Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)
»Du solltest Favonis gut abschließen. Nicht, dass wir eine böse Überraschung erleben, falls wir mitten in der Nacht abhauen müssen.«
Ob eine Fee sich von einem Türschloss abhalten lassen würde? Ich bezweifelte es. Aber bei all dem Blech und Stahl – wer weiß? Blieb zu hoffen, dass dieser Teil der Sagen und Überlieferungen tatsächlich einen wahren Kern besaß.
Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt, als wir unser Haus erreichten. Während wir zur Veranda gingen, hielt ich ein Auge auf den angrenzenden Wald. Es war nichts zu sehen, nichts regte sich, aber ich konnte sie spüren. Sie beobachteten uns.
»Überprüft jedes Zimmer«, sagte ich und stellte Barts Kiste ab. »Lasst uns vor allem anderen das Haus sichern.«
Wir trennten uns. Rhiannon und ich suchten die obere Etage ab, Leo sah sich unten um. Rhiannon zählte die Katzen. Alle bis auf zwei lagen träge im Wohnzimmer, und eine dritte, Beastbaby, wartete am Futternapf und miaute nach Fressen. Als wir uns im Wohnzimmer versammelten, zog ich die Vorhänge zu.
»Und jetzt?«, fragte Leo.
Wir blickten einander an. Heather wurde vermisst. Wir sahen uns mit einer Truppe Mischwesen konfrontiert, die weit gefährlicher waren als ihre jeweiligen Vorfahren. Ich würde in Kürze ein Geschäft führen, über das ich nichts wusste, von dessen Ablauf ich keine Ahnung hatte und an dessen Erfolg ich durchaus zweifelte. Oh, ach ja, und wir saßen hier wie auf dem Präsentierteller und warteten nur darauf, dass uns der nächste Schlag ereilte.
»Wir machen uns etwas zu essen, dann schützen wir das Haus. Du rufst Geoffrey an und versuchst einen Termin für uns zu machen. Außerdem nehmen wir uns das Buch noch einmal vor und lesen alles, was es über den Indigo-Hof zu erfahren gibt.«
Rhiannon nickte. »Und Peyton und du solltet damit anfangen, euer Unternehmen zu planen. Je mehr Magie ihr anwenden könnt, umso besser für uns.«
»Aber ich meine dennoch, dass wir noch mehr Hilfe brauchen.« Leo zog Barts Transportbox über den Tisch und öffnete das Türchen. Bart tappte langsam heraus und sah sich um. Leo ließ sich im Schneidersitz auf der Couch nieder. Als er pfiff, sprang Bart auf seinen Schoß und ließ sich streicheln. »Wem können wir noch trauen?«
»Guckt nicht mich an«, sagte ich. »Ich bin gerade erst in der Stadt angekommen. Ich kenne hier niemanden. Bis auf Peyton.«
»Und sie kann uns sehr nützlich sein. Wenn du morgen mit ihr trainierst, horch sie ein bisschen aus, um herauszufinden, was sie am besten kann.« Rhiannon setzte sich an Heathers Schreibtisch und schnippte plötzlich mit den Fingern. »Jetzt weiß ich’s. Was ist denn mit Kaylin?«
»Wer ist das?« Ich zog meine Jacke aus und setzte mich auf die Armlehne des Sofas.
»Kaylin Chen. Computerfreak, Marke Emo. Außerdem Kampfkunst-Sensei. Ich schätze, er kann dir mit einem Hieb den Hals brechen. Ruhiger, tiefgründiger Typ. Hat genug Geld, um unabhängig zu sein. Und er singt und spielt die Taiko-Trommel wie ein junger Gott. Er gibt Kampfkunst-Kurse am Konservatorium.« Sie warf Leo einen Blick zu. »Ich könnte mir vorstellen, dass er sich gut mit Cicely versteht.«
Leo schnaubte. »Da könntest du recht haben.«
Da ich mich gleichzeitig ausgeschlossen und aufgezogen fühlte, verschränkte ich die Arme vor der Brust und tappte verärgert mit dem Fuß auf. »Zähl deine Hühnchen erst, wenn du an der nächsten KFC-Filiale vorbei bist. Und wieso denkt ihr, dass er uns helfen würde?«
»Weil er ein echter Rebell ist und sein bester Freund Derek Mitglied der Gesellschaft war. Er kam bei einem Autounfall um, obwohl ich mich jetzt natürlich frage, ob der Indigo-Hof dabei nicht kräftig nachgeholfen hat.« Leos Gesicht verfinsterte sich. »Kaylin ist … speziell. In ihm steckt weit mehr, als er zeigt. Er ist untergetaucht, und im Augenblick weiß keiner, wo er sich versteckt hält, aber ich denke, ich kann ihn herholen. Ich versuche ihn anzurufen.«
Ich starrte Leo an, der sein Handy hervorholte. Langsam dämmerte mir, wie weit die Dinge schon gediehen waren. Leute wurden vermisst, andere waren längst tot, den Cops konnte man offenbar nicht trauen …
»Warum hat das FBI eigentlich bisher noch keine Ermittler geschickt? Ich meine, bei all den merkwürdigen Todesfällen …«
Rhiannon schüttelte den Kopf und erhob sich mit grimmiger Miene. »Ich nehme an, dass diese Nachrichten es niemals bis in die großen Zeitungen schafften. Heather dachte … Ich denke, dass man
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