Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)
Informationen zurückgehalten hat.«
»Eine Verschwörung?«
»Überleg doch mal. Die Polizei scheint es nicht zu kümmern, dass hier Leute verschwinden oder sterben. Grieve selbst hat dir gesagt, dass Myst die Stadt regiert. Irgendwie gelingt es ihr anscheinend, die Obrigkeit zu manipulieren. Scheint nicht allzu schwer zu sein, bestimmte Dinge nicht hinauszulassen.« Sie begann, den Schreibtisch zu untersuchen.
»Aber die Leute reden doch immer … Wonach suchst du eigentlich?«
»Irgendwas, was uns helfen könnte. Vielleicht hat meine Mutter etwas aufgeschrieben oder versteckt, was uns nützt.« Sie hielt inne und sah sich um. »Wir sollten das ganze Haus durchsuchen. Kannst du dich um den Schrank kümmern?« Sie deutete mit dem Kopf auf ein antikes Buffet, das an der Wand stand.
Ich zog die erste Schublade auf und begann, die Papiere darin durchzugehen, aber ich fühlte mich wie ein Schnüffler. Das war das Heim meiner Tante, und ich durchwühlte wie ein Einbrecher ihre Sachen. Nicht, dass ich nicht schon hier und da eine Brieftasche geklaut hätte, aber das hier war etwas anderes.
Doch dann blickte ich zufällig auf und sah durch einen kleinen Spalt zwischen den Vorhängen hinaus. Die Bäume draußen waren finster im schwindenden Tageslicht, und etwas an dem Pfad, der in den Wald hineinführte, verursachte mir Gänsehaut. Er war wie ein mit Frost überzogener Schlund, der nur darauf wartete, jeden, der zu nahe herankam, zu vertilgen.
Ich senkte den Blick und suchte weiter.
»Was ist das denn?«, fragte Rhiannon und zog ein kleines Notizbuch hervor. Sie hielt es hoch. »Das sieht aus wie … Hm. Schau mal, was du davon hältst, ja?« Sie kehrte zum Tisch zurück, und ich schob die Schublade wieder zu und gesellte mich zu ihr.
Das Notizbuch war zu Feldstudien benutzt worden. Seite um Seite Diagramme, Tabellen, Notizen auf Millimeterpapier. Ich zog die Brauen zusammen und blätterte nach vorn, um den Titel auf dem ersten Innenblatt zu lesen. Heathers Schrift, Heathers Name und darunter: Magievorkommen in New Forest.
»Es scheint eine Darstellung unserer Stadt zu sein.« Ich zeigte auf eine Zeichnung, die ziemlich genau so aussah, wie ich mir die Vyne Street von oben vorstellte. »Ist das nicht unsere Straße? Und hier das Haus?«
»Du hast recht.« Rhiannon klopfte mit den Fingern auf den Tisch. »Aber was ist das für eine Markierung? Und die da?« Sie zeigte auf einen dunklen Kreis über der Stelle, wo die Klamm sich befand. In der Mitte der Zeichnung vom Haus der Schleier prangte ein Pentagramm.
»Ein dunkler Kreis, vielleicht ein dunkler Mond? Neumond?« Ich zuckte mit den Achseln.
»Aber das Pentagramm als magisches Symbol ergibt wenigstens Sinn.«
Leo unterbrach uns, als er das Telefon zuklappte. »Kaylin kommt morgen früh her. Er mag nachts nicht allein unterwegs sein.«
Wir zeigten ihm das Buch, und er erkannte es.
»Deine Mutter hatte das meistens bei sich, wenn ich mit ihr draußen war, um Wildkräuter zu sammeln. Heather hat mir erzählt, dass New Forest auf einem sehr starken Energiefeld gebaut ist, weswegen die Pflanzen, die hier wachsen, auch so mächtig sind. Die Gesellschaft, sagte sie, würde sich eine Menge Energie aus dem Land ziehen, und sie hat die Ley-Linien aufgezeichnet.«
»Du machst Witze.« Rhiannon blickte auf.
»Nein, mache ich nicht.« Er schüttelte den Kopf. »New Forest wurde auf sehr mächtigen Ley-Linien gegründet. Vielleicht gerade deshalb.«
Die Ley-Linien waren Energienetze, die die ganze Erde überzogen. Ich konnte sie fühlen, wenn ich auf Berggipfeln stand oder auf anderen Erhebungen und manchmal auch in der Nähe von Teichen, Strömen oder Seen. Doch da meine Kräfte durch den Wind gespeist wurden, konnte ich nicht immer ausmachen, wo sie entlangliefen.
Du hast noch nicht versucht, sie in der Luft zu spüren, flüsterte Ulean.
Ich kann sie im Windschatten wahrnehmen?
Natürlich.
» Du kannst sie spüren, nicht wahr?« Ich wandte mich an Rhiannon. »Du arbeitest mit Feuer, du müsstest dich doch durch die Vulkane der Cascades auf das Kraftfeld einstimmen können.«
Sie presste die Lippen zusammen. »Ich habe das Feuer nicht mehr angezapft seit …« Sie ließ sich auf einen Stuhl fallen und presste sich die Hand auf die Stirn.
»Seit wann?« Leo sah erst sie an, dann mich. »Könnte mich bitte jemand aufklären?«
Ich schüttelte den Kopf, doch Rhiannon hob die Hand. »Ich habe es ihm noch nicht erzählt, aber ich hatte vor, es zu tun, wenn der
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