Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)
ich weiß, dass ihr zwei so weit draußen nicht allein seid, also kommt es uns allen zugute.«
»Aber du zahlst doch Miete hier«, sagte ich.
Er zuckte mit den Achseln. »Halb so wild. Wenn es so aussieht, als würde ich länger als ein oder zwei Monate drüben im Haus der Schleier bleiben, dann gebe ich Bescheid. Jetzt, da Elise nicht mehr hier ist – wir haben uns die Wohnung geteilt –, finde ich es ohnehin nicht mehr sehr heimelig.« Er legte seinen Arm um Rhiannons Taille. »Im Übrigen wollten wir doch sowieso zusammenziehen. Warum nicht jetzt? Cicely, könntest du Bart mitnehmen, meine Katze?«
Er begann Sachen zusammenzupacken, während ich versuchte, Bart vom Kühlschrank zu locken. Der Maine-Coon-Kater wollte spielen, aber als ich die Transportkiste öffnete, maunzte er und sah zu Leo, der seinen Rucksack vollstopfte. Er hatte bereits zwei Koffer fertig gepackt, einen mit Kleidern, den anderen mit Zutaten und Kräutern für Tränke.
Leo pfiff eine Dreiertonfolge, und der Kater sprang auf die Küchentheke und von dort zu Boden. Er wanderte zur Transportkiste und rollte sich auf der Decke darin zusammen. Ich schloss das Türchen und legte den Riegel vor.
»Wow. Ich habe noch nie eine so gehorsame Katze gesehen. Wie hast du die denn abgerichtet?«
Leo lachte. »Man richtet Katzen nicht ab. Sie richten dich ab. Marta hat mir den Kater geschenkt, als er neun Wochen alt war, und ein Bindungsritual vollzogen. Bart brauchte die Gesellschaft eines Heilers, und als Marta ihn mir vorstellte, willigte er ein. Wir sind jetzt seit fünf Jahren zusammen, und er ist mir eine große Hilfe. Und ein echter Freund«, fügte er leise hinzu.
Ich spähte in die Kiste. Ich mochte Katzen, hatte aber auf der Straße keine Möglichkeit gehabt, irgendein Haustier zu halten. Zwar hatte ich mich stets mit den Streunern angefreundet, aber irgendwann tat es zu weh, sie zurücklassen zu müssen.
»Hey, Kätzchen. Bart«, flüsterte ich.
Hallo. Es war nicht als Wort herausgekommen, sondern als Eindruck im Luftstrom. Ich starrte die Katze an. Der Gruß war definitiv von dem Maine Coon ausgegangen, doch er starrte nur zurück und blinzelte einmal träge. Ich blinzelte zurück.
»Ich bin so weit«, sagte Leo und holte mich in die Realität zurück. »Es ist fast halb sechs, wir sollten los.«
»Ja, das Licht schwindet.« Ich blickte durchs Fenster nach vorn hinaus. »Lasst uns fahren.«
Rhiannon griff nach der Katzenkiste. »Komm, gehen wir nach Hause, kleiner Kerl. Ich … ich …« Ihre Stimme klang plötzlich so belegt, dass ich mich umsah. Sie stellte die Kiste wieder ab und ließ sich auf einen Stuhl sinken. »Heather ist mein Zuhause, meine Familie. Ich kann doch meine Mutter nicht verlieren … meine Mutter! «
»Schsch«, sagte ich und streichelte ihr den Rücken. »Wir finden sie. Wir bringen sie wieder nach Hause, und dann wird alles wieder gut.« Ich wünschte mir so sehr, dass es der Wahrheit entsprach, aber meine Innereien krampften sich zusammen. Bis wir Heather zurückholen konnten, musste noch viel geschehen. Falls wir sie überhaupt jemals fanden. »Ich bin auch hier. Ich gehöre auch zu deiner Familie.«
»Ich zwar noch nicht, aber ich bin hier bei dir, und ich liebe dich«, sagte Leo betroffen. »Wir werden aufeinander aufpassen.«
Sie sah zu ihm auf. »Ich liebe dich auch, Leo.«
Er lächelte. »Das weiß ich.«
Sie stand auf, und er zog sie in die Arme und küsste ihr die Tränen weg. Ich blickte zur Seite, um ihnen ein wenig Privatsphäre zu gönnen.
»Kommt.« Rhiannon trocknete sich die Tränen. »Lasst uns gehen, bevor es dunkel wird.«
Leo hievte sein Gepäck hoch, blickte sich noch einmal in der stillen Wohnung um, schaltete die Lichter aus und schloss die Tür ab. Und obwohl er schwieg, als wir die Treppe hinunterpolterten, wusste ich, dass er an seine Schwester dachte.
Die Fahrt zurück nach Hause verlief still, von Barts gelegentlichem Maunzen abgesehen. »Mag er Autofahren nicht?«, fragte ich schließlich.
»So wenig wie die meisten Katzen.« Leo schüttelte den Kopf. »Aber Bart beschwert sich eigentlich nicht, er fragt nur, wie lange er noch in der Transportbox bleiben muss.«
»Geht er nie raus?«
»Nein, er hat Angst. Und ich traue dem Wald bei euch nicht. Lasst ihr die Katzen raus?«
»Nicht alle«, antwortete Rhiannon. »Wir haben vier halbwilde Katzen, die sich nicht einsperren lassen. Aber drei andere bleiben drin.« Als wir auf die Auffahrt fuhren, wandte sie sich an mich.
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