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Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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hinweg unbemerkt. Ich schlug die Augen auf und ließ ihre Hand los. Einen Moment lang starrte ich auf den Zehn-Dollar-Schein auf dem Tisch, dann seufzte ich und schob ihn zu ihr zurück. »Behalten Sie’s.«
    »Aber die Zauber …«
    »Ich gebe Ihnen etwas, womit Sie sich und Ihr Kind schützen können. Kaufen Sie sich mit dem Geld lieber etwas zu essen oder flüchten Sie mit Ihrem Sohn in ein Frauenhaus. Sie dürfen nicht zulassen, dass er Sie misshandelt.« Ich wusste, dass es nichts bringen würde; Dorthea war noch nicht bereit, sich anzuhören, dass sie keine Schuld hatte und ihren Mann nicht ändern konnte. Aber ich hatte es wenigstens versuchen müssen.
    Doch wie vorhergesehen, wurde ihr Blick verschlossen. Ich zuckte mit den Schultern und schob ihr die Zauber über den Tisch. »Das hier hängen Sie über Ihre Haustür, das Öl kommt auf die Schlösser und Riegel der Fenster und anderen Türen, die nach draußen führen. Das hält die Ungeheuer draußen.«
    Doch nur die Ungeheuer, die du nicht bereits in dein Haus gelassen hast. Ich hätte sie so gern gewarnt, dass er das nächste Mal fester zuschlagen und seine Wut vielleicht an ihrem Kind auslassen würde, aber ich schwieg.
    Ulean wehte um mich herum und hüllte mich als Trost gegen die Resignation, die ich empfand, in einen Umhang aus lauem Wind.
    Du kannst nicht die ganze Welt retten. Du kannst nicht verhindern, dass sie wieder zu ihrem Mann geht. Du konntest deine Mutter nicht retten, und du kannst nicht jede Frau in Gefahr beschützen. Du tust, was du kannst. Akzeptiere, dass du keine Göttin, keine Superheldin bist. Kein Zauber dieser Welt hilft jemandem, der nicht bereit ist, zuzuhören.
    Ich nickte leicht. Danke, liebe Freundin. Es ist schwer, sich das einzugestehen.
    Ich weiß.
    Dorthea nahm die Zauber und blickte zögernd auf das Geld, das noch immer auf dem Tisch lag. »Aber ich … sind Sie sicher?«
    »Für zehn Dollar bekommt man Suppe, Makkaroni mit Käsesauce, Brot. Bitte geben Sie es sinnvoll aus.« Freundlich lächelte ich sie an, obwohl ich sie am liebsten am Kragen gepackt und Vernunft in sie geschüttelt hätte.
    Sie schob den Schein in ihre Tasche, erwiderte das Lächeln, nahm Zauber und Öl und ging. Ich setzte mich und fragte mich, was Marta getan hätte. Hätte sie das Geld genommen? Die Frau weggeschickt? Oder hätte sie dasselbe getan, was ich getan hatte? Das hier war Neuland für mich, und ich bekam langsam den Eindruck, dass es nicht leicht sein würde, mich darauf zu bewegen, ohne in diverse Fußangeln zu treten.
    Ein paar Minuten später war auch Peyton mit dem Kartenlesen fertig und winkte der Kundin zum Abschied. Als wir beide wieder allein im Zimmer waren, sahen wir einander an. Ihre Miene drückte dieselbe Betretenheit aus, die ich empfand.
    »Heftig?« Ich schob den Stuhl zurück, stand auf und schüttelte die Spinnweben aus meinem Kopf.
    Sie nickte. »Die Frau sucht Liebe, hat aber einen selbstzerstörerischen Hang und lässt sich immer wieder auf die Falschen ein. Ich musste ihr erklären, dass der weiße Ritter vermutlich eher eine Streberbrille trägt, als auf einer Harley vorzufahren. Aber das wollte sie nicht hören.«
    Ich stieß kontrolliert den Atem aus. Waren wir alle so? Suchten wir alle nach Liebe, versuchten wir alle, Antworten zu finden, die sich doch eigentlich direkt vor unserer Nase befanden?
    »Ich muss was trinken. Kann ich dir einen Milchkaffee machen?«
    »Caffè Mocha wäre mir lieber. Mir ist nach Schokolade.« Peyton grinste und blickte sich um. »Wo sind die Jungs?«
    »Irgendwo unterwegs. Leo zumindest. Kaylin könnte mit Chatter zusammen sein – wo immer der ist. Okay, Mocha kommt. Geeist oder heiß?«
    Peyton blickte unwillkürlich aus dem Fenster ins Schneetreiben. »Heiß. Heute brauche ich Wärme von innen – etwas, das mich überzeugt, dass es noch Sonne und Hoffnung gibt.« Gemeinsam gingen wir in Richtung Küche.
    »Manchmal denke ich, dass es weit einfacher wäre, Vampir zu sein«, sagte ich. »Die frieren und schwitzen nicht und …« Ich brach ab. »Geoffrey hat angeboten, mich zu verwandeln. Ich könnte zu ihm kommen.«
    »Nein! Das kannst du nicht! Ich weiß, dass du aufgewühlt bist, aber Cicely, das ist wirklich nicht die Antwort.« Sie sah mich entsetzt an.
    »Nein, ist es nicht«, sagte ich bedächtig. »Aber wenn er glaubte, ich zöge es in Betracht … wenn ich ihn bäte, mich in seinem Harem herumzuführen, mir die anderen vorzustellen? Ich könnte dich und Rhiannon

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