Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

über. »Wirst du … Ich … ich weiß nicht so recht, was ich sagen soll.« Sollte ich ihn fragen, wann er wiederkäme? Oder sollte ich tun, als sei es nur eine unbedeutende Affäre, was sich zwischen uns abspielte? Aber alles in mir schrie, dass es nicht unbedeutend sein könne, und wenn er es so haben wollte, dann war ich bereits verloren.
    Er legte mir einen Finger auf die Lippen. »Schsch, nicht jetzt. Wir sind füreinander bestimmt, Cicely. Lass es uns im Augenblick dabei belassen. In Anbetracht der Tatsache, wer meine Ketten hält, stellen sich uns viele Probleme, mit denen wir umgehen müssen, aber wir finden eine Möglichkeit. Das verspreche ich dir. Du gehörst mir. Vergiss das nie.«
    Und in Anbetracht der Tatsache, wer meine Ketten hält, haben wir sogar mehr Probleme, als du glaubst. Ich dachte es, hielt aber den Mund. Vor uns lag ein Minenfeld.
    Er beugte sich herab, um mich wieder zu küssen. »Noch eines. Ich werde dir etwas sagen, auch wenn ich mich damit in Gefahr begebe.«
    »Was?«
    »Heather lebt. Und deine Freundin Peyton auch.«
    Ich sah ihn an, und das Leuchten fiel von ihm ab, und nun sah er nur noch müde und verletzlich aus. Sagte er mir die Wahrheit? Spielte er nur mit mir? Zögernd legte ich mir die Hand an die Kehle. »Sie leben? Bist du sicher? Wo sind sie?«
    »Ich bin sicher, ja. Ich wage nicht, dir bei ihrer Befreiung zu helfen, aber ich kann dir sagen, dass sie tief im Wald festgehalten werden, hinter der Klamm, im Marburry-Hügelgrab. Ich habe keine Ahnung, wie lange sie noch am Leben sind, aber im Augenblick geht es ihnen recht gut.« Er verengte die Augen zu Schlitzen und beugte sich zu mir. »Myst hält sie gefangen.«
    »Wo ist dieses Grab? Wie tief im Wald?«
    »Du kannst nicht einfach reinmarschieren. Du musst das Portal finden, andernfalls sieht es nur aus wie ein großer Erdhügel, auf dem Gras wächst. Doch wenn du es wagen willst, musst du dem Pfad bis zu den roten Heidelbeeren folgen. Zur Linken wirst du einen Feenring aus Giftpilzen sehen.« Er zeichnete es mir auf dem Bettlaken auf.
    »Ein Feenring? Sind die nicht gefährlich?«
    »O ja. Pass genau auf, wohin du trittst, und tritt vor allem nicht in den Ring, denn er ist eine Falle. Dann gehst du ungefähr eine Stunde lang weiter. Hinter den Zwillingseichen – du kannst sie nicht übersehen, es sind die einzigen Eichen weit und breit – biegst du nach rechts ab, dann siehst du das Hügelgrab vor dir. Die Eichen sind das Portal, sie werden dich in meine Welt schleudern, und wenn Indigo-Feen in der Nähe sind, stirbst du, das kann ich dir garantieren.«
    »Aber wir müssen es probieren. Ich kann sie nicht einfach dort allein lassen.«
    Grieve zögerte, dann sagte er: »Cicely, im Wald gibt es Kreaturen, gefährliche Kreaturen, die der Indigo-Hof züchtet und ausbildet. Und dann gibt es noch die Schattenjäger. Sie … wir … geben der Angst eine neue Dimension.«
    »Ich glaube, eine von den Kreaturen ist mir schon begegnet. Ein Tillynok.«
    »Tillynoks waren einmal eher harmlose Wesen, aber alles im Wald ist durch Mysts Energie besudelt worden.« Er schaute auf seine Nägel herab. »Mehr als das kann ich nicht für dich tun. Zumindest nicht hier. Nicht jetzt.«
    Er sah mich an, und einen Moment lang konnte ich den alten Grieve sehen, den Grieve, den ich von früher kannte. Den Grieve, der mich so besorgt gemustert hatte, als er mich für das Leben auf der Straße mit Krystal vorbereitet hatte.
    Ich trat näher zu ihm und wollte ihn trösten. Als ich meine Hand auf seinen Arm legte, blickte er auf – beinahe zu schnell –, und ich sah, dass seine neue Seite mit der alten kämpfte, als er meine Hand mit seiner bedeckte. Der Wolf auf meinem Bauch stieß ein Winseln aus, und ich kam noch näher und drückte seine Schultern.
    Und dann plötzlich stürmte er zum Fenster und war fort wie ein Blatt, das vom Wind hinausgeweht wurde. Die Vorhänge am Fenster flatterten, und ich lief hin und blickte hinaus in die Nacht. Ein Wolf sprang in großen Sätzen auf den Wald zu. Ich hob eine Hand, als eine Eule – der Uhu, den ich schon einmal gesehen hatte –, sich von einem Ast emporschwang. Das Tier schraubte sich auf dem Wind aufwärts und folgte dem Wolf in den Wald.
    Langsam kehrte ich zum Bett zurück.
    Was nun? Ich musste es den anderen erzählen. Wir mussten Heather und Peyton retten. Außerdem war es nur fair, Rhiannon und Leo zu erklären, dass Grieve und ich wieder Liebende waren. Sie würden nicht glücklich