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Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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schwer packen konnte. Rhia hatte ihre Schminkutensilien heruntergebracht, und mittels weißem Eyeliner und Wimperntusche versahen wir unsere Gesichter mit Tarnflecken.
    Kaylin hielt zwei Dolche hoch, die er wie der Meister, der er war, herumwirbelte, um sie anschließend in die beiden Scheiden zu schieben, die an seinem Gürtel hingen. Ihnen fügte er noch polierte schwarze Nunchakus und mehrere kleine Shurikens hinzu.
    Entschlossen, nicht zurückzustehen, präsentierte Leo uns einen kurzen Schlagstock, den er elegant um die Hand tanzen ließ und mich dadurch an einen attraktiveren modernen Bruder Tuck erinnerte. Auch Rhiannon wollte nicht waffenlos bleiben, aber als ich sah, was sie am Körper tragen wollte, wich ich unwillkürlich zurück: Sie hatte Molotow-Cocktails gebastelt und steckte sie nun in eine grüne Einkaufstasche.
    Ach, wie wird die Stube glänzen, von der hellen Lichter Zahl!
    Wenigstens nutzt sie endlich ihre Kräfte, flüsterte mir Ulean ins Ohr.
    Ja, eindeutig.
    »Also. Gehen wir alles noch mal durch. Unsere Ziele nach Priorität sortiert: Reinkommen und lebend wieder rauskommen. Peyton retten. Grieve und Chatter rausholen. Falls möglich, Myst töten. Letzteres ist vielleicht ein wenig hoch gegriffen, aber ich dachte, ich erwähne es einfach mal.« Mein Wolf hatte den ganzen Tag noch nichts gesagt, und ich befürchtete, dass Grieve zu krank war, als dass ich ihn finden konnte, aber eine ruhige Stimme in mir sagte, dass er vermutlich nur schlief, da er Probleme mit dem Tageslicht hatte.
    »Sind wir so weit?«, fragte ich die anderen und sah sie abwartend an.
    »Soweit wir es je sein können.« Rhiannon nickte grimmig. »Und falls ihr Heather sehen solltet …« Ihre Stimme verebbte, dann räusperte sie sich. »Falls ihr Heather sehen solltet, pfählt sie, wenn ihr es schafft.« Sie hielt vier Holzpflöcke hoch, dann gab sie jedem von uns einen.
    Ich fing ihren Blick auf. »Bist du sicher?«
    Sie zuckte nicht einmal mit der Wimper. »Ich bin sicher.«
    »Okay, dann geht’s jetzt los.«
    Und damit traten wir durch die Tür und hinaus in den Schneesturm, der schließlich doch eingesetzt hatte.

    Zwei Stunden Weg bedeuteten, dass wir das Marburry-Grab gegen drei Uhr nachmittags erreichten; es war also noch lange genug hell, um uns die Pest, die Lainule ausgelöst hatte, zunutze zu machen. Während wir schweigend durch den Garten auf die Klamm zugingen, schnappte der Wind nach unseren Fersen, und der Schnee vollführte vor unseren Nasen einen frenetischen Tanz. Der Marsch zum Hügel würde dieses Mal beschwerlicher sein, denn der Sturm hatte noch lange nicht seine volle Wucht entwickelt.
    So viel Schnee wie dieses Jahr haben wir nicht besonders oft.
    Ulean huschte vorbei. Myst herrscht über den Winter. Sie stammt aus dem Dunklen Hof und hat die Kaltwettermagie im Blut, ob sie jetzt Vampirfee ist oder nicht. Sie trägt den Winter in sich, und ich fürchte, solange ihre Macht wächst, wird diese Jahreszeit für die Stadt hart und bitter bleiben.
    Bist du lange bei Lainule gewesen?
    Ja. Uleans Antwort klang schwach, als ob sie beim Sprechen von mir weg und über die Schulter blickte. Lainule und ich kennen uns schon seit sehr, sehr langer Zeit.
    Damals auch schon, als Grieve und ich zusammen waren?
    Ein sehr knappes Ja, und sie war wieder still. Ich hatte den Eindruck, dass sie wenig Lust verspürte, die Unterhaltung in diese Richtung weiterzuverfolgen.
    Der Pfad war mit Schnee zugedeckt, und obwohl er zwischen den Bäumen noch zu erkennen war, war er schwer zu begehen. Unter der weißen Pracht lagen dicke Steine und abgebrochene Äste, und es wäre ein Leichtes gewesen, zu stolpern und sich den Fuß zu verstauchen oder sogar zu brechen. Ich führte unseren kleinen Trupp konzentriert an und probierte bei jedem verdächtigen Klumpen unter der Schneedecke vorsichtig, ob es wirklich ungefährlich war, weiterzugehen.
    Im Wald war es still, aber es war die Stille von Krankenzimmern oder Hospitälern, von erstickender Baumwolle, von einer Welt, die unter Eis und Schnee erstarrt war. Während wir uns vorantasteten, fiel immer mehr Schnee. In der kommenden Nacht würde sich die Decke verfestigen und frieren, und ich dachte darüber nach, was Ulean eben gesagt hatte. Myst hatte die Macht über den Winter, und sie brachte uns eine lange, dunkle Zeit. Wenn ihre Leute durch den Virus nur noch im Dunkeln zum Spielen herauskommen konnten und in Anbetracht der Tatsache, dass es nachts hier vor echten Vampiren nur so

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