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Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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arrangieren.«
    »Tu das.« Müde seufzte ich – der Tag schien unendlich lang gewesen zu sein – und hob mich auf die Füße. »In der Zwischenzeit werde ich meine Sachen auspacken.«
    »Und wir machen uns etwas zu essen. Anschließend können wir uns überlegen, wie wir das Haus sichern.«
    Auf meinem Weg hinauf nahm ich Kontakt mit Ulean auf. Ich fürchte, wir stecken alle in Schwierigkeiten. Steh mir bei, meine Freundin.
    Immer und für alle Zeiten, kam die Antwort.

7. Kapitel
    A ls ich in meinem Zimmer war, zog ich meine Börse hervor und zählte, wie viel Geld mir noch geblieben war. Bankkonten waren noch nie mein Ding gewesen. Fünfhundertdreiundzwanzig Dollar. Dazu kamen zwar die viertausend aus Martas Geschäft, aber über kurz oder lang brauchte ich einen Job.
    Die Brieftasche hatte Krystal gehört. Ich nahm an, dass sie sie irgendeinem Freier geklaut hatte. Warum ich sie behalten hatte, wusste ich auch nicht, aber vielleicht, weil sie eines der wenigen Erinnerungsstücke war, die mir von ihr geblieben waren. Und als ich sie an ihrem geschundenen Körper gefunden hatte, hatte ein einziges Foto darin gesteckt.
    Ein zerknittertes Foto von ihr und Heather, Arm in Arm. Nach dem Datum, das auf der Rückseite vermerkt war, waren die beiden zu dem Zeitpunkt zwanzig gewesen. Sie wirkten so jung, und Heather, der der Wind die Haare ins Gesicht wehte, lächelte. Krystal lächelte ebenfalls, aber in ihrem Blick lag eine Furcht, die sie niemals hatte abschütteln können.
    »Du hast es einfach nicht auf die Reihe gekriegt, oder? Du hast immer nur Mist gebaut.« Als ich sie gefunden hatte – tot –, hatte ich nicht geweint, und zwei Jahre später konnte ich es noch immer nicht. In mir war nur eine Leere, ein Loch, mit dunklem Rauch gefüllt.
    Seufzend betrachtete ich das Bild. Die Vergangenheit war vorbei. Nichts, was ich tat, konnte sie ändern, und ich fand, dass ich trotz meiner problematischen Kindheit ganz gut geraten war. Ich mochte mich jedenfalls. Wer wusste schon, wie ich mich entwickelt hätte, wenn ich es leichter gehabt hätte?
    Schließlich stellte ich das Foto gegen die Lampe auf dem Schreibtisch und legte ein zusammengerolltes schwarzes Tuch, das mit einem Band zusammengeschnürt war, aufs Bett. Dank meiner nomadischen Kindheit beschränkte ich auch meine magischen Utensilien auf ein Minimum und hatte nur Gegenstände mit Mehrfachnutzen dabei.
    Ich entknotete das Band, breitete das weiche Tuch aus und legte meinen Athame frei, meinen rituellen Dolch mit den zwei Schneiden und dem eingeschnitzten Eulenmotiv als Verzierung. Die Klinge war auf Hochglanz poliert, der Griff silbern. Daneben lag, zum Schutz in Papier eingeschlagen, eine Eulenfeder. Allein der Besitz dieser Feder konnte mir eine saftige Geldstrafe oder sogar einen Aufenthalt im Knast einbringen, da Eulen eine geschützte Art waren, daher zeigte ich die Feder nie. Als ich sie jetzt berührte, summte sie.
    Woah. Das hatte sie noch nie getan.
    Ich wartete, aber mehr geschah nicht, und nach einem Augenblick zuckte ich mit den Achseln, legte die Feder wieder zurück und nahm die wenigen anderen Gegenstände, die ich besaß: einen ›Smudge Stick‹ – ein Kräuterbündel –, einen Quarz, der auf meine Energie eingestimmt war, sowie einen rituellen Fächer. Und mehr befand sich nicht in meiner Zauberwundertüte.
    Aber mit dem, was ich von Marta geerbt hatte, würde sich meine Ausrüstung dramatisch vergrößern. Und der Gedanke, regelmäßig zu üben und meine Windmagie wirklich ausloten zu können, war aufregend. Obwohl es Hand in Hand ging mit Heathers Verschwinden, dem Indigo-Hof und der beunruhigenden Begegnung mit Grieve, konnte ich nicht anders, als mich zu freuen.
    Dennoch mussten wir zunächst etwas für Rhiannon tun. So viel aufgestaute magische Energie konnte nicht gut für sie sein.
    Meine Cousine und ich waren beide am selben Datum – am Tag der Sommersonnenwende – mit einem Abstand von zwölf Stunden geboren worden. Rhiannon, Tochter der Sonne, war bei Tagesanbruch zur Welt gekommen, als der Jahreszyklus noch anstieg, ich dagegen in der Abenddämmerung, als Tochter des Mondes, in dem Moment, in dem das Licht, die langen Tage, das Jahr zu schwinden begannen. Wir waren zusammen aufgewachsen und hatten uns als Zwillinge bezeichnet, obwohl wir uns nicht einmal annähernd ähnlich sahen. Sie kam ganz nach ihrer Mutter, ich nach Krystal.
    Bernstein und Jet hatte Tante Heather uns genannt, als wir klein waren. Feuer und

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