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Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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treibende Kraft hinter der Idee, dass der Karmesin-Hof mich für seine Zwecke einspannt?«
    Lainules Lächeln war genauso grausam wie leuchtend. »O Cicely, wenn du das Volk deines Vaters besser kennenlernst, wirst du eines erfahren: Im Angesicht der Gefahr gibt es kein Zögern. Wir tun, was notwendig ist.«
    Ich schauderte. Ich hatte das Feenvolk niemals für Pazifisten gehalten, aber dass sie derart skrupellos sein konnte, war mir nicht klar gewesen.
    Wir. Wir konnten so skrupellos sein. Ich musste mich selbst einschließen. Auch ich hatte einen Feenanteil in mir.
    Lainule beugte sich vor und hob mein Kinn mit einem Finger an. »Mach niemals den Fehler, dir dein Volk als sanfte Wesen vorzustellen, die auf silbernen Flöten spielen und zwischen Blumen hin und her huschen. Wir sind Krieger und Liebende. Wir sind von der Mutter auserwählt worden, ihre wilden Heiligtümer zu hüten und über die Reiche von Medb und Danu, Áine und Mielikki zu herrschen, und über die des Pan und Herne und Cernunnos und Tapio. Hast du mich verstanden?«
    Ich nickte, und in meinem Magen bildete sich erneut ein dicker Knoten. Lainule wirkte größer, stärker, mächtiger, als ich zuerst gedacht hatte, und sie konnte mich zwischen den Fingerspitzen zerquetschen, dessen war ich mir sicher. Ich hatte keinen Zweifel, dass ich geopfert werden würde, falls mein Tod Myst niederringen konnte.
    »Wir alle bewahren ein Gleichgewicht, und wenn einer – wie Myst jetzt – es zu stören versucht, dann bekriegen wir ihn mit allen Mitteln. Der Sieg hat Vorrang vor allem anderen. Und ich werde alles nutzen, was mir zur Verfügung steht, um die Fürstin der Verwüstung, die in mein Reich eingedrungen ist und meine Leute niedermetzelt, zu bekämpfen. Ob du oder Grieve damit hineingezogen werdet oder nicht … Ich werde tun, was ich tun muss. Das habe ich schon immer getan.«
    Ich wollte protestieren, aber etwas in ihrem Tonfall – eine Endgültigkeit, die eine Art Déjà-vu in mir hervorrief – mahnte mich, doch lieber zu schweigen. Es gab keine Worte mehr. Sosehr ich Grieve auch liebte, ich durfte seine Sicherheit nicht über das Ziel stellen, den Indigo-Hof zu schlagen.
    »Werdet Ihr uns helfen, Peyton zu retten? Wir denken, dass es vielleicht ein guter Zeitpunkt wäre, um zuzuschlagen. Wenn das Gift so wirkt, wie Ihr es beschreibt, dann sind sie abgelenkt und werden nicht allzu sehr auf sie achten.« Ich blickte zu Boden. »Wenn Ihr es nicht tun könnt, dann will ich Euch vorwarnen, denn ich werde es auch im Alleingang versuchen. Das muss ich. Ich bin zuallererst meiner Familie und meinen Freunden verpflichtet. Nun, da sie Heather verwandelt haben, ist mein oberstes Ziel, meine Freunde zu retten, selbst wenn es mich das eigene Leben kostet.«
    Lainule legte mir eine Hand auf die Schulter. »Ich kann meine Leute nicht mit dir schicken, aber ich werde dir etwas geben … Nimm es und nutze es besonnen. Und verlier es nicht.« Sie hielt mir einen filigranen, lackierten Fächer aus Eichenholz hin. »Er hilft dir dabei, den Wind zu beherrschen. Du kannst ihn auch mitnehmen, wenn du dich in deine Eulengestalt verwandelst.«
    Ich blinzelte und nahm den Fächer. Seine Magie summte stark und leuchtend. Als ich ihn öffnete, ertönte ein leises Rauschen, und ich spürte, dass sich der Wind rührte.
    »Schwenke den Fächer einmal, und du rufst eine kräftige Bö herbei. Zweimal schwenken bringt dir einen starken Wind. Dreimal, und du kannst auf dem Strom laufen. Aber der Fächer hat Einschränkungen. Nur du kannst ihn benutzen und auch nur dann, wenn dein Elementar bei dir ist. Ulean hat mich in den vergangenen Jahren über alles, was dich betrifft, auf dem Laufenden gehalten, und sie ist unmittelbar mit dem Fächer verbunden.«
    »Ulean? Ihr habt sie als Spionin gegen mich eingesetzt?« In dem Gefühl, verraten worden zu sein, blickte ich auf. Ulean hatte niemals auch nur angedeutet, dass sie mit der Königin von Schilf und Aue in Verbindung stand.
    Lainule legte einen Finger an meine Lippen. »Still, Kind. Das Elementar hatte keine Wahl. Sie ist mit dir verbunden, gehörte aber ursprünglich zu mir. Ich habe sie dir gegeben, damit sie dich beschützt.«
    »Ihr? Ihr habt sie mir gegeben? Ich wusste, dass Ihr Grieve gesagt hattet, er solle das Ritual vollziehen, aber ich wusste nicht … dass Ulean zu Euch gehört hat.« Ich blickte zu der Königin auf und sah etwas in ihren Augen, das ich nicht recht deuten konnte. »Warum helft Ihr mir? Abgesehen

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