Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)
grinste. »Eine Frau nach meinem Geschmack – mehrere Rechner, sehr schön. Okay, wie lautet deine Adresse?«
»Fire_Maiden at bestwebmail dot com.«
Ich warf ihr einen Blick zu. »Zumindest in der Magie des Internets gestehst du dir deine Kräfte zu.«
Rhiannon starrte mich einen Moment an, dann prustete sie plötzlich los. »O Mann, den Lacher hatte ich nötig. Ich habe nicht einmal darüber nachgedacht, als ich mir den Namen ausgesucht habe.«
»Ja«, sagte ich leise. »Ich denke, ein bisschen Lachen können wir alle gebrauchen. Okay, zurück zum Thema. Schauen wir mal – Vampire mögen kein Silber, richtig?«
»Richtig, aber Feen eigentlich schon«, sagte Anadey. Als ich mich ihr zuwandte, fügte sie hinzu: »Ich leite zwar ein Restaurant, habe aber einen Abschluss in Mythologie und Folklore.«
»Würden also Vampirfeen Silber lieben oder verabscheuen?« Ich dachte über beides ausgiebig nach und kam zu dem Schluss, dass wir nicht genug darüber wussten. »Okay, setzen wir ein Fragezeichen dahinter. Was sonst noch? Knoblauch? Weihwasser?«
»Knoblauch – aber auch das nur vielleicht!« Anadey schob den Stuhl zurück. »Wir wissen alle, dass religiöse Utensilien nur Macht über Sterbliche haben. Und auch nur über Sterbliche, die der jeweiligen Religion zugehörig sind, oder über Geister, die es einmal waren. Ein Kreuz tut einem Geist nichts, der zu Lebzeiten Atheist gewesen ist, und ein Davidsstern ist wirkungslos gegen einen Christen. Und Astralwesen, die nie menschlich gewesen sind, kümmert nichts davon.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich mache uns Tee. Bin gleich zurück.«
Während sie in der Küche hantierte, wandte ich mich an Rhiannon. »Wenn Myst jetzt im Wald herrscht, was ist dann mit Lainule? Meinst du, wir können irgendwie Kontakt mit ihr aufnehmen? Die Königin von Schilf und Aue war Menschen doch eigentlich immer wohlgesinnt. Hoffentlich ist sie nicht tot.«
Peyton blinzelte. »Ich kann Tarot-Karten lesen. Vielleicht finde ich etwas heraus.«
»Ich muss die ganze Zeit an etwas anderes denken«, sagte Rhiannon. »Ernähren sich die Vampirfeen von Menschen? Trinken sie ihr Blut wie die normalen Vampire?« Ihre Stimme war leise, und ich wusste, dass sie an Heather dachte. »Vielleicht halten sie Menschen ja wie Vieh – als Blutspender.«
Ich hatte mir bereits ähnliche Fragen gestellt und nahm wieder das Buch zur Hand. Es war sehr kompakt, und es wurden viele Themen behandelt, von denen ich nichts verstand – Leute, die längst tot waren, Orte, von denen ich noch nie gehört hatte. Ich suchte also und blätterte, während ich mit einem Ohr Peyton und Rhiannon zuhörte.
Nach einer Weile stieß ich auf ein paar Abschnitte, die unsere Frage anzuschneiden schienen. »Ich glaube, ich habe eine Antwort gefunden, Leute. Hört zu.«
Und so nährten sie sich und tranken ausgiebig vom Blut ihrer Feinde und zerrissen das Fleisch ihrer Opfer so gründlich, dass sie unkenntlich waren. Doch ihr Durst war unstillbar, bis Myst entdeckte, dass sie aus der Blutlinie der Vampire eine besondere Fähigkeit besaßen: Angehörige des Indigo-Hofs konnten sich von den Seelen der Opfer ernähren, und so begann eine neue Ära des Schreckens, da die Schattenjäger sich nunmehr an Menschen und Feen gleichermaßen labten …
»Sie trinken Blut und zerreißen ihre Opfer …« Ich warf Peyton einen Blick zu.
»Großmutters Kehle.« Ihre Stimme bebte leicht.
»Ja, das habe ich auch gerade gedacht.« Ich widmete mich wieder den Seiten, bis ich einen weiteren Absatz fand, der wichtig für uns war.
Jene, die vom Indigo-Hof verwandelt wurden, mussten selbst Feen sein. Anders als echte Vampire können die Vampirfeen keine Menschen verwandeln und die meisten Übernatürlichen auch nicht. Sie können nur andere Feen oder Magiegeborene wandeln. Der Biss versklavt, und diese Versklavung kann ein Leben lang dauern, aber wenn sie einen Sterblichen aussaugen, dann wird er sterben.
Die Magiegeborenen reagieren auf die Wandlung in vieler Hinsicht so wie die Feen selbst. Sie sterben eher, als dass sie sich erholen, aber falls sie ihren Weg zurück unter die Lebenden finden, haben sie nicht nur ihre magischen Kräfte zurückbehalten, sondern zusätzlich noch abgeschwächte Feenfähigkeiten. Dennoch erreichen sie niemals die Kraft und die Macht ihrer Erzeuger, zumindest nicht, soweit es diesem Untersuchungskomitee bekannt ist.
Wir schwiegen eine lange Weile. Anadey, die im Türbogen zur Küche stand, schüttelte den
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