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Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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nicht Crawl, aber wohl ein anderer von seinem Format – hat anscheinend einen Virus entwickelt, der den Vampirfeen schadet. Ansteckung erfolgt durch engen Körperkontakt, also Küssen, in den Arm nehmen, Hände schütteln.«
    »Oder Sex und das Trinken von Blut.«
    »Genau. Und er bewirkt außerdem eine drastische Verringerung der Tageslichttoleranz. Womit die Vampire wahrscheinlich versuchen, eine gewisse Waffengleichheit zu schaffen: Wenn der Indigo-Hof nur noch nachts agieren kann, dann fällt ihr Vorteil weg, immer dann größtmöglichen Schaden anzurichten, während die Vampirnation schlafen muss.«
    »Verdammter Dreck! Dann reagiert Grieve gerade so …«
    »Weil es Tag ist. Ich glaube, der Virus, oder was immer es ist, funktioniert. Falls er zurück zum Hof gegangen ist, steckt er andere an. Und die, die es erwischt, stecken wieder andere an. Die Vampire hoffen auf eine Pandemie.«
    Ich rieb mit der Hand über den Wolf und wäre am liebsten hinausgelaufen, um Grieve zu suchen und ihm zu sagen, dass er aus dem Tageslicht rausmusste.
    »Ich könnte Lannan umbringen«, sagte ich leise. »Ich will diejenige sein, die ihm den Pflock ins Herz rammt. Er hat gewusst, dass Grieve auf meine Angst und meinen Zorn reagieren und so schnell wie möglich zu mir kommen würde, und ich weiß, dass er es gewusst hat. Keine Ahnung, woher sie ihre Informationen bekommen, aber sie wissen alles über mich, und ich würde meine gesamte Barschaft darauf wetten, dass sie auch von meinem Anteil Cambyra-Fee wissen.«
    »Cicely, das ist vielleicht gar nicht schlecht.« Leo nahm meine Hand, aber ich sah ihn nur wütend an. Er ließ mich zwar wieder los, gab aber nicht auf. »Wir bekämpfen den Indigo-Hof. Nein, Grieve nicht, aber alle anderen. Schieb deine Emotionen beiseite, jedenfalls soweit es dir möglich ist, und betrachte die Situation mit Vernunft. Diese Sache kann uns dabei helfen, Peyton zurückzuholen. Spätestens morgen herrscht am Hof heller Aufruhr, und wir können das allgemeine Chaos als Deckung nutzen.«
    Stumm sah ich zu Kaylin auf, der nickte, aber sich darüber hinaus nicht äußerte. Leo hatte recht. Sosehr ich Lannan auch verabscheute, ich musste zugeben, dass der Plan genial war. Und durch das, was sich zugetragen hatte, erfüllte sich sogar die Prophezeiung: Die Vampire machten aus Grieve durch mich einen nichtsahnenden Verräter, der den vernichtenden Virus ins Herz des Indigo-Hofs trug.
    Was mich unwillkürlich zu der Überlegung führte, was wohl zuerst dagewesen war, Prophezeiung oder Plan? Oder hatte irgendein Vampir-Wissenschaftler diesen Virus entwickelt und so für die Obrigkeit – Crawl oder die Königin selbst – den Boden bereitet, die Prophezeiung zu erfüllen?
    Was auch immer, nun waren Grieve und ich tatsächlich die verräterischen Liebenden aus der Najeeling-Prophezeiung. Denn ich wusste aus meiner Verbindung mit Grieve, dass er in diesem Moment schrecklich litt. Und andere Angehörige des Indigo-Hofs würden auch bald leiden, und es gab nichts, was ich dagegen tun konnte – oder tun sollte. In ihre Zentrale zu stürmen, um Grieve zu retten, war gleichbedeutend mit dem Versuch, den Indigo-Hof zu retten, und das durfte ich nicht tun. Nicht einmal aus Liebe.
    Langsam hob ich den Kopf und betrachtete Leo und Kaylin. »Zieht euch an«, sagte ich heiser. »Wir werden mit Lainule reden. Wir brauchen ihre Hilfe, und wie es aussieht, bin ich ihr Loyalität schuldig.«
    Nachdem wir Rhiannon angerufen und sie gebeten hatten, bei Anadey auf uns zu warten, machten wir uns auf den Weg zum Dovetail Lake. Ich trat Favonis’ Gaspedal durch. Wozu in aller Welt war ich bloß nach Hause gekommen? Das Dasein war trostlos, und ich sah nirgendwo einen Lichtschimmer, auf den ich zugehen konnte. In dieser verschneiten, unglaublich kalten und grellen Welt schien nicht einmal die Sonne.

    Als wir den See erreichten, war ich über den Zustand der Niedergeschlagenheit hinaus. Nun war ich wütend, und Wut würde mich weiter bringen als Gejammer. Ich sprang aus dem Wagen, kaum dass ich den Motor abgewürgt hatte, und marschierte so zornig auf das Dickicht zu, dass der Schnee nur so aufwirbelte. Kaylin und Leo folgten in einigem Sicherheitsabstand.
    »Lainule! Ich weiß, dass Ihr hier seid!« Ich hielt an und drängte meine Gedanken in den Windschatten. Ich weiß, dass Ihr mich hören könnt, und Ihr wisst, wer ich bin, also kommt jetzt besser heraus, oder ich verbreite überall, dass Ihr noch quicklebendig seid und an

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