werden, nicht durch die Wiederauferstehung eines längst vergessenen Kriegsherrn. Geoffrey, du versuchst doch nur, Cicely für deine eigenen Zwecke zu missbrauchen. Du würdest niemals etwas von deiner Macht abgeben, und sobald sich der Staub gelegt hat, wirst du versuchen, Cicely zu vernichten – ganz wie du seit Jahrtausenden versuchst, Myst zu vernichten. Die Welt ist groß; ich glaube ganz zufällig daran, dass Feen und Vampire friedlich nebeneinander leben können, aber mir ist bewusst, dass du diese Ansicht niemals teilen wirst. Merke dir jedoch eins: Wenn du meiner Schwester auch nur ein goldenes Haar krümmst, dann stelle ich eine Armee zusammen und mache dich und dein Gefolge dem Erdboden gleich.«
»Nun, wie es scheint, haben wir es hier mit einem Moratorium zu tun. Ich werde deiner Schwester kein Haar krümmen, wenn du schweigst, und du hältst dich fern, so dass ihr Wohlergehen auch in Zukunft gesichert ist.«
Ich warf Lannan einen unsicheren Blick zu. Wollte er Geoffrey wirklich glauben? Sosehr ich mir wünschte, ihn pfählen zu dürfen, er stellte sich tatsächlich auf meine Seite. Ich rückte näher an Grieve heran und nahm seine Hand. Am liebsten hätte ich mich in seine Arme geschmiegt und ihn geküsst, aber wir beide wussten, dass der Augenblick denkbar ungeeignet dafür war.
»Lannan, verlass mein Haus. Cicely ebenfalls. Ich wünsche dir viel Glück dabei, ohne unseren Schutz am Leben zu bleiben. Sag Leo, dass er nun wählen muss: Entweder er arbeitet für mich, oder er verbündet sich mit dir und deiner Cousine. Beides geht nicht. Wenn er sich morgen Abend nicht zur Arbeit meldet, streiche ich ihn von der Lohnliste. Betet, dass ihr
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